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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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SCHKLLING. 021<br />

auch die jüngeren konnten sich dem Eindrucke <strong>der</strong> Superiorität seines<br />

Geistes nicht entziehen. Am LEiBNiz-Tage 1855 wurden ihm —<br />

er war am 24. August 1854 gestorben — zwei GedächtnissrechMi<br />

in <strong>der</strong> Akademie gehalten. Böckh führte in seiner Festrede, viel-<br />

leicht <strong>der</strong> geistvollsten, die er verfasst, eine Parallele zwischen ihm<br />

und Leibniz durch \ und Brandis stellte die Bedeutung des Philo-<br />

er damals empfunden hat, empfanden Viele auch später noch: »Vieles sehr Schöne<br />

über Pantheismus im weiteren Sinn findet sich in Schelling's philosophischen Schriften,<br />

in den Untersuchungen über die Freiheit. Hineindenken konnte ich mich beim<br />

Lesen dieser Abhandlung vollkonunen in sein System, aber es in mich hineinziehen,<br />

das wollte nicht gehen. Auch schau<strong>der</strong>t mii- bei <strong>der</strong> Anmaassung, den Himmel auch<br />

auf aufgethürmten Bergen ersteigen zu wollen, so lieb mir die weitere Aussicht von<br />

<strong>der</strong> Höhe herab ist. Die Abhandlung verdient sehr gelesen zu wei'den; sie ist<br />

voll Klarheit und Fiille. Was ihr fehlt, liegt in <strong>der</strong> Natur des fruchtlos verwe-<br />

genen Unternehmens, welches nach Begrenzung des Unendlichen strebt. Sonst fühle<br />

ich mich seit längerer Zeit, wie fast nie, zum Suchen des wahrhaft Wirklichen,<br />

des Lebendigen , hingezogen, und in <strong>der</strong> Hinsicht hat er mir wohlgethan. In vielen<br />

Pimkten habe ich mit wahrer Freude die innigsten Überzeugungen meiner lichtesten<br />

Stunden wie<strong>der</strong>gefunden. Aber zum Ziel vermag ich nicht auf seiner Leiter hinauf-<br />

zusteigen, noch mit den Fittichen An<strong>der</strong>er zu iliegen«.<br />

'<br />

Monatsberichte 1855 S.523ff. Böckh citirt als zutreffend folgende Ausfüh-<br />

rung Schelling's (Ideen zu einer Philosophie <strong>der</strong> Natur, i.Th. 2. Ausg. S.13):<br />

"Von jeher haben die alltäglichsten Menschen die grössten Philosoj)hen wi<strong>der</strong>legt,<br />

mit Dingen, die selbst Kin<strong>der</strong>n und Unmündigen begreiflich sind. Man hört, liest<br />

und staunt, dass so grossen Männern so gemeine Dinge unbekannt waren, und dass<br />

so anei'kannt kleine Menschen sie meistern konnten. Viele sind übei'zeugt, Plato<br />

würde, wenn er nur Locke lesen könnte, beschämt von dannen gehen; mancher<br />

glaubt, dass selbst Leiexl/, , weiui er von den Todten aufei-stünde, um eine Stunde<br />

lang bei ihm in die Schule zu gehen, bekehrt würde, und wie viele Unmündige<br />

haben nicht über Spixoza's Grabhügel Ti'ium[)hlie<strong>der</strong> angestimmt! . . . Was war<br />

es docli, so sagen die Menschen von gemeinem Sinn, was alle diese speculativen<br />

Geister antrieb, die gemeinen Vorstellungsarten ihres Zeitaltei-s zu verlassen und<br />

Systeme zu erfinden, die allem entgegen sind. \\as die gi-osse Menge von jeher<br />

geglaubt und sich eingebildet hat? Es war ein fi-eier Schwung, <strong>der</strong> sie in ein Gebiet<br />

erhob, wo Ihr auch ilu'e Aufgaben nicht mehr versteht, so wie ihnen dagegen<br />

Manches unbegreiflich wurde, was Euch höchst einfach<br />

— In <strong>der</strong> Hochschätzung des »Mythus« als »Erzeugniss<br />

und begreiflich erscheint«.<br />

des uralten und uranfänglichen<br />

Enthusiasmus, in naturwüchsiger Verpuppung tiefe Ahnungen des Übersinn-<br />

lichen wie des Natüi'lichen und Menschlichen nach allen Beziehungen hin enthaltend«<br />

(S.544f.), war Böckh Schelling verwandt, aber die ^'ermischung <strong>der</strong> jNIythologie<br />

und <strong>der</strong> Philosophie lehnte ei- ab. »Wer sich aus <strong>der</strong> dialektischen Philosophie<br />

in den Mythos retten will, ist gewissermaassen auf demselben Wege wie die Sophisten,<br />

die aus Verzweiflung am Wissen sich auf die Rhetorik warfen.... Aber<br />

so hat es <strong>der</strong> Gewaltige [Schelling] sicherlich nicht gemeint, und fassten wir ihn<br />

so. würden wir zweifelsohne in das IMissverständniss gerathen, dessen Vermeidung<br />

ich gleich zu Anfang für schwierig erklärt habe. Denn obwohl Schelling alle<br />

Philosophie in eine neu zu schaffende Mythologie wollte zurücklliessen lassen, hat<br />

ei- doch neben <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Mythologie und <strong>der</strong> Offenbarung<br />

gehende Philosophie bestehen lassen.«<br />

seine voran

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