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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Böckh's Festrede (.Inli 1847). 94B<br />

Leibniz hatte einen Theil <strong>der</strong> Akademie auf Behandlung <strong>der</strong> Kirchen-<br />

geschichte und insbeson<strong>der</strong>e auf die Fortpllanzung des Evangeliums unter<br />

den Ungläubigen bereclinct. . . . Seine lebhafte Tlieilnahuie an allem Kirch-<br />

lichen, also auch an Kirchen- und Dogmengeschichte, ist bekannt; was aber<br />

den an<strong>der</strong>n soeben von mir hervorgehobenen Punkt beti'ifft, so wünschte<br />

er ohne Zweifel die \'erbreitung des Christenthums um ihrer selbst willen,<br />

und zugleich weil er von den in neuester Zeit häufig angefochtenen und<br />

allerdings den Zweck nicht immer erreichenden Missionen luid Bekehrungsanstalten<br />

die Hei'stellung eines menschlicheren und sittlicheren Zustandes<br />

unter den Heiden und eine Bereicherung <strong>der</strong> Wissenschaften erwartete.<br />

Heutzutage erscheint die Anknüpfung akademischer Thätigkeit<br />

an Missio-<br />

nen und Bekehrungen so befremdlich, dass wir eingestehen nn"issen , diese<br />

LEiBM/.isciie Ansicht sei durch die Zeit nicht bewährt worden, und eini-<br />

gen Antheil daran . dass er <strong>der</strong> <strong>Königlich</strong>en<br />

Gesellschaft <strong>der</strong> "Wissenschaften<br />

diese Nebenbestinnnung gab, möchte wohl seine ausserordentliche Geschick-<br />

lichkeit haben, sich Andei'er Neigungen und \'orstellungen anzubequemen.<br />

Keiner empirischen Wissenschaft verzeiht man, so viel ich weiss, die<br />

Acconunodntion an Voi'stellungen, die ausser <strong>der</strong> Wissenschaft liegen: die<br />

Philosophen haben sie nicht selten sich ei'laubt, ja <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> -Chj-ist-.<br />

liehen Philosophie" . . . deutet einigermaassen auf eine ziemlich häufige<br />

Anbequemung des Philosophirens.<br />

Hierauf folgte eine Kritik einiger wiclitiger Punkte in <strong>der</strong><br />

LEiBNizischen Religionspliilosophie; dann fuhr <strong>der</strong> Redner fort:<br />

"So dünkt mir, hat Lkihmz doch das gethan, wovon ich ihn früiier<br />

[in einer ältei-en Rede] mit Lf:ssing dem Dogma anbecjuemt. Endlich<br />

freisjjrechen wollte: er hat seine Lehre<br />

kann ich es wohl dem Urtheil eines<br />

Jeden überlassen, ob die berührte, damals vielleicht zeitgemässe ^'erbin-<br />

dung eines an sich gewiss ernstlich und wohlgemeinten Zweckes [eines<br />

theologisch -kirchlichen] mit <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong> Wissenschaften zu dem<br />

Wesen einer Akademie passe'; denn nach luiseren Begriffen hält eine<br />

solche nicht, wie unter Ludwmg XIV., auf ein ansschliessendes Glaubensbekenntniss,<br />

son<strong>der</strong>n unsere x\kademie ist — was selbst untei' Friedrich<br />

dem Grossen noch ohne Beispiel war, ungeachtet<br />

schon früher in einer<br />

zu religiösen Kämpfen aufgelegteren Zeit ein protestantischer Kurfürst dem<br />

edlen, o<strong>der</strong> nach Fr. H. Jacobi's und Schleiermacher's Ausdruck, dem<br />

heiligen Spinoza eine Professur an einer Universität angeboten hatte —<br />

^ Man wun<strong>der</strong>t sich vielleicht, dass Böckh es überhaupt für nöthig gehalten<br />

hat, die Unvereinbarkeit <strong>der</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Akademie mit theologisch -kirchlichen<br />

Zwecken zu constatiren ; aber wir wissen, dass während <strong>der</strong> ganzen Regierungszeit<br />

Friedrich Wilhelm's IV. Versuche nicht geruht haben, den König zu einer Verkirchlichung<br />

auch <strong>der</strong> Akademie zu bewegen. So schreibt Varnhagen (Bd. 13 zum<br />

17. Juni 1857): «Unsere Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften soll eine neue Organisation<br />

erhalten, man will die Theologie hineinbringen [natürlich handelte es sich nicht um die<br />

wissenschaftlichen Disciplinen <strong>der</strong> Theologie, son<strong>der</strong>n um die kirchliche Theologie].<br />

Der Plan ist noch sehr geheim, und die ihn betreibende Partei sucht nur erst in<br />

aller Stille den König dafür zu gewinnen. Einer unserer Pfaffen hat den Rath er-<br />

theilt, man solle noch warten, bis Humboldt nicht mehr da isti INIeines Erachtens<br />

wird aus <strong>der</strong> ganzen Sache nichts; es ist allzu ai-g, und 3Iuth und Geschicklich-<br />

keit fehlen, die solchen Unsinn ausführen könnten-.

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