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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Die Philosophie Hegel's. 727<br />

öffpiitliclien Lebens, <strong>der</strong> Realitäten, für omnipotent erklärte, konnte<br />

eben deshalb seine Pliilosopliie freudig begrüssen und das ideale<br />

Reich des Gedankens ihrer Herrschaft überlassen. Ein Exempel<br />

<strong>der</strong> Verbindung bei<strong>der</strong> Grossmächte wurde bereits im Jahre 1822<br />

statuirt: dem empiristischen Philosophen Beneke wurde die Venia<br />

legendi an <strong>der</strong> Berliner Universität entzogen. Fichte hatte einst<br />

Ähnliches in flammenden Worten verlangt, und wenn es nach ihm<br />

gegangen wäre, hätte <strong>der</strong> Preussische Staat seine Wissenschaftslehre<br />

für kanonisch erklären und alle Gegner mit kurzem Process beseitigen<br />

müssen. Aber <strong>der</strong> ungestüme Mann konnte, wo er praktische Vor-<br />

schläge machte, nicht ganz ernst genommen werden; auch lagen<br />

in seinen Worten immer Autokratie und schrankenlose Freiheit,<br />

Autorität und Umsturz, dicht bei einan<strong>der</strong>. Das musste die Staatsmänner<br />

abschrecken. In Hegel dagegen war ein philosophischer<br />

Staatsmann aufgetreten, <strong>der</strong> allen Fortschritt, den er verhiess, an<br />

das Gegebene und an den Staat anknüpfte, <strong>der</strong> in jeglichem Um-<br />

sturz nur die Negation sah und dessen Lehre den Traum Plato's<br />

von <strong>der</strong> Königsherrschaft <strong>der</strong> Philosophen mit den Ansprüchen des<br />

wirklichen Staats auszugleichen schien.<br />

Was die Geschichtswissenschaft Hegel verdankt, kann wohl<br />

geleugnet, aber aus den Annalen dieser Wissenschaft nicht gelöscht<br />

werden: ohne ihn wäre <strong>der</strong> Aufschwung, den diese Disciplin durch<br />

Her<strong>der</strong> und die Romantiker genommen hat, <strong>der</strong> Wissenschaft schliesslich<br />

verloren gegangen: sie hätte sich in Poesie, und in immer<br />

ungeniessbarere , aufgelöst. Was die gesammte geistige Cultur unse-<br />

res Vaterlandes dadurch empfangen hat, dass ihr innerer Gehalt<br />

auf eine Einheit zurückgeführt wurde, lässt sich nicht aussagen.<br />

Man mag die durch eine künstliche Abstraction erzwungene F!införmigkeit<br />

diese.r Einheit beklagen und noch so scharf kritisiren —<br />

aber die Energie, die es zur Einheit bringt, ist eine That, die durch<br />

unermessliche Wirkung belohnt wird. Goethe und W^ilhelm von<br />

Humboldt haben nicht vermocht, ihre reicheren, zarteren und tiefe-<br />

ren Welterkenntnisse so eindrucksvoll zusammenzufassen, dass sie<br />

die Bedeutung für das Gesammtleben <strong>der</strong> Nation gewannen, die<br />

Hegel zwischen 1825 und 1840 errungen hat, W^oran lag das?<br />

Doch nicht nur an <strong>der</strong> sublimen Höhe ihrer Weltanschauung! Sie<br />

drangen nicht durch , weil sie das historische und bedingte Element<br />

übersahen, welches doch Her<strong>der</strong> schon beachtet hatte, und weil<br />

sie demgemäss auch den geschichtlichen Mächten, vor allem <strong>der</strong><br />

ööentlichen Religion, eine sichere Stellung in ihrer Weltanschauung

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