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MIGRALTO - Integration

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«<strong>MIGRALTO</strong> – Partizipatives Modell für aktive Bürgerschaft von älteren MigrantInnen»<br />

gefährdeten sie zugleich ihre Aufenthaltserlaubnis und damit vielfach die ökonomische Existenz ihrer<br />

Familien im Herkunftsland. Das Saisonnierstatut verbot den Nachzug von Ehepartnern und Kindern,<br />

welche oft trotzdem heimlich in die Schweiz gebracht wurden und dort versteckt und ohne Möglichkeit<br />

auf Schulbesuch lebten. Die gesellschaftliche <strong>Integration</strong> dieser südeuropäischen Arbeitsmigranten<br />

war nicht vorgesehen und wurde daher seitens der Schweiz auch nicht gefördert. Es interessierte nur<br />

ihre Arbeitskraft. Das Sprichwort von Max Frisch (1965, S. 7), „Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es<br />

kamen Menschen“, beschreibt die damalige Situation treffend. Erst Mitte der sechziger Jahre sah sich<br />

die Schweiz gezwungen, erste Zugeständnisse für den Familiennachzug zu machen. Während der in<br />

den siebziger Jahren ausbrechenden Wirtschaftskrise und den damit einhergehenden<br />

Überfremdungsinitiativen wurden viele der damaligen ArbeitsmigrantInnen vorübergehend in ihre<br />

Heimat zurückgeschickt. Sie erhielten die Funktion eines Reservepotenzials für den schweizerischen<br />

Arbeitsmarkt 1 (vgl. Hungerbühler, 2010, S. 6-7).<br />

Das Push-Pull-Modell geht von einer „Einwegmigration“ aus, die in der Regel immer von Sende-<br />

Gegenden/-Regionen ausgeht, die gegenüber den Ziel-Orten bezüglich politischer Stabilität und<br />

ökonomischer sowie sozialer Sicherheit benachteiligt sind. Was hier nicht berücksichtigt wurde, ist die<br />

Tatsache, dass Migration heute vielfach ein zirkulärer Prozess ist, der auch Re-Migration umfasst.<br />

Gerade für die Arbeitsmigration der ItalienerInnen und später SpanierInnen in die Schweiz, die heute<br />

im Alter längst nicht alle hier bleiben, sondern auch wieder in ihr Herkunftsland zurückkehren oder<br />

pendeln, trifft dies zu. Migration ist ein Akt der transnationalen Mobilität, der sowohl in den Herkunfts-<br />

als auch Zielländern/-regionen massgebliche Veränderungen bewirkt und diese miteinander vernetzt.<br />

Bereits 1962 postulierte Mayer die Untersuchung von Migration als einen ganzheitlichen Prozess, in<br />

dem Emigration, Immigration und Re-Migration nicht isolierte Aspekte, sondern untrennbare Teile<br />

eines übergeordneten sozialen Prozesses sind. Im Rahmen der modernen Mobilität beteiligen sich<br />

MigrantInnen alternierend an verschiedenen soziokulturellen Systemen. Migration ist somit ein<br />

Prozess, in dem Immigrations- und Emigrationsgesellschaften in einen einzigen Referenzrahmen<br />

eingebunden werden (Alund & Schierup, 1987). An diesem Forschungsansatz fällt erstens die<br />

dynamische Komponente im Verständnis von Kultur und Ethnizität als im Migrationskontext<br />

Transformationen bewirkende Prozesse auf und zweitens die aktive Rolle von MigrantInnen, die<br />

selber durch ihre Alltagspraxis sowohl an der soziokulturellen und ökonomischen Realität ihres<br />

Herkunfts- als auch des Immigrationslandes teilhaben und so gesellschaftlichen Wandel<br />

mitbestimmen. MigrantInnen werden in dieser Konzeption als innovativ handelnde und<br />

emanzipatorische Ziele verfolgende Subjekte wahrgenommen und beschrieben – ein Verständnis, das<br />

sich mit demjenigen der Autorinnen dieser Masterarbeit deckt.<br />

1 Zur Geschichte der schweizerischen Ausländer- bzw. Arbeitsmarktpolitik der Nachkriegsjahre<br />

besteht umfangreiche Fachliteratur. Hier sei exemplarisch nur auf folgende Quellen verwiesen:<br />

Mahnig & Piguet (2003); Stienen (2006); Soom & Truffer, 2000).<br />

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