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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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850 Die Akademiker im Zeitalter Friedrich Wilhelm's III.<br />

in <strong>der</strong> je<strong>der</strong> Satz aus tiefstem Nachdenken geboren ist, um den<br />

Unterschied zwischen einem unberufenen und einem berufenen Philo-<br />

sophen<br />

zu erkennen \<br />

Als Philosophen im antiken Sinne des Worts wird man auch<br />

Wilhelm von Humboldt bezeichnen dürfen. Zwar liat er keine philo-<br />

sophischen Abhandlungen verfasst, aber Alles, was er geschrieben<br />

hat, ist philosophisch durchleuchtet.<br />

A. Wolf war ihm das Hellenische als<br />

In <strong>der</strong> Freundschaft mit F.<br />

die Sonne aufgegangen, und<br />

»mit grenzenlosem Enthusiasmus« suchte er alle Offenbarungen des<br />

hellenischen Geistes — vor allem die Sprache — zu umfassen, sie<br />

zu Ideen verklärend. Nachdem er im December 1819 definitiv aus<br />

dem politischen Leben ausgeschieden war, widmete er sich ganz<br />

den Studien: «sein Thun ging auf in WissenscJiaft, sein Geniessen<br />

in Beschauen.« Erst seit dieser Zeit hat er sich an dem wissenschaftlichen<br />

Leben <strong>der</strong> Akademie zu betheibgen vermocht, nachdem<br />

er ihr zelm Jahre früher die neue Organisation gegeben hatte. Die<br />

Abhandlungen, die er ihr geschenkt hat, beziehen sich fast ausschliesslich<br />

auf die Sprachwissenschaft und haben diese Disciplin als<br />

eine empirische und doch philosophische neu begründet (s. S. 8 70 ff.).<br />

Aber in <strong>der</strong> Abhandlung «IJber die Aufgabe des Geschiclitschreibers«<br />

(1820/21 S. 305 ff'.) hat er auch dem Historiker den Standort und<br />

die Methode <strong>der</strong> Forschung vorgezeichnet. Ihr eigenthümlieher Reiz<br />

^<br />

In dieser Abhandlung Schleiermacher's steckt im Grunde seine ganze<br />

Philosophie. Hier (S. 27) findet sich <strong>der</strong> Satz, -dass alle Gattungsbegriffe <strong>der</strong><br />

verschiedenen Foi'men des individuellen Lebens wahre Naturgesetze sind«, aber<br />

auch die Ausführung, dass <strong>der</strong> intellectuelle Process, <strong>der</strong> nacli dem vegetativen<br />

und animalischen erschienen ist, sein Charakteristisches darin hat, dass er in einer<br />

Mannigfaltigkeit von Einzelwesen einer Gattung ei'scheint. Wie aber bei jenen<br />

Processen die je frühej-e Stufe hemmend auf die reine Ausbildung <strong>der</strong> höheren einwii'kt,<br />

so dass ihr Princip nicht einfach aus ihrem Thatbestande abstrahirt werden<br />

kann, so ist auch das<br />

an dem Processe seilet<br />

für den intellectuellen Process geltende Princip nicht rein<br />

erkennbar. «Das Gesetz, welches hier neu aufgestellt werden<br />

muss, so dass es die ganze Wirksamkeit <strong>der</strong> Intelligenz vollständig verzeichnet,<br />

wird das wohl etwas an<strong>der</strong>es sein als das Sittengesetz? und die neuen Abwei-<br />

chungen, in welchen die Begeistung unzureichend erscheint gegen die Beseelung,<br />

werden sie etwas an<strong>der</strong>es sein als das, was wir böse nennen und unsittlich? Ist<br />

dem so , so ergiebt sich auch hier, dass das Sittengesetz sowohl Seinbestimmend<br />

ist, als auch ihm ein Sollen anhängt. Hier aber entwickelt es sich uns durch<br />

eine Steigerung als das höchste individuelle Naturgesetz aus den nie<strong>der</strong>en. Die<br />

Seinbestimmung in demselben ist also von <strong>der</strong>selben Art, und das Sollen ist auch<br />

von <strong>der</strong>selben Art, nur mit dem einzigen Unterschiede, dass erst mit dem Ein-<br />

treten <strong>der</strong> Begeistung das Einzelwesen ein freies wird und nur das begeistete<br />

Leben ein wollendes ist, also auch nur auf diesem Gebiet das Sollen sich an den<br />

Willen richtet."

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