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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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872 o<br />

Die Akademiker im Zeitalter Friedrich Wilhklm's III.<br />

Art, wie er ihn bearbeitet. Wo aber <strong>der</strong> Stoff gleichsam die Form<br />

beherrscht und hervorruft, wo Anmuth <strong>der</strong> Sprache sich aus dem Ge-<br />

danken, wie aus des Geistes zartester Blüthe, entfaltet, da wird die Trennung,<br />

welche jenes Vorurtheil bezeichnet, leicht gehoben. Wenn nicht alle meine<br />

Hoffnungen mich täuschen, so muss das vorliegende Werk, indem es den<br />

Ideenkreis so mächtig erweitert und in dem Organismus <strong>der</strong> Sprache gleichsam<br />

das geistige Geschick <strong>der</strong> Völker deuten lehrt, den Leser mit einem<br />

aufrichtenden, die Menschheit ehrenden Glauben durchdringen. Es muss<br />

die Überzeugung darbieten, dass eine gewisse Grösse in <strong>der</strong> Behandlung<br />

eines Gegenstandes nicht aus intellectuellen Anlagen allein , son<strong>der</strong>n vor-<br />

zugsweise aus <strong>der</strong> Grösse des Charakters, aus einem freien, von <strong>der</strong> Gegenwart<br />

nie beschränkten Sinne und den unergründeten Tiefen <strong>der</strong> Gefühle<br />

entsj)ringt. "<br />

Wilhelm von Humboldt, Grimm, Bopp haben nicht eine neue<br />

wissenschaftliche Disciplin, die sich an<strong>der</strong>en anreiht, erweckt, son-<br />

<strong>der</strong>n sie haben die grundlegende Disciplin aller Geisteswissenschaften,<br />

<strong>der</strong>en Sicherheit sich <strong>der</strong> Sicherheit <strong>der</strong><br />

Naturwissenschaften nähert, geschaffen. Über die Stellung<br />

des Sanskrit und seiner Litteratur im Kreise <strong>der</strong> indoe-ermanischen<br />

Sprachen inid Litteraturen denkt die Wissenschaft heute nicht mehr<br />

wie Bopp; <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> »Verwandtschaft« dieser Sprachen (und<br />

damit auch <strong>der</strong> <strong>der</strong> «Ursprache«) wird genetisch und raumzeitlich<br />

an<strong>der</strong>s bestimmt als vor fünfzig Jahren; die »Lautgesetze« haben<br />

eine Bedeutung, die lilinsicht in ihre Wirkungen durch die »Laut-<br />

physiologie« eine Sicherheit gewonnen, die die Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Wissenschaft nicht vorauszusehen vermochten ; die Denkmäler <strong>der</strong><br />

Sprachgeschichte und <strong>der</strong> Dialekte haben sicli in ungeahnter W^eise<br />

vermehrt; <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> einzelnen Sprachen ist erst im letzten Menschen-<br />

alter bis in die feinsten Structurverhältnisse studirt; die Nothwendigkeit,<br />

die gesprochene Sprache zu belauschen, ist erkannt worden;<br />

für regellos gehaltenen sprachlichen Erscheinun-<br />

die complicirtesten ,<br />

gen haben sich als Auswirkungen einfacher Gesetze o<strong>der</strong> als <strong>der</strong><br />

physiologisch -grammatischen Deutung entzogene x\nalogiebildungen<br />

erwiesen — aber alle diese ungeheuren Fortschritte haben nur die<br />

Thatsache bekräftigen können, dass die Fundamente, welche Wil-<br />

helm VON Humboldt, Groim und Bopp gelegt haben, unerschütter-<br />

lich sind.<br />

13.<br />

Die <strong>Geschichte</strong> ist die am wenigsten exacte, aber alle tiefere<br />

als Uni-<br />

Bildung beherrschende Wissenschaft. Ihre Entwicklung<br />

versalgeschichte folgt <strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Wissenschaften nach, zu-<br />

gleich aber ist ihre Blüthe in höherem Maasse als die je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en

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