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MIGRALTO - Integration

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2.5 <strong>Integration</strong> (H. Hungerbühler)<br />

«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />

Früheren Ausrichtungen der <strong>Integration</strong>sforschung gemeinsam ist meist die Perspektive der<br />

Aufnahmegesellschaft und deren Blick auf die Zugewanderten, die sich in ihr zu integrieren haben.<br />

Dass ‚<strong>Integration</strong>„ in der Regel aus einer Problem- bzw. Defizitperspektive sowie überwiegend<br />

einseitig aus Sicht der Aufnahmegesellschaften beforscht wurde/wird, kritisieren mehrere AutorInnen.<br />

Nach Stienen & Wolf (1991) beispielsweise lässt sich theoriengeschichtlich nachweisen, wie sich die<br />

Terminologie zwar etwas verändert habe, sich im Grundsatz jedoch die Konzeptionalisierung von<br />

<strong>Integration</strong> während Jahrzehnten gleich geblieben sei: „So richtet sich das Erkenntnisinteresse denn<br />

ohne Ausnahme darauf aus, die Fähigkeit zur Anpassung von Migranten auszuloten, um abschätzen<br />

zu können, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen ‚personal disorganization„,<br />

‚aggressivity„ oder ‚inadequate identification„ (Eisenstadt, 1954) zu erwarten sind: mit diesen<br />

Erkenntnissen sollen ‚disfunktionale Spannungen„ für das Aufnahmesystem verhindert oder<br />

abgeschwächt werden.“ (Stienen und Wolf, 1991, S. 193)<br />

In der vorliegenden Masterarbeit wird diese Kritik am einseitigen Blickwinkel auf die<br />

<strong>Integration</strong>sthematik geteilt. Es benötigt eine ergänzende Perspektive, die danach fragt, welche<br />

Ressourcen MigrantInnen aufgrund ihrer Migrationserfahrung entwickelt haben, und inwiefern diese<br />

innovatives Potenzial für die Aufnahmegesellschaft in sich bergen. Ein weiteres Erkenntnisinteresse<br />

liegt darin zu erfahren, inwiefern die Rahmenbedingungen der Aufnahmegesellschaft diese<br />

Ressourcen ungenutzt lassen oder aber zu fördern vermögen. Bei einem solchen Ansatz steht nicht<br />

die erfolgte oder nicht erfolgte Anpassungsleistung der MigrantInnen im Vordergrund, sondern die<br />

Frage, wie „das Zusammenspiel von Aufnahmegesellschaft und Erfahrungshintergrund der Migranten<br />

ein emanzipatives Handeln ermöglicht und fördert.“ (Stienen und Wolf, 1991, S. 193). Darunter<br />

verstehen die Autorinnen ein Handeln, das es Akteuren erlaubt, eine Identität als historische Subjekte<br />

zu erlangen, indem sie sich mit ihrem neuen Umgebungskontext aktiv sowie diesen verändernd<br />

auseinandersetzen.<br />

Dem <strong>Integration</strong>sbegriff immanent ist, dass er nicht frei von ideologischen Ansprüchen ist. Kriterien,<br />

mit denen <strong>Integration</strong> gemessen wird – so dies denn überhaupt möglich ist – sind nicht einfach<br />

vorgegeben, sondern werden immer wieder neu und abhängig vom jeweiligen gesellschaftspolitischen<br />

und wirtschaftlichen Interessenskontext definiert. So ist es wenig erstaunlich, dass je nach Perspektive<br />

<strong>Integration</strong> unterschiedlich bewertet und damit definiert wird. Bei Wicker (2003, S. 46) findet sich eine<br />

knappe Zusammenfassung möglicher Ansätze zum Verständnis von <strong>Integration</strong>:<br />

1. Gleichberechtigungsansatz: <strong>Integration</strong> bedeutet gleichberechtigte gesellschaftliche<br />

Partizipationschancen.<br />

2. Struktur-funktionalistischer Ansatz: MigrantInnen sind integriert, wenn ihre Verteilung<br />

innerhalb der Statushierarchie einer Gesellschaft mit derjenigen von Einheimischen<br />

korrespondiert.<br />

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