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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Raumkr's Austritt aus <strong>der</strong> Akademie (1847). 929<br />

<strong>der</strong> Gegenwart eingingen o<strong>der</strong> sie streiften, so wurden ihre An-<br />

sprachen zu Tagesereignissen, auf die man mit Spannung wartete.<br />

Ganz unbedenkhch war diese Actualität nicht — man braucht sich<br />

nur zu vergegenwärtigen welche , Stimmung<br />

vor 1848 in Preussen herrschte — ,<br />

in den<br />

und sie führte<br />

letzten Jahren<br />

denn auch im<br />

Jahre 1847 zu einer Katastrophe, dem Austritt Raumer's aus<br />

<strong>der</strong> Akademie.<br />

Die <strong>Geschichte</strong> dieses Austritts ist bisher noch niemals quellen-<br />

erzählt worden sie bedarf aber einer genaueren Darstellung<br />

mässig<br />

um so mehr, als<br />

;<br />

die Vorwürfe, die damals <strong>der</strong> Akademie gemacht<br />

wurden, auch heute noch nicht verstummt sind. Dazu kommt, dass<br />

das , gemessen an den grossen Vorgängen <strong>der</strong> Epoche , unbedeutende<br />

Ereigniss die Akademie doch tief bewegt hat. Bisher ganz unberührt<br />

von den wilden Wogen, die ringsum brandeten, sah sich<br />

die kleine Schaar plötzlich von einer Sturzwelle bedroht, Dass die<br />

loyalen Männer, die zum grösseren Theil hochconservativ waren,<br />

eilfertig Alles thaten, um ihr Boot zu schützen, ist begreiflich: dass<br />

sie bei ihrer Vertheidigung nicht jedes Wort genau abwogen, ent-<br />

schuldbar. Erwägt man Alles unparteiisch, so wird man die Schuld<br />

<strong>der</strong> Katastrophe Raumer selbst beimessen müssen. Doch, eine böse<br />

und verhängnissvolle Indiscretion hat den Verlauf <strong>der</strong> Sache verwirrt!<br />

Am 28. Januar 1847 hielt Raumer die Festrede in <strong>der</strong> Akademie.<br />

Der König und die Prinzen waren zugegen. Der Friedrich's-<br />

Tag verlangte eine Lobrede auf den grossen König. Raumer be-<br />

grenzte sich das Thema, indem er es unternahm, Friedrich den<br />

Grossen gegen die tendenziöse und empörende Kritik zu schützen,<br />

die in letzter Zeit gegen ihn von theologischer Seite (von W^ilmsen<br />

und Tholuck) und sonst laut geworden war. Wer wollte den Freimuth<br />

tadeln, <strong>der</strong> den Redner beseelte, zumal wenn man bedenkt,<br />

dass jene Ausführungen <strong>der</strong> Theologen darauf berechnet waren, auf<br />

Friedrich Wilhelm IV. Eindruck zu machen und ihn zu reactionärkirchlichen<br />

Maassregeln anzufeuern! Friedrich's Wort: »In meinem<br />

Reich muss Je<strong>der</strong> nach seiner Fa^on selig werden können«, war<br />

als ein gottloses bezeichnet und ihm folgen<strong>der</strong> fanatische Satz entgegengestellt<br />

worden: »Einem Könige, und am wenigsten einem<br />

protestantischen Könige, darf es nicht gleichgültig sein, auf<br />

welchem Wege seine Unterthanen ihre Seligkeit suchen. Nur eine<br />

gemeine Seele, eine Kainsseele mag so sprechen, die da fragt: Soll<br />

ich meines Bru<strong>der</strong>s Hüter sein? Aber eine Seele, die da weiss, was<br />

Bru<strong>der</strong>liebe ist, gewiss<br />

nicht«. Dass <strong>der</strong> Redner nun auch seiner-<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie. I. 59

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