MIGRALTO - Integration
MIGRALTO - Integration
MIGRALTO - Integration
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für die aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
Ein weiterer Aspekt, welcher die Erreichbarkeit und Bereitschaft zur Partizipation erschwere, könne<br />
auch in persönlichen negativen Erfahrungen älterer MigrantInnen liegen, die sie im Laufe ihrer<br />
Biografie in der Schweiz gemacht haben. Viele seien deshalb auch heute noch Behörden gegenüber<br />
misstrauisch und ängstlich. Anstatt positiver Angebote zur Partizipation, erwarten sie eher die<br />
gewohnte Kontrolle. Diese erworbene Abwehrhaltung vermögen dann auch gut gemeinte und<br />
konstruktive Bemühungen von Seiten der Altersinstitutionen und –organisationen nicht mehr immer<br />
aufzulösen:<br />
„Mir war das gar nicht bewusst, dass das ein Problem sein könnte. Scheinbar ist es aber ein Thema<br />
für viele und in dem Sinn auch eine Aufgabe für die Behörden, da Hemmungen abzubauen.“<br />
Als weitere Erklärung für die Schwierigkeit, ältere MigrantInnen zu erreichen und für die Partizipation<br />
ausserhalb ihrer eigenen Lebenswelt zu gewinnen, wird die starke Binnenintegration der italienischen<br />
ArbeitsmigrantInnen der ersten Einwanderungsgeneration der Nachkriegszeit in die Gruppe der<br />
eigenen Landsleute als Reaktion auf das fremdenfeindliche gesellschaftliche Umfeld der Schweiz in<br />
ihren jungen Jahren (60-er und 70-er Jahre) herbeigezogen:<br />
„Das ist noch heutzutage die Mentalität. ‚Wir helfen uns selber, das ist die beste Lösung. Wir haben<br />
kein Vertrauen in die Institutionen‘ (…) Das war ihre Überlebenskraft, die sie hatten. ‚Wir gegen alle‘.<br />
Und was bedeutet das, wenn jemand zwanzigjährig in die Schweiz kommen musste, nur um zu<br />
arbeiten, ohne Rechte, nur arbeiten. Wurdest Du krank, warst Du weg. Das ist den Leuten als Gefühl<br />
geblieben. Leider. Und das wird sehr schwierig sein, das zu ändern. (…) Ich bin überzeugt, wir werden<br />
es nie ändern. Das geht nicht. Es gibt Sachen im Leben, die man leider nicht mehr ändern kann.“<br />
Fragebereich 2)<br />
Als ExpertInnen im Altersbereich haben Sie den Auftrag, die Partizipation der Altersbevölkerung, also<br />
auch der älteren Migrantinnen und Migranten zu fördern.<br />
Wo und wie (konkrete Beiträge) wünschen Sie sich die Partizipation von älteren MigrantInnen?<br />
Wo und wie ermöglicht Ihre Gemeinde/Institution/Organisation diese Partizipation<br />
(Rahmenbedingungen)?<br />
Diskussionsergebnisse:<br />
Der Begriff der Partizipation wird kontrovers diskutiert. Die ExpertInnen wünschen, dass ältere<br />
MigrantInnen ihre Bedürfnisse formulieren (können). Um zu partizipieren brauche es MigrantInnen, die<br />
ihre eigenen Interessen vertreten. Allerdings habe diese erste Einwanderungsgeneration in der<br />
Schweiz nicht Bedingungen vorgefunden, welche der Partizipationsbereitschaft und -kompetenz<br />
förderlich waren:<br />
„Sie sind es nicht gewohnt, dass ihre Meinungen und Erwartungen gefragt sind und äussern diese<br />
daher auch nicht einfach von sich aus aktiv. (…) So wie wir leben, so gehen wir dann auch ins Alter.“<br />
89