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MIGRALTO - Integration

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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />

Handlungsoption nur der Rückgriff auf das durch die Sozialisierung ein für allemal erworbene<br />

Referenzsystem kultureller Bedeutung erhalten. Unberücksichtigt bleibt in dieser Konzeption die<br />

Tatsache, dass MigrantInnen in Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität und<br />

Entwicklung der Aufnahmegesellschaft ihr Bedeutungssystem auch verändern und je nach Kontext<br />

spezifisch handhaben. Die Ethnizitätsforschung der letzten Jahre belegt, dass Ethnizität als<br />

dynamisches Konzept permanenter gegenseitiger und situationaler Abgrenzungsprozesse zu<br />

verstehen ist. Barth legte bereits 1969 die Grundlage für ein Ethnizitätsverständnis, das an<br />

Gruppenbildungs- und interethnische Interaktionsprozesse gebunden ist. Er mass den erst durch<br />

Selbst- und Fremdzuschreibung entstehenden ethnischen Grenzen für die Konstitution ethnischer<br />

Gruppen zentrale Bedeutung zu. Vor dem Hintergrund der Migrations- und Minderheitensituation<br />

liessen sich im Folgenden zwei Ansätze unterscheiden, welche ‚Ethnizität„ eine je unterschiedliche<br />

Funktion zumessen: erstens eine politisch-instrumentelle Funktion, in welcher Ethnizität als<br />

Organisationsressource dient und zur Bildung von Interessensgruppen eingesetzt werden kann und<br />

zweitens eine individuell-entlastende oder identitätsstiftende Funktion, welche zur Entstehung<br />

affektiver Bindung an eine sich als ethnisch formierende und definierende Gruppe beiträgt und<br />

identitätsstiftend wirkt, indem sie als subjektive Orientierungshilfe und stabilisierender Faktor in<br />

persönlichen Krisensituationen mobilisiert wird.<br />

In der vorliegenden Masterarbeit orientieren wir uns an der uns sinnvoll erscheinenden Verknüpfung<br />

dieser beiden Dimensionen von Ethnizität. Unsere Annahme besagt, dass für MigrantInnen – auch im<br />

Alter – Ethnizität eine doppelte Bedeutung hat: als politisches Instrument zum einen und als<br />

psychologischer Erklärungswert zum andern. Ethnizität dient einerseits als Mobilisierungsressource<br />

für die Selbstorganisation in Interessengruppen, anderseits wird sie als Orientierungshilfe herbeige-<br />

zogen, um das Bedürfnis nach identitärer Kontinuität in einem verunsichernden und fremden<br />

Gesellschaftskontext zu befriedigen (Stienen & Wolf, 1991).<br />

In der Schweiz arbeiteten bisher in erster Linie das Genfer Forschungsteam Bolzman, Fibbi und Vial<br />

(1998, 1999), Höpflinger (1999), Kobi (2008), Soom Ammann (2006) und Hungerbühler (2004, 2007,<br />

2010, 2011) zur Thematik der älteren Migrationsbevölkerung. Die Genfer SoziologInnen untersuchten<br />

zum einen die Entscheidpraxis älterer MigrantInnen bezüglich der Wahl ihres Alterswohnsitzes<br />

(Schweiz, Herkunftsland, Pendeln) am Beispiel italienischer und spanischer ArbeitsmigrantInnen der<br />

Städte Genf und Basel (1999) und analysierten Projekte und Dienstleistungen für ältere MigrantInnen<br />

in den Ländern Deutschland, Frankreich und Holland (1999). Höpflinger (1999) skizzierte<br />

demografische Entwicklungsszenarien der älteren Migrationsbevölkerung in der Schweiz, Kobi (2008)<br />

legte ihren Schwerpunkt auf die theoretische und empirische Untersuchung der<br />

Unterstützungsbeziehungen und -erwartungen älterer Menschen aus Italien und Serbien/Montenegro<br />

in Zürich. Sie entwickelte Folgerungen zum familiären Unterstützungspotenzial und Bedarf nach<br />

familienexternen Unterstützungsangeboten. Für den kommunalen Kontext der Stadt Bern liegen mit<br />

Stienen (2006) und Soom & Truffer (2000) Publikationen vor, welche sich den <strong>Integration</strong>sdynamiken<br />

in der Stadt Bern widmen, darunter im Speziellen auch der Geschichte der italienischen<br />

Arbeitsmigration. Soom Ammann (2006) geht dabei der Frage der Selbstorganisation italienischer<br />

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