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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Das Jahr 1848. 945<br />

zu machen; er beantwortete sie negativ'; die Akademie wollte lieber<br />

unpopulär sein, als ihre wissenschaftlichen Aufgaben gefährdet sehen.<br />

am<br />

Das Jahr 1848 zog herauf. »Die Plenarsitzung <strong>der</strong> Akademie<br />

23. März 1848 ist wegen <strong>der</strong> politischen Unruhen ausgesetzt<br />

worden«, lieisst es mit lakonischer Kürze im akademischen Protokoll".<br />

Die Stimmung in <strong>der</strong> Akademie w^ar überwiegend conserva-<br />

tiv, aber richtete sich auch gegen die vaterlandsfeindliche Reaction,<br />

die ein ebenso gefährliches Spiel spielte als die Revolutionäre.<br />

Trendelenburg wollte, wie es scheint, am Schlüsse seiner Festrede<br />

zum LEiBNiz-Tage die Feinde einer besonnenen Freiheit aus beiden<br />

Lagern abwehren, indem er an ein ernstes Wort LEiBNizens erinnerte^:<br />

»LEiBNizens Wort klingt noch wie zu unserer Zeit gesprochen, wenn<br />

er die Khigdünkenden in Deutschland straft, die die deutsche Freiheit und<br />

deutsche Ordnung untergraben. 'Ihr hochlliegen<strong>der</strong> Verstand ist dahin<br />

kommen, dass sie die Religion vor einen Zaum des Pöbels und die Freiheit<br />

vor eine Einbildung <strong>der</strong> Einfältigen halten. Solche Leute soll man<br />

billig fliehen und hassen, gleich wie die, so die Bi'unnen vergiften. Denn<br />

sie wollen die Brunnquell gemeiner Ruhe ver<strong>der</strong>ben und die Zufriedenheit<br />

<strong>der</strong> Gemüther verstören, gleichwie die, so schreckliche Dinge aussprengen<br />

und dadurch die Herzen <strong>der</strong> Menschen ängstigen; sie sind denen gleich,<br />

so einen Gesunden bereden, dass er krank sei, und verursachen dadurch,<br />

dass er sich lege; anstatt dass sie unsre Wunden mit Ol lin<strong>der</strong>n sollten.<br />

^ Immer wie<strong>der</strong> wurde, auch später noch, in <strong>der</strong> Presse gefor<strong>der</strong>t, die Akademie<br />

solle alle ihre Sitzungen öffentlich halten und zugleich im politischen Leben<br />

eine Rolle spielen. Beson<strong>der</strong>s charakteristisch ist in dieser Beziehung ein Artikel<br />

in den »Berlinischen Nachrichten« vom 5. Januar 1849, betitelt »Neujahrsgruss an<br />

die Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften». Er ist im Urkundenband Nr. 222 abgedruckt<br />

(obgleich er in einem wenig angemessenen Tone geschrieben ist), weil er die Stimmungen<br />

zum Ausdruck bringt, die in weiten Kreisen kurz vor und in dem Jahre 1848<br />

geherrscht haben. Wohin wäre die Akademie aber gekommen, wenn sie <strong>der</strong> Ver-<br />

suclumg, sich populär zu machen, damals nachgegeben hätte!<br />

- Am 26. Mai wurde eine ausserordentliche Sitzung abgehalten : In den neuen<br />

Verfassungs - Entwurf (§ 39) war folgende Bestinunung aufgenommen: «Wählbar für<br />

die erste Kammer sind nur solche Staatsbürger, welche das vierzigste Lebensjahr<br />

zurückgelegt haben und ein reines Einkommen von mindestens 2500 Thlr. jährlich<br />

beziehen o<strong>der</strong> an directen Staatssteuern mindestens 300 Thlr. jährlich entrichten.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> höheren Gerichtshöfe, die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften und die Oberbürgermeister <strong>der</strong> Städte von mehr als 25000 Einwohnern,<br />

sofern sie ihr Amt mindestens sechs Jahre verwaltet haben, sind auch<br />

dann für die erste Kammer wählbar, wenn sie ein geringeres Einkommen beziehen<br />

o<strong>der</strong> eine geringere directe Wahl -Steuer entrichten«. Es handelte sich nun darum,<br />

ob die Akademie den Antrag stellen solle, dass <strong>der</strong> ihr gewährte Vorzug auch auf<br />

an<strong>der</strong>e Kunst- und Wissenschafts -<br />

Corporationen<br />

o<strong>der</strong> Persönlichkeiten übertragen<br />

werde, um sich nicht von ihnen zu isoliren. Sie beschloss aber mit 20 gegen 10 Stimmen<br />

, keinen Antrag zu stellen (gegen den Vorschlag ihrer Commission).<br />

^ Monatsberichte 1848 S.308.<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie. I. 60

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