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Walter und Breckle - 1999 - Vegetation und Klimazonen Grundriß der globalen

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328 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Die Abhärtung ist mit bestimmten physikalisch-chemischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Protoplasma verb<strong>und</strong>en. Die Stabilität<br />

<strong>der</strong> Membranen (zum Beispiel durch zusätzlich!.<br />

Schwefelbrücken (-S-S-)) nimmt zu, ebenso die Viskosita:<br />

des Plasmas. Man erkennt es daran, daß beim Plasmolysicren<br />

an Stelle <strong>der</strong> Konvex- eine Konkavplasmolyse eintriti.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ung wird durch einen plötzlichen Anstieg <strong>der</strong><br />

Zellsaftkonzentration um bis zu 1 MPa infolge einer Zunahme<br />

<strong>der</strong> Zuckerkonzentration begleitet. Im abgehärteten Zustand<br />

ist das Protoplasma weitgehend inaktiviert. Die Kälteresistenz<br />

kann sich bei den überwinternden Knospen<br />

unserer Laubbäume von -5 °C im Herbst bis auf über -25 h<br />

ja selbst -35 °C im Januar bis Februar erhöhen. Die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Kälteresistenz ist in kalten Wintern größer als in<br />

milden, bei verwandten Arten einer Gattung uni so größer<br />

je weiter eine Art in das kontinentale Gebiet vorstößt.<br />

Die Abhärtung ist ein sehr komplizierter Vorgang, <strong>der</strong> in<br />

mehreren Stufen verläuft. Die erste, die zu einem gewissen<br />

Ruhestand führt, wird im Herbst durch die kürzere Tageslänge<br />

eingeleitet. Eine weitere Abhärtung erfolgt, wenn die<br />

Temperatur auf wenige Grade über 0 °C absinkt. Die stärkste<br />

Abhärtung stellt man bei Arten fest, die schon sehr tiefen<br />

Temperaturen ausgesetzt waren, also nach Auftreten <strong>der</strong> ersten<br />

starken Fröste. Wenn man abgehärtete Pflanzenteile<br />

plötzlich extrem stark abkühlt, so daß eine Verglasung des<br />

Protoplasmas eintritt (ohne Eiskristallbildung), gelingt sogar<br />

ein Einfrieren im flüssigen Stickstoff (bei -190 °C), ja sogar<br />

bei -238 °C. Man muß allerdings die Erwärmung in mehreren<br />

Stufen bis zum Auftauen durchführen, so daß nachträglich<br />

keine plasmaschädigende Eiskristallbildung eintritt.<br />

Dann bleiben die abhärtungsfähigen Arteai <strong>der</strong> kalten <strong>Klimazonen</strong><br />

am Leben. In Ostsibirien um den Kältepol henin:<br />

ist die Waldvegetation normalerweise im Winter Temperaturen<br />

von -60 °C o<strong>der</strong> tiefer ausgesetzt. Tropische Arten <strong>und</strong><br />

selbst die des ZB IV o<strong>der</strong> V lassen sich nicht abhärten.<br />

Die Abhärtung verhin<strong>der</strong>t im allgemeinen Frostschäden<br />

an einheimischen Bäumen selbst in strengen Wintern,<br />

während angepflanzte Exoten aus wärmeren Heimatgebieten<br />

ohne Abhärtungsfähigkeit solche oft erleiden. Frostschäden<br />

treten aber auf, wenn Frühfröste einsetzen, bevor die<br />

Pflanzen abgehärtet sind, o<strong>der</strong> ein Spätfrost eintritt, nachdem<br />

die Enthärtung bereits erfolgte. Häufig sieht man Spätfrostschäden<br />

an jungem ausgetriebenem Laub, das gegen Fröste<br />

sehr empfindlich ist. Auch Kambiumschäden durch Spätfrost<br />

kommen vor, wenn die Bäume bereits „im Saft" sind, das<br />

Plasma sich also schon im aktiven Zustand befindet.

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