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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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504 Geschiclite <strong>der</strong> Akademie unter Fkikurich Wilhelji II. (178G— 1797).<br />

Die Aufnahme Woellner's in die Akademie mag unvermeidlich<br />

gewesen sein^ — Hertzberg"s Hauptfehler bestand in <strong>der</strong> Über-<br />

schätzung <strong>der</strong> einheimischen Berliner Kräfte. Er glaubte<br />

die Neu-<br />

ordnung bewirken und die Akademie «zur ersten in Europa« erheben<br />

zu können, ohne Berufungen auswärtiger Gelehrter. Nur ein paar<br />

Mal ist von ihm <strong>der</strong> erfolglose Versuch gemacht worden, solche<br />

heranzuziehen", während doch die zahlreichen Ernennungen zu »As-<br />

socies externes«, die er in dem ersten Jahre vornahm, zeigten, dass<br />

er ftir wirkliche Grösse -ein Auge besass. Noch im Jahre 1786<br />

wurden nicht nur Garve (Breslau) und Eberhard (Halle) aufgenommen<br />

— sie fügten sich harmonisch zu Teller und Engel; doch<br />

überragte Garve durch sein ästhetisches Urtheil alle seine Gesinnungs-<br />

genossen — son<strong>der</strong>n auch Kant und , Condorcet, Magellan undVoLTA,<br />

die beiden Forster, Wieland und Heyne. Ihnen folgte im Jahre<br />

1787 Her<strong>der</strong>, dem die Akademie eine alte Dankesschuld endlich<br />

abtrug. Allein was konnten ihr diese Ernennungen nützen , wenn<br />

sie doch keinen dieser Männer in ihre Mitte berief? Ihr Ansehen<br />

nach aussen stieg durch<br />

Listen eintrug, aber von<br />

die glänzenden Namen, die sie in ihre<br />

ihrem Geiste blieb sie unberührt. Was<br />

hätte ein Her<strong>der</strong>, ein Kant in Berlin ihr leisten, ja was hätte<br />

selbst ein Wieland ihre Litteraten noch immer lehren können! Sein<br />

herrliches Gedicht auf Goethe's Eintritt in Weimar zeigt, wie unendlich<br />

überlegen er einem Nicolai o<strong>der</strong> Engel gewesen ist! Aber<br />

als Mitglie<strong>der</strong> in partibus infidelium blieben diese hohen Geister<br />

ohne jeden Einfluss auf die litterarische Bewegung in Berlin.<br />

^ Sie war wahrscheinlich ein kluges Mittel, um seinem gefährlichen Einfluss<br />

beim Könige in Bezug auf die Akademie zu begegnen. Woellner verachtete nicht<br />

nur das französische Wesen, son<strong>der</strong>n auch die reine Wissenschaft und suchte den<br />

König zu bestimmen, die Akademie in ein technisches Staatsinstitut umzuwandeln.<br />

Dass er mit seinen, vom dürftigsten Utilitarismus beherrschten, elenden und egoistischen<br />

Plänen nicht durchdrang, ist Hertzberg's Verdienst. Diese Pläne sind in<br />

den "Vorträgen" enthalten, die Woellner für den Kronprinzen bez. den König<br />

schriftlich aufgesetzt hat und die in neun in Sammet gebundenen Quartbänden im<br />

Geheimen Staatsarchiv aufbewahrt werden (s. einen Auszug im Urkundenband<br />

Nr. 178). Nur so viel hat er erreicht, dass <strong>der</strong> König zweimal ausserordentliche<br />

Preisaufgaben stellte aus dem Gebiet <strong>der</strong> Praxis: »Über Chaussee -Bau» und<br />

über "Koppelwirthschaft" (s. unten). Wäre es nach den Vorschlägen Woellner"s<br />

gegangen , so wäre überhaupt keine einzige wissenschaftliche Preisaufgabe mehr<br />

gestellt worden. Um Hertzberg's Verdienste tun die Akademie recht zu würdigen,<br />

muss man überschlagen, was er abgewehrt hat. Er hat dem Institut neues Leben<br />

einzuhauchen nicht verstanden, aber er hat es vor Woellner geschützt, dessen Ein-<br />

fluss auf an<strong>der</strong>en Gebieten des Staatslebens so verhängnissvoll gewesen ist.<br />

^ Um einen Mathematiker an Stelle Lagrange's zu gewinnen, sah man sich<br />

flüehtisi im Auslande um.

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