MIGRALTO - Integration
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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
Die mangelnde <strong>Integration</strong>, verstanden als fehlende und/oder unzureichende Partizipation an der<br />
schweizerischen Mehrheitsgesellschaft, habe zur Folge, dass ältere ItalienerInnen in der<br />
deutschsprachigen Schweiz auch nach jahrzehntelangem Aufenthalt noch über keine oder nur geringe<br />
Kenntnisse dieser Landessprache sowie allgemein über ein Informations- und Partizipationsdefizit in<br />
Bezug auf die schweizerische Gesellschaft verfügten.<br />
Mit dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben bzw. mit der Pensionierung würden sich die wenigen,<br />
ungefestigten Sprachkenntnisse weiter zurückbilden und setze ein zunehmender Rückzug in die<br />
eigene ethnische Gruppe - die sogenannte ethnische Insulation (Dietzel-Papakyriakou, 1990) bzw.<br />
damit einhergehend ein „disengagement“ (Cumming & Henry, 1961) von der Mehrheitsgesellschaft<br />
ein. Dieser Prozess wiederum wird tendenziell als ein Defizit interpretiert bzw. als ein Indikator für eine<br />
nicht erfolgreiche <strong>Integration</strong>/Partizipation in der Schweiz.<br />
In der vorliegenden Masterarbeit interessieren nun im Zusammenhang mit der Lebensgestaltung<br />
älterer MigrantInnen – am Beispiel der ItalienerInnen - die eigene Sicht der „Objekte„ des oben<br />
skizzierten Diskurses und somit folgende Fragen:<br />
Was heisst für sie Partizipation im Alter? Welche Bedeutung hat für sie die Vergemeinschaftung in<br />
eigenen ethnischen Strukturen? Welche Auswirkungen hat die oft zitierte gute Selbstorganisation der<br />
italienischen MigrantInnen für ihre Lebensgestaltung im Alter? Ist sie ein Mittel der gesellschaftlichen<br />
Partizipation oder wirkt sie eher als Selbstausschluss aus der Mehrheitsgesellschaft? Fördert sie die<br />
Auseinandersetzung über Mitsprache und Mitgestaltung zu gesellschaftlichen Fragen des Alter(n)s?<br />
Wirkt sie als Organisationsressource für die Teilhabe an politischen Prozessen zu diesen Fragen?<br />
(vgl. dazu die Ergebnisse der für diese Masterarbeit durchgeführten Befragungen in den Kapiteln 5.2.3<br />
und 5.3).<br />
In der Forschungsliteratur der Schweiz zum Thema ‚Partizipation der Migrationsbevölkerung„ geht u.a.<br />
Soom Amann (2006, S. 415 - 453) auf diese Fragen ein. Sie untersucht diese am Beispiel der<br />
italienischen Organisationen in Bern. In der vorliegenden Masterarbeit teilen wir ihr Interesse an der<br />
Frage, welche Partizipationsmöglichkeiten sich die in Bern wohnhaften ItalienerInnen durch ihre<br />
Vereinstätigkeit geschaffen haben. In der wissenschaftlichen Literatur sind MigrantInnenvereine und<br />
ihre Funktion in <strong>Integration</strong>sprozessen ein eher marginales Thema. Wo sie diskutiert werden, geht es<br />
meist um die Grundsatzfrage, ob die Selbstorganisation von MigrantInnen eine integrative Wirkung<br />
habe für ihre Partizipation an der Gesellschaft des Aufenthaltslandes oder aber zu ihrer Ausgrenzung<br />
führe. Ginge man davon aus, dass sich eine ethnisch definierende Gruppe selbst genüge und sich<br />
daher nicht mit der Aufnahmegesellschaft zu vernetzen brauche, dann könnte man die<br />
Selbstorganisation der ersten italienischen Einwanderungsgeneration nach dem zweiten Weltkrieg in<br />
Bern auch als gelungenen Widerstand gegen den Druck der Mehrheitsgesellschaft zur „kulturellen<br />
Assimilierung“ deuten. Die Frage, ob diese Selbstorganisation auch die Partizipation im Sinne<br />
struktureller Teilhabe an der Gesellschaft förderte, ist damit aber noch nicht beantwortet. Die These<br />
der Binnenintegration (vgl. Elwert, 1982 in Kapitel 2.5) postuliert den Prozess der Selbstorganisation<br />
von MigrantInnen als wichtige Grundlage für die zu erreichende gesamtgesellschaftliche <strong>Integration</strong><br />
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