Gutachten (PDF) - Professur Datenschutz und Datensicherheit ...
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C. Verbreitung der digitalen Güter durch die Täter<br />
Der damit für das vorliegende <strong>Gutachten</strong> essentielle Form des illegalen Vertriebs von digitalen<br />
Gütern erfolgte bis in die 90er Jahre des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts nahezu ausschließlich mittels digitaler<br />
Datenträger (z.B. durch Software-Verkäufe auf Flohmärkten). Dies hat sich in den letzten<br />
Jahren allerdings entscheidend gewandelt. Zwar werden auch heute noch digitale Inhalte<br />
häufig mittels digitaler Datenträger weitergegeben – z.B. Raubkopien von Spiel- <strong>und</strong> Audio-<br />
CDs im Bereich der sog. Schulhofkriminalität. Aufgr<strong>und</strong> der größeren Bandbreiten <strong>und</strong> damit<br />
verb<strong>und</strong>enen höheren Übertragungsgeschwindigkeiten sowie der stark gesunkenen Telkommunikationskosten<br />
nimmt allerdings heute – nicht nur bei Software, sondern auch bei Audio- <strong>und</strong><br />
Videoprodukten – vor allem der illegale Vertrieb über das Internet eine dominierende Rolle<br />
ein. Dabei können sich auch Überlappungen ergeben, wenn z.B. Software-CDs mit Raubkopien<br />
über Auktionshäuser im Internet zum Kauf angeboten werden.<br />
1. Verbreitung von Raubkopien mittels Datenträger<br />
Die Verbreitung von Raubkopien mittels Datenträger betrifft alle im vorangegangenen Teil dieses<br />
<strong>Gutachten</strong>s näher erörterten digitalen Inhalte. Softwareprodukte – insbesondere der großen<br />
Softwarehäuser – werden vor allem von gut organisierten Banden aus Asien <strong>und</strong> Osteuropa in<br />
professionellen CD-Presswerken raubkopiert <strong>und</strong> sind häufig auch rein äußerlich vom Original<br />
kaum zu unterscheiden. Daneben erfolgt die Weitergabe raubkopierter Datenträger auch im<br />
nicht organisierten privaten Bereich. Dies gilt vor allem für Spielesoftware, die nach wie vor<br />
massenhaft von Minderjährigen unter Umgehung der Kopierschutzmechanismen vervielfältigt<br />
<strong>und</strong> anschließend im Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Bekanntenkreis verteilt wird. 171 Insoweit hat sich keine<br />
Änderung zu früher ergeben, außer dass die Diskette von der CD abgelöst wurde.<br />
Auch für Audio-CDs gilt im Prinzip das soeben zu den Softwareprodukten Gesagte: Audio-<br />
CDs werden entweder von organisierten Straftätergruppen in illegalen Presswerken – die in den<br />
letzten Jahren vor allem Russland zu einem Zentrum der Musikpiraterie machten 172 – nahezu<br />
perfekt gefälscht <strong>und</strong> auf den Markt gebracht oder es werden im privaten Bereich mittels der<br />
inzwischen weit verbreiteten CD-Brenner 1:1 Kopien erstellt. Dabei spielt eine maßgebliche<br />
Rolle, dass letzteres im Rahmen des § 53 UrhG – zumindest zur Zeit noch – in einem gewissen<br />
Umfang zulässig ist. Allerdings werden Kopien von Audio-CDs häufig nicht nur für einen eng<br />
umrissenen Personenkreis erstellt, sondern z.B. gleich für die gesamte Schulklasse.<br />
Ein relativ neues Phänomen stellt die Verbreitung von digitalen Datenträgern mit Videoinhalten<br />
dar. Obwohl diese Datenträger – insbesondere DVDs – gegen unberechtigtes Kopieren geschützt<br />
sind, können die Schutzmechanismen – wie oben dargestellt – leicht umgangen werden.<br />
Dies hat dazu geführt, dass vor allem Spielfilme inzwischen massenhaft von DVDs ausgelesen<br />
<strong>und</strong> anschließend auf CDs weiter vertrieben werden. Eine besondere Bedeutung kommt dabei<br />
der Video CD (VCD) – <strong>und</strong> auch der Super Video CD (SVCD) – zu, da hierzu handelsübliche<br />
CD-R(W)-Rohlinge verwendet <strong>und</strong> diese mit den herkömmlichen CD-Brennern leicht erstellt<br />
werden können. Weil dazu aufgr<strong>und</strong> der geringen Speicherkapazität einer CD von bis zu 700<br />
MByte eine erhebliche Kompression der DVD-Daten notwendig ist, müssen allerdings relevante<br />
Qualitätseinbußen bei der Bild- <strong>und</strong> Tonqualität hingenommen werden. Im übrigen spielt –<br />
soweit ersichtlich – die 1:1 Kopie von DVD auf DVD noch keine große Rolle, was wohl damit<br />
171. Vgl. http://www.stern.de/computer-netze/spezial/raubkopieren/artikel_45741.html?seite=4<br />
(Stand: 12.8.2002).<br />
172. Vgl. http://www.iipa.com/rbc/2002/2002SPEC301RUSSIA.pdf (Stand: 12.8.2002).<br />
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