MIGRALTO - Integration
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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
c) Der Bildungsbereich: z.B. die Scuola Italiana und CISAP/Formazione<br />
Die Missione Cattolica Italiana di Berna ist seit den späten zwanziger Jahren eine der zentralen<br />
Institutionen für ItalienerInnen in Bern. Ihre wichtigste Aufgabe war und ist die seelsorgerische<br />
Begleitung der in Bern und Umgebung wohnhaften italienischen MigrantInnen. Diese weitete sich bald<br />
zu sozialen Aufgaben aus. In den sechziger Jahren eröffnete die Missione zudem einen<br />
Mehrzwecksaal sowie ein Restaurant. Damit wurde ergänzend zu den religiösen Bedürfnissen der<br />
italienischen MigrantInnen jener Zeit vor allem der Bedarf nach einem sozialen Treffpunkt<br />
aufgenommen. Mit der Zunahme an Familiennachzug und –gründung wurde die Missione auch in der<br />
Kinderbetreuung und –ausbildung tätig. Die nach italienischem System geführte Schule blieb bei den<br />
Berner Behörden immer umstritten. Als Ergebnis der von der Stadt vorangetriebenen <strong>Integration</strong> der<br />
Kinder mit Migrationshintergrund in die öffentlichen Schulen wurde der schulische Betrieb der<br />
Missione in den frühen achtziger Jahren eingestellt. Die heutige Missione hat als Parallelprozess zu<br />
den Entwicklungen in der italienischen Migrationsgemeinde ihr Aufgabenfeld nebst der kirchlichen<br />
Arbeit ebenfalls verändert in Richtung SeniorInnenbetreuung, Beratung von Familien bei Problemen<br />
wie Drogenkonsum der Jugendlichen sowie Arbeitslosigkeit. Die Missione ist mit der römisch-<br />
katholischen Kirche in Bern, von der sie finanziell mitgetragen wird, vernetzt, sowie in sozialen Fragen<br />
mit dem Centro Familiare, einer ethnospezifischen Beratungsstelle für Familien- und Jugendprobleme,<br />
die sich auch mit intergenerationeller Verständigungsschwierigkeit befasst und in der SeniorInnen-<br />
betreuung mit der Pro Senectute Bern zusammenarbeitet. Die Missione wird, u.a. auch von einem Teil<br />
der ItalienerInnen selbst, für einen „gewissen kulturellen und sozialen Konservatismus“ (Soom<br />
Ammann, 2006, S. 427) kritisiert. So habe sie sich zwar um die Unterstützung der italienischen<br />
Migrationsgemeinschaft der ersten Einwanderungsgeneration bemüht und verdient gemacht, dabei<br />
jedoch die Förderung der <strong>Integration</strong> von MigrantInnen in die Gesamtgesellschaft der Schweiz<br />
vernachlässigt. Die Missione verstand sich eher als ein „Auffangbecken“, linderte Symptome der<br />
erlebten Ausgrenzung aus der Mehrheitsgesellschaft und stand dort zur Verfügung, wo seitens der<br />
Schweiz keine Hilfe zu erwarten war.<br />
Die zweite wichtige Institution der ItalienerInnen der ersten Einwanderungsgeneration (Vor- und<br />
Nachkriegseinwanderung) in Bern war (und ist) die Casa d‟Italia. 1937 mit Unterstützung des<br />
italienischen Konsulats gegründet, bietet sie einerseits vor allem einen stadtbekannten (auch bei<br />
SchweizerInnen beliebten) Restaurantbetrieb mit italienischer Küche an und zum andern Infrastruktur<br />
und Koordination für italienische Vereinstätigkeiten. Die Casa d‟ Italia ist ein beliebter Treffpunkt – vor<br />
allem für die ältere (schwergewichtig männliche) Generation - und nimmt für sich gemäss ihrer<br />
Statuten in Anspruch, das gesamte „italienische Kollektiv“ zu vertreten und das „Erbe der<br />
„italienischen Kultur“ zu pflegen (ebenda, S. 428). Die Casa positionierte sich offiziell immer als nicht<br />
politische Institution. Trotzdem wurde ihr zunächst – aufgrund ihrer Gründungszeit während des<br />
italienischen Faschismus – eine gewisse politische Nähe zu diesem nachgesagt, während sie in den<br />
sechziger und siebziger Jahren eher der kommunistisch-sozialistischen Politik zugeordnet wurde. Die<br />
Casa diente der italienischen Migrationscommunity als Ort der Diskussion und der sozialen<br />
Vernetzung sowie als Freizeitstätte. Während das Haus von den dreissiger bis in die sechziger Jahre<br />
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