MIGRALTO - Integration
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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für die aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
Um Bedürfnisse formulieren zu können und diese in aktiver Partizipation auch geltend zu machen,<br />
müsse zudem die Wahl des Lebensorts im Alter entschieden sein. Viele ältere MigrantInnen seien<br />
jedoch gerade bezüglich dieses Entscheids ambivalent und zwischen den Optionen Italien oder<br />
Schweiz hin- und hergerissen:<br />
„Häufig ist es auch schwierig, dass sie die Bedürfnisse gar nicht genau sagen können, denn sie sind<br />
zerrissen zwischen der Sehnsucht oder der Erwartung, im Alter vielleicht nach Italien zurück zu gehen<br />
oder hier zu bleiben. Aber jetzt sind sie hier, und hier sind die Kinder und Enkelkinder, und darum<br />
möchten sie eigentlich hier bleiben. Und dann ist es sehr schwierig, die Bedürfnisse überhaupt zu<br />
formulieren, was möchte ich denn eigentlich? Ich möchte dort sein und hier sein und Familie und alles.<br />
Ja.“<br />
Konsens besteht zur wichtigen Funktion der Selbstorganisation unter ItalienerInnen, welche auch<br />
gegenseitige Selbsthilfe beinhalte und daher eine gewisse „Selbstgenügsamkeit“ oder „Autarkie“<br />
entwickle. Es sei fraglich, ob die Partizipation ausserhalb der eigenen Strukturen für die älteren<br />
ItalienerInnen überhaupt ein Ziel sei:<br />
„Sie nehmen ihre Aktivitäten selber in die Hand und sie kommen so wahrscheinlich am Weitesten.“<br />
Die Fokusgruppe ist sich einig, dass eine Selbsthilfegruppe und andere Selbstorganisation in eigenen<br />
Strukturen auch Formen von Partizipation darstellen.<br />
Die ExpertInnen sind sich zudem einig, dass die Verständigungsmöglichkeit in der deutschen Sprache<br />
eine wichtige Grundlage für die Partizipation in der deutschsprachigen Schweiz ist. Die<br />
Sprachkompetenzen älterer MigrantInnen sollten daher in altersgerechten, niederschwelligen und<br />
anwendungsorientierten Kursen gefördert werden. Die praktische Durchführung zeige dann bisweilen,<br />
dass Personen derselben ethnischen Lerngruppe über ein unterschiedliches Bildungskapital verfügen:<br />
„Das ist eine Feststellung, die wir in unseren Kursen machen, dieser Spagat zwischen wenig<br />
schulischer Bildung und dann gibt es Leute, die haben viel und die sind in derselben Gruppe. Das<br />
alles irgendwie unter einen Hut zu bringen, das ist einfacher gesagt als getan.“<br />
Grundsätzlich sei für ein funktionierendes Zusammenleben auf Gemeindeebene die soziale, kulturelle<br />
und auch politische Partizipation älterer MigrantInnen in möglichst allen Bereichen wünschenswert.<br />
Auch Vereine sowie Fachgremien (für Alters- oder <strong>Integration</strong>sfragen) würden hier eine wichtige<br />
Funktion einnehmen. Die Fokusgruppe ist sich einig, dass MigrantInnen zumindest bei lebensraum-<br />
und alltagsbezogenen Themen wie Alter, Quartier, Wohnen und Verkehr ein Mitsprache- und<br />
Mitbestimmungsrecht haben sollten. Auch ihre politische Partizipation sei in diesem Rahmen<br />
wünschenswert:<br />
„Also, sie sind ja genau so gleichwertige Bürger wie die Schweizer auch. Dadurch sollten sie auch<br />
gleich einbezogen werden.“ (…) „Ich würde es auch so sagen, es geht auch um das Thema Nutzung<br />
einer Ressource, die viel zu wenig geschätzt wird, ganz allgemein, nicht nur migrationsspezifisch.“<br />
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