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MIGRALTO - Integration

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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />

MigrantInnen in Genf und Basel, dass nur gerade ein Drittel zurückkehrt, ein Drittel pendelt und ein<br />

Drittel (Tendenz zunehmend) auch das Alter in der Schweiz verbringt (vgl. Bolzman, Fibbi und Vial,<br />

1999). Damit stellen sich nun der schweizerischen Alterspolitik und -arbeit neue Herausforderungen.<br />

Ältere MigrantInnen werden zunehmend zu KlientInnen/PatientInnen der Gesundheits- und<br />

Altersversorgung. Sie sind jedoch nicht nur EmpfängerInnen von Dienstleistungen. Vielmehr verfügen<br />

sie auch über bestimmte Ressourcen, wie etwa migrationsspezifische Kompetenzen und Erfahrungs-<br />

wissen sowie eine teilweise beispielhafte Selbstorganisation in tragenden sozialen Netzwerken. All<br />

diese Faktoren machen sie zu selbstbestimmten AkteurInnen ihrer Lebensgestaltung im Alter.<br />

Die jungen und mittleren Lebensjahre dieser heute älteren Migrationsbevölkerung spielten sich vor<br />

allem in der Arbeitswelt ab. Die dominante Arbeitssprache in denjenigen Sektoren des Arbeitsmarktes,<br />

in welchen die MigrantInnen aus Europas Süden angestellt waren, war Italienisch. Zur <strong>Integration</strong> in<br />

andere gesellschaftliche Bereiche blieb nebst der vieler Arbeit wenig bis keine Zeit. Zudem zeichneten<br />

sich diese Jahre durch eine fehlende staatliche <strong>Integration</strong>spolitik bzw. –förderung seitens der<br />

Schweiz aus. Die italienischen ArbeitsmigrantInnen waren somit gezwungen, sich innerhalb ihrer<br />

Community selber zu helfen, sich selber zu organisieren. Es entstand eine Reihe von Organisationen,<br />

die an Stelle des schweizerischen Staates wichtige <strong>Integration</strong>sarbeit und Unterstützung für ihre<br />

Landsleute leisteten (vgl. Kapitel 2.6.4). Somit kann die heute pensionierte italienische<br />

Migrationsbevölkerung der ersten Generation auch im Alter auf bewährte Netze der sozialen<br />

Unterstützung und Sicherung zurückgreifen.<br />

Auf der andern Seite zeigen sich bei dieser Generation aber auch die Folgen jahrzehntelanger Arbeit<br />

im Niedriglohnbereich und unter Bedingungen, die die Gesundheit stark belastet haben, sowie<br />

Auswirkungen von Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrung: Frühinvalidität und erhöhtes<br />

Krankheitsrisiko im Alter. Zudem führten die geringen Einkommen während des Erwerbslebens zu<br />

tiefen Altersrenten und damit auch zur Gefahr, in die Altersarmut abzugleiten. Und schliesslich wirkt<br />

sich im Alter auch die verpasste <strong>Integration</strong>sförderung durch die Schweiz aus. So bekunden viele,<br />

trotz jahrzehntelangem Leben in der Schweiz, nach wie vor Mühe bei der mündlichen und schriftlichen<br />

Verständigung in der deutschen Sprache. Sie kennen häufig ihre Rechtsansprüche im Rahmen der<br />

Altersversorgung (AHV, EL, Pensionskasse etc.) nicht oder nur lückenhaft und sind über das<br />

schweizerische Gesundheitswesen und im Speziellen die Altersversorgung mit ihren Dienstleistungen<br />

schlecht oder nur unzureichend informiert. Bezüglich der Zielgruppe ‚Ältere Migranten„ zeigt sich ein<br />

wachsender Bedarf an wirkungsvoller Zusammenarbeit zwischen Migrationsorganisationen und<br />

Institutionen des schweizerischen Sozial- und Gesundheitswesens, insbesondere der ambulanten und<br />

stationären Dienstleistungserbringer im Altersbereich (vgl. Kobi, 2008; Hungerbühler, 2010).<br />

Auch in Gremien der Alterspolitik sind ältere MigrantInnen gemäss Aussagen von VertreterInnen aus<br />

Altersorganisationen – wie beispielsweise dem Schweizerischen Seniorenrat – nicht oder nur marginal<br />

vertreten. Eine Altersarbeit, aber auch -politik, die dem Bedarf einer nach nationaler Herkunft immer<br />

heterogener werdenden Altersbevölkerung gerecht werden will, sollte sich jedoch für das Potenzial<br />

von MigrantInnen als partizipierende AkteurInnen interessieren.<br />

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