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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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840 Die Akademiker im Zeitalter Friedrich Wilhelm's III.<br />

schluss zu verkünden, dass sein Brustbild in Marmor in unserem Sitzungssaale<br />

aufgestellt wei'de, wo das LEiBNizische seit langer Zeit steht, und<br />

zwar dann aufgestellt werde, wie ich sagte: «wenn, was noch in weitei-<br />

Fei-ne liegen möge, das allgemeine menschliche Loos ihn unseren Augen<br />

entrückt haben wird". . . . (Jet/t ist dieses) glänzende Gestirn in <strong>der</strong> Welt<br />

des Geistes für diese Welt erloschen. . . . .Sein Leben war glückselig durch<br />

Tugend und Erkenntniss und nicht getrübt durch ungewöhnliches Miss-<br />

einer unermüd-<br />

gescliick. Mit überreichen Gaben des Geistes ausgestattet,<br />

lichen Thätigkeit und geistigen, früher auch köi'perlichen Anstrengungen<br />

gewachsen, niemals nachlassend o<strong>der</strong> ermattend, fast bis an sein Ende<br />

selbst die Nacht bis auf die nothwendigste Erholung <strong>der</strong> Arbeit widmend,<br />

für alles Edle und Gute nicht nur empfänglich, son<strong>der</strong>n begeistert, nicht<br />

von Leidenschaften gestöi-t, hat er in seinen grossen und mannigfachen<br />

Le])ensrichtungen das Höchste erreicht, eine Stufe, auf <strong>der</strong> man dem Sterblichen<br />

mit dem Dichter zurufen kann: «Trachte nicht ein Gott zu werden«.<br />

Sein Weltruhm überragt selbst LEiBNizens Namen in dem Maasse, als in<br />

unserer Zeit <strong>der</strong> wissenschaftliche Vei'kehr ausgedehnter gew^orden; unbe-<br />

stritten bleibt er in allgemeiner Anerkennung die erste wissenschaftliche<br />

Grösse seines Zeitalters. Doch wenn ich auch in Ergebenheit, Verehrung<br />

und Liebe zu ihm Keinem nachstehe und einen Blick in sein Gemüth gethan<br />

zu liaben vielleicht mir anmaassen kann, bin ich dennoch we<strong>der</strong> be-<br />

fähigt noch bei'ufen, seine wissenschaftlichen Verdienste zu würdigen,<br />

wozu, für den heutigen Tag selbst, ein näherer Fachgenosse bestellt ist:<br />

auch dem Kenner muss dies schwer werden. Je grösser <strong>der</strong> Mann, je<br />

länger und glänzen<strong>der</strong> seine Laufbahn, desto unen-eichbarer dem Woi't<br />

seine Höhe. Ich <strong>der</strong> Laie ei'laube mir iiber ihn als Mann <strong>der</strong> Wissen-<br />

schaft nur dies eine Urtheil: wodurch er hervorragt, das sind nicht allein<br />

seine Reisen, durch die er entfernte Erdtheile zuerst in allen Beziehungen<br />

kennen gelehrt, nicht seine unzähligen beson<strong>der</strong>en Forschungen auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> Natur; es ist die grossartige, allseitig umfassende, in <strong>der</strong> Fülle<br />

des Realen zugleich ideale Anschauung des Weltganzen , imd nicht allein<br />

des Natürlichen in demselben, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> des mensch-<br />

lichen Geistes zunächst in seiner Beziehung zur Erkenntniss <strong>der</strong> Natur,<br />

aber auch weit über diese Beziehung hinaus in den meisten Zweigen <strong>der</strong><br />

menschlichen Bildungsgeschichte, das umfänglichste, erfahrungsmächtige<br />

Wissen vei-bunden mit <strong>der</strong> regsamsten Coinbination, durchdrungen, vom Ge-<br />

danken, belebt durch Kraft, Gewandtheit und Anmuth <strong>der</strong> Rede. Ein ungedrucktes<br />

genaues Verzeichniss seiner Schriften vom Jahre 1790 an drängt<br />

mir gegenüber dem \'erzeichniss <strong>der</strong> LEiBNizischen die Überzeugung auf,<br />

dass wir, wenn auch nicht in Rücksicht <strong>der</strong> Mannigfaltigkeit, doch in Rücksicht<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Schriften, eine Vergleichung Leibnizcus und Alexan<strong>der</strong><br />

VON Humbold r's, die auch in an<strong>der</strong>en ohne mein Zuthun einleuchtenden<br />

Beziehungen Manches mit einan<strong>der</strong> gemein haben, nicht zu scheuen brauchen.<br />

El)enso ist es an Alexan<strong>der</strong> von Hujiboldt wie an Leibniz bewun-<br />

<strong>der</strong>nswerth, dass er unter den bis an das Ende seines Lebens fortgesetzten<br />

Studien und unter den von seiner Stellung unzertrennlichen Zerstreuungen<br />

den ausgebreitetsten geschäftlichen, Avissenschaftlichen und freimdschaft-<br />

lichen Briefwechsel unterhielt. Seine Ptlege <strong>der</strong> W^issenschaft ist ferner<br />

nicht bloss nach den eigenen, wenn auch noch so grossen Leistungen in<br />

<strong>der</strong> Litteratur zu schätzen: ohne ein Amt zu bekleiden, welches ihm auf<br />

die Leitung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Angelegenheiten einen unmittelbaren<br />

Eintluss gewährt hätte, hat er in freier, stets reger Wirksamkeit durch

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