MIGRALTO - Integration
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5 – SCHRANKEN / HÜRDEN:<br />
«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für die aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
Konsens: MigrantInnen, Fokusgruppe IT, Fokusgruppe CH, Gemeinden<br />
In deutlicher Übereinstimmung werden sprachliche Verständigungsschwierigkeiten zwischen den<br />
älteren MigrantInnen und den Fachpersonen des Altersbereichs als Partizipationshürde bezeichnet.<br />
Die VertreterInnen der Fokusgruppe IT unterscheiden hier aber deutlich zwischen der rein<br />
fremdsprachlichen Hürde (Deutsch/Italienisch) zum einen und den Schwierigkeiten in Bezug auf das<br />
Verstehen einer Fachsprache und des dadurch erschwerten Zugangs zu den wenig bekannten<br />
Strukturen zum andern. Die Einschätzung, dass es sich bei älteren MigrantInnen um eine schwer<br />
erreichbare Zielgruppe handle, wird von beiden Fokusgruppen und den Gemeinden geteilt. Ebenfalls<br />
Konsens besteht in der Annahme, dass sich der Ausschluss der Migrationsbevölkerung von der<br />
politischen Mitbestimmung auf die Motivation der älteren Menschen für anderweitige gesellschaftliche<br />
Mitgestaltung negativ auswirke. Die VertreterInnen beider Fokusgruppen weisen auf einen<br />
niederschwelligen Zugang zu Partizipationsprozessen hin. Von den VertreterInnen der italienischen<br />
Migrantenorganisationen sowie den interviewten MigrantInnen werden im Gegensatz zu den<br />
VertreterInnen der schweizerischen Fokusgruppe neben der sprachlichen und finanziellen Schwelle<br />
keine weiteren konkreten Ausführungen dazu gemacht.<br />
Dissens: MigrantInnen<br />
Ältere MigrantInnen verfügen zum Thema „ihrer Erreichbarkeit“ über eine andere Perspektive. So<br />
sehen sie sich selber sehr wohl als erreichbar für Belange, die sie interessieren, weil sie für ihre<br />
alltägliche Lebenswelt von unmittelbarer Bedeutung sind (Gesundheit, Wohnen, Versorgung im Alter,<br />
Beziehung zur zweiten Generation etc.). Erreichbar sind sie ebenfalls für ihre familiären und eigenen<br />
sozialen Netzwerken, in denen sie Freiwilligenarbeit leisten, sei es in Form von Enkelbetreuung oder<br />
sozialer Aktivitäten in den eigenen Vereinen. Nicht zu unterschätzen ist dabei aber wohl der Anteil der<br />
älteren Migrationsbevölkerung, der – auch von den eigenen Migrationsorganisationen – für<br />
gemeinsame Teilnahme oder Teilhabe gar nicht erreicht werden will.<br />
Interpretation: Die Verantwortung für die sprachliche Verständigungsproblematik wird nicht nur den<br />
älteren MigrantInnen zugewiesen. Vielmehr ist ein gewisses Verständnis vorhanden, dass sie<br />
aufgrund ihrer Biografie als ArbeitsmigrantInnen im Alter oft über geringe oder mangelhafte<br />
Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen. Als wirksamer Hürdenabbau wird von den Institutionen<br />
und Organisationen im Altersbereich der Einsatz von mehrsprachigem Fachpersonal als institutionelle<br />
Ressource gesehen.<br />
Die VertreterInnen der Institutionen und Organisationen des Altersbereichs können die<br />
Enttäuschung/Verletztheit älterer MigrantInnen über ihren lebenslänglichen Ausschluss von den<br />
demokratischen Rechten verstehen und erklären sich daher auch deren Rückzug in Aktivitäten<br />
innerhalb der eigenen Community bzw. die eher distanzierte Haltung gegenüber<br />
Partizipationsangeboten der Mehrheitsgesellschaft vor diesem Hintergrund. Allerdings ist zu<br />
befürchten, dass die Höhe dieser Hürde, die unter den Begriffen ‚Desillusionierung„, ‚Unmut und<br />
Unverständnis über die Schweizer Haltung„ erklärt wurde, unterschätzt wird. Es wird nicht genügen,<br />
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