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MIGRALTO - Integration

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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />

Defizite der Zielgruppen, sondern vielmehr ihre Ressourcen und die Stärkungsmöglichkeiten ihres<br />

Handlungspotenzials standen fortan im Fokus des Interessens.<br />

Eine weitere Parallele besteht darin, dass die Themen ‚Alter„ und ‚Migration„ in ihrer Verknüpfung, der<br />

unser Forschungsinteresse gilt, weder in der Migrations- / <strong>Integration</strong>sforschung noch in der<br />

Sozialgerontologie ein etablierter Untersuchungsgegenstand sind. Vielmehr fristet das Thema<br />

‚Migration„ in der Sozialgerontologie und das Thema ‚Alter„ in der Migrations- und<br />

<strong>Integration</strong>sforschung ein stiefmütterliches Dasein. Das Konzept von Alter als Lebensgestaltung<br />

(Kalbermatten 1998), das ‚Alter„ nicht als einen letzten Lebensabschnitt definiert, der keine<br />

Entwicklungsmöglichkeiten mehr bietet, sondern vielmehr von Leben als einem Kontinuumsmodell<br />

ausgeht, das lebenslange Entwicklung (Erikson, 1966) bedeutet, lässt sich auch auf Migration<br />

übertragen. So teilen wir die These von Dietzel-Papakyriakou (1990), dass im Alter immer mehr ein<br />

Rückzug in die eigene ethnische Gruppe geschehe und im interethnischen Kontakt mit der<br />

Mehrheitsgesellschaft keine grossen Entwicklungschancen mehr liegen würden, nur bedingt. Vielmehr<br />

gehen wir davon aus, dass Migration auch eine Ressource für die Lebensgestaltung im Alter ist und<br />

das Alter von MigrantInnen nicht nur vergangenheitsbezogene, sondern in Interaktion mit der<br />

gesellschaftlichen Umgebung auch zukunftsweisende Perspektiven beinhaltet. Wichtig scheint uns im<br />

Weiteren zu überprüfen, ob die Annahme der doppelten Diskriminierung von ethnischen Minderheiten<br />

und Migrationspopulationen im Alter – einerseits aufgrund der Herkunft und anderseits aufgrund der<br />

materiell häufig kritischen Lage – auch für die Schweiz zutrifft. So vertrat u.a. Moore (1971), dass alte<br />

Menschen „zusätzlich zum Altersstigma auch noch Opfer von ethnischen Vorurteilen“ würden. Aber<br />

auch der sechste Berliner Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland<br />

(2010, S. 94ff) weist darauf hin, dass Alters- und Alternsprobleme von Menschen mit Migrationshinter-<br />

grund ethnogerontologisch häufig mit der „Double-Jeopardy-These“ gefasst werden. Diese besagt,<br />

dass diese Bevölkerungsgruppe von einem doppelten Gefährdungs- oder einem kumulativen<br />

Diskriminierungsrisiko betroffen sei: einerseits von einer ethnisch bedingten und anderseits von einer<br />

altersbezogenen gesellschaftlichen Ausgrenzung (vgl. auch Dowd & Bengtson, 1978).<br />

Solche Benachteiligungen können sich zu einer drei- oder vierfachen ausdehnen, wenn<br />

Altersunterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die jeweiligen Schichtzugehörigkeiten<br />

mitgedacht werden. Somit könne geradezu von einem „grey triangle of structural ageism“ gesprochen<br />

werden. Am meisten benachteiligt in unserer Gesellschaft seien demnach Frauen mit nichtwestlichen<br />

Migrationshintergründen, die aus unteren sozialen Schichten stammen. Aber gerade für diese Gruppe<br />

würden die Orientierung an einem ethnischen Selbstverständnis sowie insbesondere religiöse<br />

Einstellungen und Organisationen einen wichtigen Halt und Schutz im Alter bieten. Die Ethno-<br />

Gerontologie versteht Ethnizität und Religiosität als Ressourcen, auf die gerade im Alter<br />

zurückgegriffen wird (vgl. Kondratowitz, 1999). Das Interesse an herkunftsbezogenen Erinnerungen<br />

nimmt zu, ebenso an der eigenen kulturellen und religiösen Identität, die allerdings nicht statisch ist,<br />

sondern immer wieder in Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Umgebungseinflüssen<br />

gedeutet und neu konstruiert wird. Ethnizität, Religiosität und soziokulturelle Herkunftsbezüge<br />

gewinnen somit im Alter zunehmend an Bedeutung. Sie seien aber niemals als gegebene oder gar<br />

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