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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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, Johannes von IMüi.lku's Rede am 2*J. Januar 1807; sein Abfall. 561<br />

Aber war nicht Johannes von Müller da, war ihm nicht bei<br />

seiner Ernennung vor drei Jahren das beständige Secretariat <strong>der</strong> Aka-<br />

demie versprochen worden? Nun war <strong>der</strong> Moment gekommen, in<br />

welchem er seine Kraft, seinen Patriotismus zeigen und dem Vater-<br />

lande, dem «providentiellen Staat Friedkich's des Grossen«, un-<br />

sterbliche Dienste leisten konnte. Allein eine fremde Gewalt be-<br />

mächtigte sich seiner. Der Glanz Napoleon's blendete den schwachen<br />

Mann, und die ausgesuchten Höflichkeiten, mit denen <strong>der</strong> Feind,<br />

voran <strong>der</strong> Kaiser selbst, den berühmten Historiker beehrte, um-<br />

nebelten ihn vollends. Napoleon kannte seine Leute. Von <strong>der</strong><br />

Audienz, die er ihm gewährte (20. October 1806), kehrte Müller,<br />

<strong>der</strong> sich übrigens schon vorher entschlossen hatte, Preussen auf-<br />

zugeben \ als Renegat zurück: »Es war einer <strong>der</strong> merkwürdigsten<br />

Tage meines Lebens; durch sein Genie und seine unbefangene Güte<br />

hat er mich erobert«. Noch verbarg er den Umschwung in seinem<br />

Innern; aber in <strong>der</strong> öffentlichen Sitzung <strong>der</strong> Akademie vom 29. Januar<br />

1807 las er in französischer Sprache — »zum Schmerz<br />

ȟber den<br />

<strong>der</strong> Berliner«, wie er selbst bekennt — eine Abhandlung<br />

Ruhm Friedrich's«, die genug sagte. Die Rede ist rhetorisch ein<br />

Meisterwerk, sie enthält auch Trost und gute Lehren für den Besiegten,<br />

aber sie stellt Napoleon als den von Gott berufenen Nachfolger<br />

<strong>der</strong> Grösse Friedrich's dar, muthet dem grossen Schatten<br />

des Siegers von Rossbach geradezu Freude über den Sturz seines<br />

Staates zu und erkennt in dem Rheinbund den Kern <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>-<br />

geburt Deutschlands — also eine Leichenrede auf den preussischen<br />

Staat! Dennoch, es ist merkwürdig! hat sie nicht die Entrüstung<br />

und den Abscheu erregt, die man erwarten sollte. Einem Festredner,<br />

zumal einem schweizerischen, mitten in <strong>der</strong> vom Feinde besetzten<br />

Hauptstadt glaubte man Vieles zu gut halten zu dürfen. Nicht nur<br />

F. A. Wolf, auch Fichte ist Müller zunächst noch befreundet ge-<br />

blieben". Sogar <strong>der</strong> König und die Königin haben ihn noch ge-<br />

4. Juni gehalten. Seitdem besuchte er die Sitzungen mit grosser Regelmässigkeit<br />

bis 181 1. Am 15. März 18 10 las er »über die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Bestimmung<br />

des Geldes <strong>der</strong> Alten«.<br />

^ Man weiss das jetzt aus einem Briefe Müller's an seinen Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> vor<br />

<strong>der</strong> Audienz geschrieben ist: -Die preussische Monarchie ist in völliger Auflösung.<br />

Man hört vom König nicht ein Wort; er soll in einer gänzlichen Apathie sein<br />

Hier zu bleiben scheint unmöglich Es ist auch keine Freude, unter einer<br />

entehrten Regierung bei einem herabgewürdigten Volke zu leben. Mein Wunsch<br />

ist also, in dem französischen Reich mir eine Stelle zu suchen ".<br />

^ GoKTHE hat die Rede in's Deutsche übersetzt (vergl. auch seine Anzeige<br />

in <strong>der</strong> Jenaer Allgemeinen Litteratur - Zeitimg 28. Februar 1807, Werke, Hempel-<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie. I. 36

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