MIGRALTO - Integration
MIGRALTO - Integration
MIGRALTO - Integration
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
Institutionen und Organisationen der schweizerischen Altersarbeit und den Migrationsorganisationen<br />
bzw. den älteren MigrantInnen: vgl. Kapitel 5).<br />
Blaumeister und Wappelshammer (2004, S. 438) untersuchten das Thema Partizipation und<br />
Vertretung von SeniorInnen im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Modernisierung. Dabei setzen<br />
sie in Anlehnung an Naegele & Tews (1993) auf einen Ansatz der Partizipation „von unten“, der von<br />
den „Lebenslagen älterer Menschen“ und somit von ihren „unmittelbaren Lebenswelten“ ausgeht. Es<br />
handelt sich dabei sozialräumlich gesehen für ältere Menschen in erster Linie um ihr Wohnumfeld, um<br />
das sich ihre weiteren Kontaktnetze gruppieren. Ein solches Verständnis deckt sich auch mit dem in<br />
dieser Arbeit verwendeten Begriff der aktiven Bürgerschaft bzw. Citoyenneté.<br />
Die Frage der Partizipation stellt sich bei älteren Menschen, die mit der Pensionierung zunehmend<br />
aus wichtigen Bereichen der Gesellschaft, wie beispielsweise aus dem Arbeitsmarkt bzw. dem<br />
Berufsleben ausscheiden, neu. Was heisst für sie Partizipation, wo wollen und können sie<br />
partizipieren und wo wünscht oder rechnet die Gesellschaft sogar weiterhin mit ihrer Partizipation bzw.<br />
ermöglicht sie ihnen überhaupt?<br />
Mit dem Konzept des „active ageing“ (WHO, 2002), das insbesondere auf Ebene der Europäischen<br />
Union, die das Jahr 2012 zum Jahr des „Aktiven Alterns und der intergenerationellen Solidarität“<br />
erklärt hat, stark verbreitet ist, wird älteren Menschen seit bald zehn Jahren weiterhin eine<br />
gesellschaftlich aktive Funktion zugewiesen, vorwiegend im Ehrenamt oder im bürgerschaftlichen<br />
Engagement. Positiv an dieser Entwicklung ist, dass ältere Menschen nicht länger in ein ihnen<br />
zugedachtes „Altersreservat“ verwiesen bzw. ausgegrenzt werden. Sie sollen künftig nicht nur in<br />
sogenannten „Altersbereichen“ eine Rolle spielen oder sich beispielsweise nur für „Alterspolitik“<br />
interessieren und engagieren. Vielmehr gelte es neu, Partizipation zu einem altersübergreifenden<br />
Lebensthema zu machen, das aber die Besonderheiten älterer Menschen - ihre altersspezifischen<br />
Ressourcen und Bedürfnisse - berücksichtigt. Mit diesem neuen Verständnis von älteren Menschen<br />
als wichtige gesellschaftliche Akteure eng verbunden sind auch die von Kruse (2010) sowie weiteren<br />
AlternsforscherInnen vertretenen Postulate der „Eigenverantwortung“ sowie vor allem der<br />
„Mitverantwortung“. Während sich die Eigenverantwortung auf die von älteren Menschen selber<br />
wahrzunehmende und aktiv auszuübende Verantwortung für das eigene Leben bezieht, zielt die<br />
Mitverantwortung auf eine Verantwortung der Gesellschaft sowie den nachfolgenden Generationen<br />
gegenüber ab. Gemäss VertreterInnen dieses Ansatzes haben ältere Menschen nicht nur das Recht,<br />
sondern geradezu die Pflicht zur Partizipation im Sinne der Übernahme von Aufgaben für das<br />
Gemeinwohl. Bei Walker (2006) findet sich eine nützliche Zusammenstellung der verschiedenen<br />
Dimensionen des „Active Ageing“-Konzepts. Dazu gehört unter anderem der Einbezug aller Gruppen<br />
älterer Menschen, auch der sozial Schwächeren oder von Menschen mit Migrationshintergrund, wie<br />
sie für die vorliegende Arbeit relevant sind. Nebst der intergenerationellen Solidarität beinhaltet das<br />
Konzept auch die Beachtung nationaler und kultureller Differenzen sowie die gleichberechtigte<br />
Betonung von Rechten und Pflichten. „Active Ageing“ zielt eher auf eine stärkere soziale Partizipation<br />
im Gemeinwesen, auf die Förderung von Solidarität zwischen allen Beteiligten und weniger auf die<br />
enge politische Mitwirkung, etwa in Parteien oder Gremien. In Anlehnung an das von Walker skizzierte<br />
31