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MIGRALTO - Integration

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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für die aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />

Institutionen – nebst einer selbstkritischen Haltung – auch die Meinung vertreten, dass ältere<br />

MigrantInnen aufgrund der bestehenden Angebote sehr wohl die Möglichkeit zur Partizipation<br />

hätten, wenn sie nur wollten, fühlen sich die älteren MigrantInnen ihrerseits nach wie vor häufig<br />

nicht eingeladen bzw. nicht wirklich angesprochen. Hier zeigt sich einmal mehr ein Wechsel der<br />

Ebenen im Verständnis von Partizipation bei den Schweizer VertreterInnen: Die bisherigen<br />

Partizipationsmöglichkeiten zielten tendenziell auf eine (konsumierende) Teilnahme bei Angeboten<br />

oder bei bereits konzipierten und entschiedenen Partizipationsaktivitäten ab. Von einer<br />

Partizipation mit Mitsprache-, Mitentscheidungs- und Mitgestaltungsrecht kann in der Regel nicht<br />

gesprochen werden.<br />

Diese unterschiedliche Wahrnehmung der aktuellen Partizipationsverhältnisse in den Gemeinden<br />

beinhaltet ein gewisses Konfliktpotenzial. So war vor allem in der CH Fokusgruppe und in den<br />

Telefoninterviews mit den Altersbeauftragten und <strong>Integration</strong>sdelegierten spürbar, dass sich diese<br />

in ihrem professionellen Engagement, ältere MigrantInnen auch mit kreativen Mitteln zu erreichen<br />

und ihre Partizipation zu ermöglichen, von der Zielgruppe häufig nicht anerkannt fühlen (im Sinne:<br />

„Wir geben uns doch so Mühe und sie partizipieren trotzdem nicht.“).<br />

Die älteren MigrantInnen ihrerseits verfügen vor dem Hintergrund ihres jahrzehntelangen<br />

gesellschaftlichen Ausschlusses von Mitbestimmung über eine erhöhte Sensibilität in diesem<br />

Bereich und erleben die Bemühungen seitens behördlicher Stellen teilweise nach wie vor als<br />

ungenügend oder sie fühlen sich nicht wirklich angesprochen. Nicht zu unterschätzen ist dabei die<br />

Wirkung einer unbewusst erfolgten Konditionierung der Migrationsbevölkerung (wir dürfen nicht<br />

partizipieren, wir sind nicht gefragt). Es benötigt viel Geduld und stetes Engagement, ein einmal<br />

sozial-kognitiv Erlerntes aufzulösen und durch neue Lernprozesse zu ersetzen (Berger und<br />

Luckmann, 1969). Dazu gehört auch, konstruktiv mit dem Verdacht umzugehen, dieses<br />

Partizipationsangebot sei lediglich eine Alibiübung, weil man nach wie vor nicht bereit sei, den<br />

langjährig hier ansässigen MigrantInnen das Bürgerrecht zuzugestehen.<br />

� Ob das Konzept der gesellschaftlichen Mitverantwortung (vgl. Kruse, 2010) für sozioökonomisch<br />

und gesundheitlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen, darunter beispielsweise ältere<br />

MigrantInnen, dieselbe Gültigkeit hat wie für die Generation der aktiven, gesunden und<br />

wohlhabenden SeniorInnen in der Schweiz, die nach der Pensionierung über ein<br />

bürgerschaftliches Engagement (vgl. Kricheldorff, 2008) weiterhin einen Dienst an der Gesellschaft<br />

leisten wollen, der zudem auch ihre individuelle Sinnfindung im Alter unterstützt, ist fraglich.<br />

Entsprechende Zurückhaltung und Akzeptanz sind somit geboten, wenn ältere MigrantInnen sich<br />

nach ihrer Pensionierung nicht freiwillig für gesellschaftliche Aufgaben engagieren möchten. Zum<br />

einen haben sie mit ihrer häufig die Gesundheit stark belastenden Arbeit während Jahrzehnten<br />

bereits zum gesellschaftlichen Wohlstand der Schweiz beigetragen und verfügen mit der<br />

Pensionierung erstmals in ihrem Leben über etwas mehr „private Zeit“. Zum andern hiesse dies<br />

auch, weiterhin für eine Gesellschaft Aufgaben zu übernehmen, die sie über eine weite Spanne<br />

ihres Lebens nicht als MitbürgerInnen anerkannt hat.<br />

Für diejenigen älteren MigrantInnen – und das scheinen gemäss der durchgeführten Interviews<br />

sowie der Aussagen der Fokusgruppe IT nicht wenige zu sein – die sich trotzdem gerne in der<br />

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