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MIGRALTO - Integration

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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />

3. Holistischer Ansatz: <strong>Integration</strong> kommt der guten Beherrschung einer Landessprache der<br />

Aufnahmegesellschaft sowie der Internalisierung lokaler Werte und Normen gleich.<br />

4. Konflikttheoretischer Ansatz: <strong>Integration</strong> ist erreicht, wenn Konflikte bei der Konkurrenz um<br />

knappe Güter wie Arbeit, Wohnraum und staatliche Leistungen beigelegt sind.<br />

Die Autorinnen schliessen sich dem ersten Ansatz an. Im Folgenden wird die historische Entwicklung<br />

des <strong>Integration</strong>skonzepts von der sogenannten ‚Assimilation„, über den ‚Multikulturalismus bzw. das<br />

Recht auf kulturelle Differenz„ bis zu ‚<strong>Integration</strong> im Sinne gesellschaftlicher Teilhabe/Partizipation„ am<br />

Beispiel der Schweiz zusammengefasst (Wicker, 2003, S. 47 – 49; Wicker 2007, S. 49 - 66).<br />

In den sechziger und siebziger Jahren wurde in der Schweiz <strong>Integration</strong> als Assimilation an eine<br />

sogenannte schweizerische Eigenart verstanden. Damit war gewöhnlich die Anpassung der<br />

MigrantInnen an als schweizerisch geltende Normen und Werte gemeint und entsprechend die<br />

Distanzierung von ihrer bisherigen kulturellen Lebenspraxis. Assimilationsforderungen gehen von der<br />

Annahme aus, es existiere eine in sich geschlossene, homogene nationale Kultur. Mittlerweile hat sich<br />

weitgehend die Erkenntnis über den Mythos dieser Annahme durchgesetzt. <strong>Integration</strong> heisst nicht<br />

Identifikation mit nationalen Gütern eines Staatswesens und Anpassung an seine äusseren Symbole.<br />

Vielmehr macht der Grad der Partizipation an seinen gesellschaftlichen Institutionen und Bereichen<br />

wie Bildung, Arbeit, Gesundheit, Politik, etc. <strong>Integration</strong> aus.<br />

Als Verfechter dieses strukturorientierten Ansatzes beeinflusste der Soziologe Hoffmann-Nowotny mit<br />

seinem „Unterschichtungsmodell“ (1993) den Migrations- bzw. <strong>Integration</strong>sdiskurs im deutsch-<br />

sprachigen Raum. „Unterschichtung“ bedeutet der Prozess der Eingliederung von MigrantInnen in die<br />

untersten Positionen (berufliche Stellung, Einkommen und Wohnsituation umfassend) der Sozial-<br />

struktur der Aufnahmegesellschaft. Ursachen der Unterschichtung sieht Hoffmann-Nowotny einerseits<br />

in den Interessen des Einwanderungslandes, prestigearme Beschäftigungszweige im Niedriglohn-<br />

bereich mit unattraktiven Arbeitsbedingungen durch MigrantInnen abzudecken und anderseits im<br />

Entwicklungsgefälle (geringere Schulbildung, tiefere berufliche Qualifikation, mangelnde Sprach-<br />

kenntnisse, etc.) zwischen Ein- und Auswanderungsland. Die Schichtung der internationalen<br />

Gesellschaft reproduziere sich dabei im Einwanderungsland. Eine adäquate <strong>Integration</strong>spolitik habe<br />

demnach die strukturelle <strong>Integration</strong> von MigrantInnen zu fördern.<br />

Am strukturalistischen Ansatz Hoffmann-Nowotnys lässt sich kritisieren, dass MigrantInnen zu<br />

einseitig als strukturbedingter „Spielball gesellschaftlicher Verhältnisse“ wahrgenommen werden.<br />

Unseres Erachtens macht es Sinn, seine Perspektive mit einem Forschungsinteresse zu verknüpfen,<br />

das MigrantInnen als soziale AkteurInnen mit ihren eigenen Formen kultureller Lebenspraktiken -<br />

mitberücksichtigt.<br />

Die sogenannten Gastarbeiter oder Saisonniers aus Italien und später Spanien, die nur über eine<br />

temporäre und an ihre Arbeitsbewilligung gekoppelte Aufenthaltserlaubnis verfügten, galten nicht als<br />

zu Integrierende. Oder anders formuliert: „Als Verkäufer ihrer Arbeitskraft wurden sie zwar<br />

eingeschlossen, aber als Menschen mit eigenen Ansichten, Lebensformen und kulturellen Werten<br />

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