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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Einleitung.<br />

Der Umschwung, den <strong>der</strong> Betrieb <strong>der</strong> Wissenschaften durch<br />

eine allmähliche Umbildung seit <strong>der</strong> Mitte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts er-<br />

lebt hat, ist in <strong>der</strong> Rede eines Akademikers vom Jahre 1860 zu<br />

einem höchst charakteristischen Ausdruck gekommen. Es ist ein<br />

Philologe gewesen, <strong>der</strong> das Wort genommen hat; aber das, was er<br />

constatirte, gilt in ähnliclier Weise auch für an<strong>der</strong>e Wissenschaften.<br />

Hr. A. Kirchhoff führte bei seinem Eintritt in die Akademie Fol-<br />

gendes aus':<br />

^<br />

Als um die Mitte des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>der</strong> deutsche Geist die<br />

Fesseln des fremden Geschmackes zu biechen und sich <strong>der</strong> eigenen Kraft<br />

und des eigenen Werthes bewusst zu werden begann, da waren es vor allem<br />

die Meisterwerke des Alterthums, in <strong>der</strong>en Anschauung er sich bildete und<br />

läuterte und <strong>der</strong> Drang des Schaffens zur Hei'vorbi-ingung mustei'gültiger<br />

Werke sich befähigte. Dieser Dienst , zum zweiten Male bereits in schwerer<br />

Zeit geleistet, ist nicht vergessen worden. Als <strong>der</strong> frische Trieb des neuen<br />

Lebens sich auch den Wissenschaften bei uns mittheilte und sie in neue<br />

Bahnen führte, belebte er auch das Studium des klassischen Alterthums<br />

und erhob die Beschäftigung mit demselben zum anerkannten Range einer<br />

selbständigen Disciplin. Sie ward geboren und wuchs heran in den Zeiten<br />

eines jugendlichen Geistes, <strong>der</strong> nach Idealen rang, überall nach dem Gan-<br />

zen strebend, darum auch übei'all schöpferisch und gestaltend auftrat; es<br />

war eben das poetische Zeitalter unseres Volkes. Die Leistungen <strong>der</strong> Philologie,<br />

die, getragen von dem allgemeinen Geiste, sich mächtig erhob und<br />

einen weitreichenden Einfluss übte, sind dem entsprechend in jenen Jahren<br />

bahnbrechend, umfassend, den wissenschaftlichen Stoff gleichsam künst-<br />

lerisch gestaltend und reiiien sich dem Bedeutendsten auf an<strong>der</strong>en Gebieten<br />

in Geist und Werth ebenbürtig an.<br />

Jene Zeiten sind dahingegangen, ihre Ideale verblasst, und alle Zeichen<br />

deuten darauf hin, dass eine neue Epoche im Leben unseres Volkes<br />

sich vorzubereiten begonnen hat, auch in seinem wissenschaftlichen. Die<br />

Wirklichkeit mit ihren unerbittlichen For<strong>der</strong>ungen<br />

ist in das Bewusstsein<br />

getreten, und unser Volk sieht sich hart vor eine praktische Aufgabe gestellt,<br />

von <strong>der</strong>en glücklicher Lösung seine politische<br />

Existenz abhängt und<br />

<strong>der</strong>en Ernst nothwendig eine ernüchtei-nde Wirkung üben musste. Auch<br />

die Wissenschaft und mit ihr die Philologie hat sich <strong>der</strong> Einwirkung des<br />

Monatsberichte, 5. Juli 1860. S. 391 ff.<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie. I. 62

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