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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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944 Die Akademie Friedrich Wilhelm's IV. (1840-1859).<br />

unsere Akademie ist, sage ich, jetzo thatsächlich Gelehrten jeden Bekennt-<br />

nisses zugänglich; sie hat es sich schon vor fünf Jahren zur Ehre gerechnet,<br />

einen ausgezeichneten Mann mosaischer Religion zu ihrem ordentlichen<br />

Mitgliede zu wählen, ein Beweis, dass sie auch in den Ansichten,<br />

welche das Zeitalter bewegen, etwas weiter vorgeschritten ist, als Manclie<br />

glauben machen wollen. Ich kann es also aucli <strong>der</strong> Entscheidung eines<br />

Jeden anheimstellen, ob jene von Leibniz beliebte Verbindung zu seinen<br />

glücklichen Vermittehmgsversuchen zu rechnen o<strong>der</strong> eine unter Umständen<br />

gefährliche Verinengung verschiedenartige!' Gebiete und Standpunkte<br />

sei, und ob Friedrich <strong>der</strong> Grosse und <strong>der</strong> Präsident Mauperkuis o<strong>der</strong><br />

Leibniz, für die Sache selbst und ohne Rücksicht auf beson<strong>der</strong>e Verhält-<br />

nisse, das Richtigere getroffen habe. Sollte es aber Jemand unpassend<br />

finden, wenn ich einmal eine Seite des wun<strong>der</strong>vollen Gegenstandes heraus-<br />

gekehrt habe, die uns min<strong>der</strong> anspricht, so . . . finde ich es anständiger<br />

selber zu denken . als immer nur das unbedingte Lob des grossen Meisters<br />

zu verkünden. Ich kann und will es nicht verhehlen, dass<br />

meine Ansichten in dieser Beziehung mit denen des grossen<br />

Königs übereinstimmen, und ich habe mich bereits bei an<strong>der</strong>er Ge-<br />

legenheit dahin erklärt, 'wie mir scheine, biete die Akademie einen bequemen<br />

Boden für die Philosophie, weil diese <strong>der</strong> vollen Freiheit des<br />

Erkennens bedürfe, nirgends aber weniger als an dieser Stelle gefor<strong>der</strong>t<br />

werde, das Philosophiren solle sich vorherbestimmten Vorstellungen anbequemen;<br />

denn die Akademie sei nach ihren Gesetzen, dem Palladium<br />

ihres Daseins, den allgemeinen Wissenschaften ohne beson<strong>der</strong>en Lehrzweck<br />

gewidmet, und am wenigsten könne die Philosophie hier als eine Hülfswissenschaft<br />

<strong>der</strong> Theologie angesehen werden, welche mehr als irgend<br />

ein praktischer Lehrzweig seit lange <strong>der</strong> Akademie fremd gewesen; am<br />

Avenigsten könne hier davon die Rede sein, nach <strong>der</strong> Richtschnur ])ositiver<br />

Dogmen zu philosophiren'. Diese und die ganze wissenschaftliche<br />

Freiheit nimmt die Akademie für sich in Anspruch, und sie ist ihr, so-<br />

weit ich aus eigener Erfahrung darüber urtheilen kann , we<strong>der</strong> jemals be-<br />

stritten, noch jemals von ihr preisgegeben worden. ><br />

Diese Sprache war hinreichend deutlicli. Der Secretar <strong>der</strong> Aka-<br />

demie erl^iärte, dass er in Bezug auf die Freiheit <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

an den Grundsätzen Friedrich's des Grossen unverbrüchlich fest-<br />

halte, also auch mit Raumer in <strong>der</strong> Abwehr reactionärer Bestrebun-<br />

gen, welche die Wissenschaft in Fesseln schlagen wollen, einig sei;<br />

er erklärte aber auch, dass die Akademie jene Grundsätze niemals<br />

preisgegeben habe.<br />

Dennoch beruhigte sich die öffentliche Meinung nicht: Raumer<br />

blieb ihr Held , und die Akademie galt als servil. Man verlangte nun<br />

auch, sie solle alle ihre Sitzungen öffentlich abhalten. So laut wurde<br />

diese For<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Presse geltend gemacht, dass sich Encke<br />

in seiner Festrede am 2i.October^ veranlasst sah, die Frage <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit <strong>der</strong> Sitzungen zum Gegenstande seiner Betrachtungen<br />

Monatsberichte 1847 S.386 f.

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