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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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992 Zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie in den Jahren 1860-1899.<br />

den Namen, den Leibniz ihr erfand, niclit verwirkt, den Namen einer<br />

deutschgesinnten Gesellschaft.<br />

Zwei Tage nach <strong>der</strong> Schlacht von Königgrätz hielt die Akademie<br />

ihre regelmässige öifentliche Sitzung (5. Juli 1866). Noch<br />

übersah man nicht, welch ein Sieg erfochten war. Wie<strong>der</strong> hielt<br />

Haupt die Festrede: «Über Leibnizcus vaterländische Gesinnung«;<br />

er zeigte unter An<strong>der</strong>em in ihr, dass <strong>der</strong> überall vorausschauende<br />

Philosoph die grosse Än<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Kriegführung <strong>der</strong> Zukunft, die<br />

uns Deutschen beson<strong>der</strong>s nöthig sei, bereits angekündigt habe^:<br />

Indem wir heute versammelt sind, um das Gedächtniss LEiBNi/.ens,<br />

des geistigen Begrün<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Akademie , vai begehen , fühlen wir die Über-<br />

macht einer gewaltigen Gegenwart, in <strong>der</strong> Preussens und Deutschlands<br />

Geschicke auf blutigen Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Entscheidung entgegenrollen und , kaum<br />

vermögen wir jetzt, wo <strong>der</strong> Tag und die Stunde mächtig an unsere Herzen<br />

schlagen , die Gestalten <strong>der</strong> Vergangenheit in ruhiger Betrachtung fest zu<br />

halten. Unwillkürlich legen wir an sie die Gedanken, die jetzt unsere<br />

Seele bewegen<br />

Was in <strong>der</strong> österreichischen Macht schon damals krankte, hat Leibniz<br />

sehr klar gesehen. Er hat seine warnende Stimme gegen die Unterdrückung<br />

<strong>der</strong> Protestanten erhoben ; er hat es an an<strong>der</strong>en Mahnungen nicht fehlen<br />

lassen. Merkwürdig vor allem ist ein in Wien im October 1688 an den Kaiser<br />

Leopold gerichteter Aufsatz über geschwinde Kriegs Verfassung,<br />

vornehmlich zum Schutze gegen Frankreich. Aus diesem überaus kräftig<br />

geschriebenen Aufsatze, <strong>der</strong> von grossen allgemeinen Gedanken bis zu einzelnen<br />

Anweisungen geht und Leibnizchs umfassendes und genaues Wissen<br />

auch in diesen Dingen zeigt, sei es mir erlaubt, eine Stelle auszuheben,<br />

auf die unsere Tage ein<br />

"Man muss nicht<br />

helles Licht werfen:<br />

glauben, dass alle Klugheit in Frankreich be-<br />

schlossen. Der gute Fortgang ihrer Anschläge kommt nicht eben daher,<br />

dass sie allezeit klügere Leute haben als wir, son<strong>der</strong>n dass wir klügere<br />

Leute vonnöthen haben als sie. Denn wo die Sachen einmal wohl ein-<br />

gerichtet und an <strong>der</strong> Schnur sind wie bei ihnen , da kann ein mittelmässiger<br />

Verstand zureichen : wo aber Alles so schlecht und verwirrt ist<br />

als bei uns, da muss man treffliche Helden und ausbündige Geister haben,<br />

das Werk wie<strong>der</strong> emporzubringen. Ihnen ist ein Fabius Cunctator<br />

gut genug, wir aber müssen Scipiones haben. Mit <strong>der</strong> gemeinen<br />

Leier und dem blinden Anlauf ist allhier nichts zu richten; <strong>der</strong> Krieg<br />

ist anjetzo eine rechte Wissenschaft trotz <strong>der</strong> subtilsten Mathematik<br />

vmd mit Einem Worte fast aus <strong>der</strong> Bassette zum Schachspiel geworden."<br />

Unsere Zeit lehrt noch eindringlicher als die damalige, dass mit <strong>der</strong><br />

alten Leier und dem blinden Anlaufe nichts auszurichten ist; viel mehr<br />

als damals ist <strong>der</strong> Krieg eine rechte Wissenschaft. Aber noch über aller<br />

Wissenschaft steht <strong>der</strong> Geist eines aus dem ganzen Volke hervorgegangenen<br />

Heeres, in dem das Bewusstsein <strong>der</strong> heihgen Güter, <strong>der</strong>en Vertheidigung<br />

es gilt, in dem eine todesnuithige Vaterlandsliebe gewaltig lebt und von<br />

Sieg zu Sieg führt. Gott segne unser Heer, Gott segne das Vaterland! .<br />

Monatsbericlite 1866 S. 453 ff.

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