Gutachten (PDF) - Professur Datenschutz und Datensicherheit ...
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2.3 Spezielle DRM-Techniken<br />
chen. Vorbespielte Videokassetten, die unter Verwendung des Macrovision-Kopierschutzes hergestellt<br />
wurden, enthalten in der Austastlücke (einem Teil des Bildsignals, der auf normalen<br />
Fernsehgeräten nicht sichtbar ist) Bereiche, in denen Spannungen außerhalb des normalen Helligkeitsbereiches<br />
auftauchen. Die automatische Pegelkontrolle in einem aufzeichnenden VHS-<br />
Heimrekorder reagiert auf diese Überspannungen durch Herunterregeln der Verstärkung, wodurch<br />
das beim Kopieren vom Rekorder aufgenommene Bild insgesamt dunkler wird. Da die<br />
Überspannungen ständig wechseln, springt die Helligkeit des aufgezeichneten Videosignals,<br />
was zu einer erheblich verschlechterten Widergabequalität des kopierten Videos führt.<br />
Die Pegelsteuerung des Videosignals ist nicht zwingend erforderlich <strong>und</strong> nur sehr wenige Techniken<br />
zur Pegelsteuerung lassen sich durch das Macrovision-Verfahren so stark irritieren, dass<br />
es zu Problemen bei der Bildaufzeichnung kommt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat die japanische Firma<br />
JVC, die Lizenzgeberin für das heute dominierende analoge Heimvideoformat VHS ist,<br />
vor einiger Zeit die Lizenzbedingungen für Hersteller so geändert, dass eine bestimmte für<br />
Macrovision besonders empfindliche Pegelsteuertechnik für alle VHS-Videorekorder zwingend<br />
vorgeschrieben ist.<br />
Der Macrovision Kopierschutz lässt sich technisch vergleichsweise einfach auf verschiedene<br />
Arten umgehen. Eine Möglichkeit ist die Deaktivierung der Pegelsteuerung im aufzeichnenden<br />
Videorekorder, was insbesondere bei älteren Geräten oft durch Austausch eines einzigen elektronischen<br />
Bauteils möglich ist. Eine weitere Möglichkeit sind externe Filterschaltkreise die<br />
zwischen den wiedergebenden <strong>und</strong> aufnehmenden Rekorder geschaltet werden. Sie lassen die<br />
sichtbaren Bildbestandteile eines Videosignals ungehindert passieren, aber die Synchronisationspulse<br />
<strong>und</strong> anderen Signale in der Austastlücke werden neu <strong>und</strong> somit frei von Überspannungen<br />
erzeugt. Die meisten Elektroniker mit guten Videotechnikkenntnissen werden kaum mehr<br />
als eine Woche benötigen, um durch Beobachtung des Videosignals mit einem Oszilloskop<br />
das Macrovision-Prinzip zu verstehen <strong>und</strong> eine einfache Version einer derartigen Kopierfilterschaltung<br />
zu entwickeln, die mit Hilfe von elektronischen Bauelementen realisiert werden kann.<br />
Solche Bauelemente finden auch in jedem Fernsehgerät Verwendung, sind in Bastelläden erhältlich<br />
<strong>und</strong> kosten insgesamt weniger als 50 EUR. Zahlreiche Beschreibungen von Macrovision-<br />
Filterschaltungen in Elektronikmagazinen <strong>und</strong> Internet-Seiten belegen dies.<br />
Derartige Filterschaltungen waren auch einige Zeit kommerziell verfügbar, allerdings hat die<br />
Firma Macrovision sorgfällig fast jede denkbare Bauform schon vor Einführung des Systems<br />
patentieren lassen, <strong>und</strong> konnte somit den kommerziellen Vertrieb dieser Produkte recht<br />
erfolgreich mit rechtlichen Mitteln einschränken. Allerdings existiert eine Reihe von völlig<br />
legitimen Videotechnik-Produkten, die nicht speziell als Macrovision Kopierschutzfilter entwickelt<br />
wurden, die aber dennoch die Synchronpulse regenerieren <strong>und</strong> somit ganz nebenbei<br />
auch den Macrovision-Schutz vollständig entfernen. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene<br />
Videoschnitt-Graphikkarten für PCs, professionelle Videoausrüstung zum Verbessern der Signalqualität<br />
in Videostudios (time base correctors), sowie verschiedene Videoeffekt-Geräte <strong>und</strong><br />
Videorekorder, die nicht mit dem VHS-Standard arbeiten. Auch wenn das Macrovision System<br />
eine gewisse Hemmschwelle für den elektronisch unversierten Endk<strong>und</strong>en darstellt <strong>und</strong> verhindert,<br />
dass nur mittels einfachen Verbindens zweier Heimrekorder gute Kopien erstellt werden<br />
könnten, so lässt sich die Technik doch mit etwas Sachverstand <strong>und</strong> einer geringfügigen Investition<br />
mühelos umgehen.<br />
Macrovision wird heute nicht nur in vorbespielten Videokassetten zum Verleih oder Verkauf<br />
eingesetzt, sondern auch in DVD-Abspielgeräten <strong>und</strong> Pay-TV-Zugriffskontrollsystemen. Bei<br />
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