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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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1010 Zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie in den Jahren 1860-1899.<br />

leistet hatte \ In <strong>der</strong> Einleitung sprach er ein scharfes und strafendes<br />

Wort über die .»ernsten und peinlichen Erscheinungen, welche<br />

die geistige Entwicklung unseres Volkes unter <strong>der</strong> Sonne des Glücks<br />

aufweist, über die spontane Recrudescenz alter und die spontane<br />

Generation neuer moralischer Seuchen, die mit epidemischer Gewalt<br />

um sich greifen und an den Grundlagen unserer Gesellschaft rütteln « .<br />

»Ist das Reich Kaiser Wilhelm's«, so klagte er zürnend, »wirklich<br />

noch das Land Friedrich's des Grossen, das Land <strong>der</strong> Aufklärung<br />

und <strong>der</strong> Toleranz, das Land, in dem nach Charakter und Geist,<br />

und nicht nach Confession und Nationalität gefragt wird? Ist es<br />

nicht schon beinahe ein gewohntes Unheil geworden, dass die politische<br />

Parteibildung vergiftet wird durch Hineinziehung des confes-<br />

sionellen Ha<strong>der</strong>s? Regt man nicht in den socialen und den wirtli-<br />

schaftlichen Fragen das Element des Egoismus <strong>der</strong> Interessen wie<br />

des nationalen Egoismus in einer Weise auf, dass die Humanität<br />

als ein überwundener Standpunkt erscheint? Der Kampf des Neides<br />

und <strong>der</strong> Missgunst ist nach allen Seiten hin entbrannt. Wirft man<br />

uns doch die Fackel in unsre eigenen Kreise, und <strong>der</strong> Spalt klafft<br />

bereits in dem wissenschaftlichen Adel <strong>der</strong> Nation. Ist es unan-<br />

gemessen, bei <strong>der</strong> heutigen Feier so schwerer Übel, so ernster Gefahren<br />

zu gedenken? Ich meine nicht. Wir können uns <strong>der</strong> Segnungen<br />

<strong>der</strong> bestehenden Ordnung von Staat und Gesellschaft gar nicht<br />

bewusst werden, wir können die Dankbarkeit gegen das greise Ober-<br />

haupt unsres Staats nicht empfinden, ohne zugleich<br />

alles das mit-<br />

zufühlen und mitzuleiden, was die Gegenwart bewegt. . . . Das hat<br />

man erreicht, dass es den deutschen Bürgern, mögen sie im Fest-<br />

saal o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Wiese, in <strong>der</strong> Kirche o<strong>der</strong> in den Hallen <strong>der</strong><br />

Wissenschaft sich versammeln, schwer gemacht worden ist, nicht<br />

die Feste zu feiern, aber sich <strong>der</strong> Feste zu erfreuen.«<br />

Aber aus <strong>der</strong> Arbeit entspringt immer noch Hoffnung und<br />

Freude, und indem <strong>der</strong> Redner an den Vicennalien Kaiser Wilhelm's<br />

Rechenschaft davon gab, was sowohl unter dem Kriegslärm<br />

als beson<strong>der</strong>s im Frieden von <strong>der</strong> Akademie gearbeitet worden<br />

war, und indem er berichtete, was während dieser Jahre aus öffent-<br />

lichen Mittehi für<br />

diejenige höchste Gattung <strong>der</strong> Wissenschaftspflege<br />

geschehen, »für welche die Akademie die hohe Ehre und die ernste<br />

Verantwortung hat das Organ <strong>der</strong> öffentlichen Munificenz zu sein« —<br />

gewann er die Zuversicht wie<strong>der</strong>. Die Übersicht, die er gegeben,<br />

^<br />

Siehe Monatsberichte S. jiif.

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