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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Ral'mer's Austritt aus <strong>der</strong> Akademie (1847). 9B1<br />

gründeten — verleumden sie ihn und verschwärzen sein Andenken. So<br />

viel zur ^'ertheidig•ung• König Friedrich's aus seinen eigenen Schriften<br />

gegen oberflächliche, ungerechte, jeden Preussen ki-änkendc Angriffe. In<br />

dem Sinne dieses ihres zweiten Stifters und Wohlthäters hat die Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften stets dai-an festgehalten, dass sie nach allen Richtungen,<br />

in den Gebieten <strong>der</strong> Natur imd des Geistes, frei und ungefesselt sich be-<br />

wegen und fortschreiten dürfe und müsse; dass keine Art von Gesetzen,<br />

Vorschriften, Lehren über diese Unabhängigkeit vernunftmässiger Ent-<br />

wicklung hinaufzustellen sei, und dass Irrthum in den Wissenschaften lediglich<br />

und am besten durch die Wissenschaft selbst berichtigt und ausgeheilt<br />

werde. Weil aber Preussens Könige bis auf den heutigen Tag<br />

die Akademie in diesem Sinne betrachtet und behandelt haben, liegt ihr<br />

die doppelte Pllicht o1). jenem grossai'tigen Vertrauen in Wort und That<br />

zu entsprechen, soweit redlicher Wille und menschliche Kräfte dazu irgend<br />

hiiueichen.«<br />

In Gegenwart des Monarchen über die Ptlicliten und die Stellung<br />

<strong>der</strong> Könige in den grossen Geistesfragen sich zu verbreiten , war<br />

taktlos und anmaassend. Unangemessen, dazu auch noch unrichtig,<br />

war es, alle Regenten, die an<strong>der</strong>e Grundsätze hegten als Friedrich,<br />

zu verurtheilen und zu behaupten, dass sie nur Unsegen gestiftet<br />

hätten. Der Schlusssatz <strong>der</strong> Rede konnte den König zwar einigermaassen<br />

versöhnen und hätte es vielleicht gethan, wenn das Publicum<br />

nicht bei den Kraftstellen laut hinter dem Rücken des Mon-<br />

archen gelacht hätte. Tief gekränkt, bemerkte er beim Hinausgehen<br />

zu Humboldt: »Über Dinge, die zum Weinen wären, muss<br />

man lachen hörend«. An den Minister Eichhorn schrieb er, er sei<br />

zum letzten Mal zu solchen »Spässchen« in die Akademie gekommen.<br />

Das Schlimmste war, dass Raumer die Rede bereits dem Druck über-<br />

geben hatte; schon am 30. Januar erschien sie bei Brockhaus in<br />

Leipzig. Sie machte das grösste Aufsehen. Jubelnd schrieb Varn-<br />

HAGEN, <strong>der</strong> König habe die <strong>der</strong>bsten Wahrheiten gegen Glaubensund<br />

Kirchenzwang, gegen theologisirende Fürsten, gegen Landes-<br />

kirchen und Synoden anhören müssen. »Die Frömmler und Pfaffen,<br />

die Augendiener und Schwänzler wüthen gegen Raumer, nennen<br />

seine Rede frech, unanständig, gottlos u. s. w. , Lichtenstein ist<br />

ausser sich^. «<br />

Er war nicht <strong>der</strong> Einzige in <strong>der</strong> Akademie, <strong>der</strong> ausser sich<br />

war. Die ganze Körperschaft war empört: sie hatte den König<br />

' Varnhagen (Tagebücher Bd. 4 zum i5.Fe])ruar S. 29) nach directen Mit-<br />

theilimgen Humboldt's.<br />

^<br />

Varnhagen, a. a. O. S. 10 f. zum 29. Januar. Zum 2. Februar S. 13 äusserte<br />

er: »Raimer's Rede ist schon gedruckt; ich habe sie gelesen. Sie ist als litterarisches<br />

Erzeugniss gei'ing. ohne allen SchAvung und Geist, ohne die bei solchen An-<br />

lässen gebotene Eleganz, aber darum nicht min<strong>der</strong> brav und ehrenwerth. Die<br />

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