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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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796 Die Akademiker im Zeitalter Friedrich Wilhelm's III.<br />

denn an deutschen Universitäten konnte man, ausser bei Gauss,<br />

nur Elementar- Matbenmtik liören; in Paris aber wirkten damals<br />

Laplace, Legendre, Fourier, Poisson undÜAUCHY, und am College<br />

de France hielten Lacroix, Biot, Hachette und Francceur Vorträge.<br />

DiRicHLET war ihr tleissiger Zuhörer; aber daneben studirte er Gauss"<br />

»Disquisitiones arithmeticae«. Diese haben auf seine ganze mathematische<br />

Bildung und Richtung einen viel bedeuten<strong>der</strong>en Kinfluss<br />

ausgeübt als alle seine Pariser Lehrer, Sein ganzes Leben<br />

hindurch hat er nicht aufgehört, die Fülle <strong>der</strong> tiefen mathematischen<br />

Gedanken , die sie enthalten , durch wie<strong>der</strong>holtes Lesen sich immer<br />

wie<strong>der</strong> zu vergegenwärtigen. Dirk^hlet war <strong>der</strong> Erste, <strong>der</strong> dieses<br />

Werk nicht allein vollständig verstanden, son<strong>der</strong>n auch An<strong>der</strong>en<br />

erschlossen hat; hatte es doch nach mehr als zwanzig Jahren seit<br />

seinem Erscheinen noch keiner <strong>der</strong> damals lebenden Mathematiker<br />

wirklich durchstudirt und sich zu eigen gemacht, und musste doch<br />

selbst Legendre in <strong>der</strong> zweiten Auflage seiner Zahlentheorie gestehen,<br />

dass er nicht im Stande sei, die GAuss'schen Resultate<br />

wie<strong>der</strong>zugeben, ohne zum blossen Übersetzer zu werden. Diriciilet<br />

hat die starren Methoden von Gauss, hinter denen die tiefen Ge-<br />

danken verborgen lagen, flüssig und durchsichtig gemacht, ohne<br />

<strong>der</strong> vollkommenen Strenge <strong>der</strong> Beweise das Geringste zu vergeben.<br />

Er war auch <strong>der</strong> Erste, <strong>der</strong> über Gauss hinausgehend einen reichen<br />

Schatz noch tieferer Geheimnisse <strong>der</strong> Zahlentheorie zu heben ver-<br />

standen hat. Schon im Jahre 1825 nahm die Pariser Akademie<br />

sein »Memoire sur Timpossibilite de quelques equations indeterminees<br />

du 5" degre« in ihre Abhandlungen auf, und seitdem war sein Ruf<br />

als ausgezeichneter Mathematiker begründet. Beson<strong>der</strong>s nahe trat<br />

er Fourier und wurde von ihm auch für die mathematische Physik<br />

interessirt. Noch von Paris aus wandte er sich an Altenstein, um<br />

eine Anstellung in Preussen zu erhalten, und im Herbst 1826 kehrte<br />

er in die Heimath zurück. Er hatte sich in Paris die Anerkennung<br />

Alexan<strong>der</strong> VON Humboldt's erworben, und durch dessen Verwendung<br />

erhielt er ein Privatdocenten- Stipendium und habilitirte sich 1827<br />

in Breslau. Hier verfasste er die Abhandlung über die biquadratischen<br />

Reste und fand so erstaunlich einfache Beweise, dass Bessel<br />

an Humboldt schrieb: »Wer hätte gedacht, dass es dem Genie gelingen<br />

werde, etwas so schwer Scheinendes auf so einfache Betrach-<br />

tungen zurückzuführen; es könnte <strong>der</strong> Name Lagrange über <strong>der</strong> Abhandlung<br />

stehen und Niemand würde die Unrichtigkeit bemerken«.<br />

Bereits im Jalire 1828 zog ihn Humboldt, <strong>der</strong> selbst unterdess nach

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