MIGRALTO - Integration
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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für die aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
eine Fokussierung auf die eigenen Strukturen und Netzwerke bewirkt. Die Motivation zur Partizipation<br />
ausserhalb derselben habe sich entsprechend verringert.<br />
Konsens: Fokusgruppe IT, Fokusgruppe CH, Gemeinden<br />
Einig sind sich die beiden Fokusgruppen und die Gemeinden auch darüber, dass es als<br />
Rahmenbedingungen für eine zu gelingende Partizipation entsprechende politische Vorgaben, eine<br />
Strategie und ein Leitbild sowie personelle und fachliche Ressourcen benötige. Dabei wird darauf<br />
hingewiesen, dass solche Rahmenbedingungen gerade für kleinere Gemeinden öfters fehlen.<br />
Ebenfalls einig sind sich die drei Gruppen über die Voraussetzungen für eine gleichwertige<br />
Partizipation. Dazu gehöre, dass ältere MigrantInnen gleich von Beginn an bei der Gründung von<br />
Partizipationsstrukturen und -formen gleichberechtigt mitbeteiligt seien. In einer idealen Struktur<br />
müssten MigrantInnen analog zu SchweizerInnen gleichwertig in Entscheidungspositionen vertreten<br />
sein, was beispielsweise bei Projekten eine Co-Leitung bedeuten könne.<br />
Beide Fokusgruppen teilen die Einschätzung darüber, dass für die Zielgruppe ältere MigrantInnen die<br />
Strukturen zur Partizipation sehr niederschwellig angelegt sein sollten. Zudem weisen beide darauf<br />
hin, wie wichtig der Einbezug von Schlüsselpersonen aus den Migrationsgemeinschaften für<br />
gelingende Partizipationsprozesse sei.<br />
Dissens: MigrantInnen<br />
Die interviewten älteren MigrantInnen sprechen, ähnlich wie die VertreterInnen der<br />
Migrantenorganisationen, die für sie häufig nicht erschwinglichen Kosten von Partizipation an (in Form<br />
von Tagungsgebühren oder mit anderen Partizipationsangeboten verknüpfte Kosten). Partizipation<br />
müsse auch für Menschen mit bescheidenen ökonomischen Mitteln erschwinglich sein, wenn sie nicht<br />
zur Hürde werden soll. Die Idee der Partizipation im Sinne der aktiven Bürgerschaft stösst bei den<br />
MigrantInnen auf gemischte Gefühle: Wäre das lokale Stimmrecht für MigrantInnen in der Schweiz als<br />
Voraussetzung und Rahmenbedingung gegeben, würden sich die Bestrebungen für eine aktive<br />
Bürgerschaft als Konstrukt erübrigen.<br />
Interpretation: Die Aussagen der MigrantInnen und ihrer Organisationen zeigen deutlich, wie wichtig<br />
ihnen politische Rechte sind, wie entschieden sie gesellschaftliche Partizipation an diese Rechte<br />
binden und wie enttäuscht und verletzt sie über ihre Nichtanerkennung als gleichberechtigte<br />
BürgerInnen des Landes sind, zu dessen Wohlstand sie mir ihrer Arbeit beigetragen haben. Dies wirft<br />
ein neues Licht auf das ihnen im politischen Diskurs häufig vorgeworfene, angebliche Desinteresse an<br />
der Partizipation in der Mehrheitsgesellschaft, die sich ihrerseits die Frage stellen müsste, ob<br />
überhaupt noch und wie die Motivation zur gesellschaftlichen Partizipation bei Menschen im Alter<br />
geweckt werden könnte, wenn man sie vorher während Jahrzehnten davon ausgeschlossen hat. Noch<br />
pointierter könnte man aufgrund dieser Erkenntnisse fragen, ob die Idee der Partizipation der älteren<br />
Migrationsbevölkerung nicht der falsche Weg für das Anliegen ist, und ob man nicht den Diskurs<br />
anders führen müsste. Zum Beispiel, indem man einerseits die Bedürfnisse der heutigen älteren<br />
MigrantInnen besser erfasst und ihnen gerecht zu werden versucht, und dass man ihnen – die ihr<br />
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