MIGRALTO - Integration
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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für die aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />
Ermöglichung von Partizipation herrscht eine unterschiedliche Einschätzung. Während die Gemeinden<br />
mehrheitlich bestätigen, bemüht zu sein, übersetzte und muttersprachlich über MultiplikatorInnen aus<br />
den Migrationscommunities vermittelte Kommunikation bzw. Einladung zur Partizipation zu leisten,<br />
berichten ältere MigrantInnen Gegenteiliges. So würden sie immer wieder schriftliche Informationen in<br />
deutscher Sprache erhalten, die sie nicht verstehen, und sich in der Folge auch nicht beteiligen. Oder<br />
aber sie berichten von zum Teil schlechten Erfahrungen, wenn sie z.B. selbst aktiv geworden und bei<br />
der Gemeinde für ein Anliegen vorgesprochen hätten. Oder, dass trotz guter Absicht bei der<br />
Organisation von gemeinsamen Veranstaltungen MigrantInnen und SchweizerInnen getrennt<br />
geblieben seien. Im Gegensatz zu den anderen Gruppen sehen die älteren MigrantInnen den<br />
Einbezug der zweiten Generation entweder als unnötig oder als etwas problematisch an. Die junge<br />
Generation sei voll integriert und interessiere sich nicht spezifisch für Partizipation, da viele ja über<br />
das Schweizer Bürgerrecht und damit über das politisches Partizipationsrecht verfügten. Im Übrigen<br />
seien sie einfach hilfsbereit bei Fragen der Elterngeneration, ohne sich darüber hinaus aber selber für<br />
diese erste Generation oder in deren Organisationsstrukturen zu engagieren.<br />
Die VertreterInnen der italienischen Migrationsorganisationen verweisen auch auf ihre Erfahrungen,<br />
dass sie teilweise zu Partizipationsprozessen eingeladen würden, dies aber zu einem Zeitpunkt, wo es<br />
nicht mehr um eine gemeinsame Mitbestimmung und Mitgestaltung gehe, sondern lediglich noch um<br />
die Teilnahme an einem ausgearbeiteten Projekt oder einer organisierten Veranstaltung.<br />
Interpretation: In der Tendenz weisen sich die VertreterInnen der Gemeinden bzw. ihre<br />
Altersinstitutionen/-organisationen und die älteren MigrantInnen bzw. ihre Organisationen die<br />
Verantwortung für die nicht gelingende Zielgruppenerreichung und Partizipation gegenseitig zu.<br />
Möglicherweise haben ältere MigrantInnen teilweise eine Abwehrhaltung entwickelt oder sind frustriert<br />
als Folge einer wiederkehrenden Erfahrung und somit eines mittlerweile tief sitzenden Lebensgefühls<br />
von „in dieser Gesellschaft trotz allem nicht dazu zu gehören“. In Kapitel 5.2.3 wurde zudem bereits<br />
darauf hingewiesen, dass es auch ein Recht gebe, nicht erreichbar zu sein und nicht zu partizipieren.<br />
Ältere MigrantInnen, die seit ihrer frühen Jugend ein mit Erwerbs- und Familienarbeit angefülltes<br />
Leben hatten, das nicht viel Freiraum für andere Aktivitäten liess, wollen allenfalls die mit der<br />
Pensionierung entstehende neue individuelle Freiheit vermehrt für sich selbst nutzen, und nicht einer<br />
erneuten gesellschaftlichen Verantwortung verpflichtet sein. Der heute aktuelle Diskurs über die<br />
Mittel/Instrumente zur Gewinnung der Partizipationsbereitschaft von schwer erreichbaren Zielgruppen<br />
- im Sinne einer Kooperation mit den Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens - und in<br />
diesem Fall der Altersarbeit und –politik, läuft immer wieder Gefahr, das Prinzip der Freiwilligkeit aus<br />
den Augen zu verlieren. Dieses ist jedoch die Voraussetzung, um die Chancen auf eine nachhaltigere<br />
Partizipation zu erhöhen.<br />
Es bestehen ausserdem erst im Ansatz Vorstellungen und Ideen über Mittel und Instrumente für<br />
Massnahmen zu Partizipationsmodellen oder –prozessen. Die Hinweise auf Schlüsselpersonen,<br />
MultipliaktorInnen und Erreichbarkeit stellen ja nur einzelne Bausteine dar, für die es zuerst eine<br />
übergeordnete Struktur im Sinne von Zielsetzungen, Modellen und konkreten Massnahmen zu<br />
erarbeiten gilt.<br />
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