MIGRALTO - Integration
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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse, unter welche die hier diskutierte aktive Bürgerschaft als<br />
Partizipation älterer Migrantinnen subsummiert werden kann.<br />
2.2 Sozialisation (V. Abati)<br />
In Zusammenhang mit der Diskussion, ob unterschiedliche Ethnizität nach ethnien-spezifischen<br />
Angeboten oder partizipativen Prozessen verlangt, soll hier kurz die Sozialisation als Grundkonzept<br />
skizziert werden, um dadurch mögliche Hinweise auf die Frage zu finden, ob und wie stark Ethnizität<br />
den partizipativen Prozess prägt oder prägen könnte.<br />
„Sozialisation ist Persönlichkeitsentwicklung in Aufnahme von und in Auseinandersetzung mit der<br />
gesellschaftlichen, kulturellen und materiellen Umwelt, insbesondere in Interaktion mit Personen.“<br />
(Geulen, 1977)<br />
Die hier verwendete Definition basiert auf den Arbeiten von Hurrelmann und Geulen (2006)<br />
.Sozialisation gilt als die Anpassung eines Individuums an die gesellschaftlichen Denk- und<br />
Gefühlsmuster durch Verinnerlichung von den herrschenden sozialen Normen. Als wissenschaftlicher<br />
Begriff bezeichnet sie zum einen die Entwicklung der Persönlichkeit aufgrund ihrer Interaktion mit ihrer<br />
materiellen und sozialen Umwelt. Zum anderen meint sie die sozialen Bindungen zwischen<br />
verschiedenen Individuen. Dadurch entstehen im sozialen Zusammenleben Handlungsbezüge im<br />
Sinne von Vergemeinschaftung und Handlungsorientierungen als soziale Identität. Das bedeutet, dass<br />
ein Individuum sich tendenziell nach den jeweils geltenden Normen und Werten der Gesellschaft<br />
verhält, in der es sozialisiert wurde.<br />
Unter Sozialisation wird aber meist auch die Gesamtheit der Lernprozesse verstanden, die durch eine<br />
spezifische Gesellschaft vermittelt werden. Dadurch wird das Individuum sozial handlungsfähig und<br />
nimmt am sozialen Leben teil, wodurch es an der Entwicklung der Gesellschaft auch mitwirken kann.<br />
Sozialisation wird ausserdem als lebenslanger Prozess gesehen, der durch sogenannte Sozialis-<br />
ationsinstanzen die sozialen Lernprozesse des Indiviuums beeinflussen oder gar steuern kann.<br />
In diesem lebenslangen Sozialisationsprozess werden drei Stufen der Sozialisation unterschieden: die<br />
primäre, die sekundäre sowie die tertiäre. Nach Berger und Luckmann (1969) wird primäre<br />
Sozialisation als Prozess beschrieben, in welchem einem Menschen in den ersten Lebensjahren<br />
fundamentales Wissen vermittelt wird, um sich in seiner sozialen Umgebung zurechtzufinden und<br />
darin interagieren zu können. Der junge Mensch findet dadurch schrittweise zu seiner Identität und<br />
Rolle.<br />
Die durch die primäre Sozialisierung gelegten Fundamente für die Anpassung an und die Interaktion<br />
mit der Umwelt, führen fliessend zur sekundären Sozialisation des Individuums, die sich im<br />
Jugendlichen- und Erwachsenenalter fortsetzt. Während sich die sekundäre Sozialisation vor allem im<br />
ausserfamiliären Kontext fortsetzt, wird in der tertiären Phase in erster Linie das berufliche Umfeld als<br />
Kontext des Sozialisationsprozesses genannt.<br />
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