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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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958 Die Akademie Friedrich Wilhelm's IV. (1840-1859).<br />

das, was dem Könige werth und heilig war. Mit dem Appell an<br />

die Ehrfurcht als die lebendige Wurzel alles Heils — Ehrfurcht vor<br />

den göttlichen Dingen. Ehrfurcht vor dem Könige, Ehrfurcht vor<br />

dem Sittlichen in jedem Beruf — schloss <strong>der</strong> Vortragende: eine<br />

unpolitische Rede und doch politisch im höchsten Sinn, gehalten<br />

in einer Zeit, da unter dem Drucke <strong>der</strong> herrschenden Tagesmeinungen<br />

Muth dazu geliörte, vom Stuhle <strong>der</strong> Wissenschaft an die religiös-sittlichen<br />

Mächte zu erinnern.<br />

Aber nicht min<strong>der</strong> stark, vielmehr stärker war damals <strong>der</strong><br />

Druck <strong>der</strong>Reaction, und er steigerte sich, bis endlich im October<br />

1858 <strong>der</strong> Prinz von Preussen definitiv die Regentschaft übernahm.<br />

Wer wun<strong>der</strong>t sich, dass die Akademie in den Jahren 1 854-1 858<br />

damals<br />

nicht mit freudiger Kraft gearbeitet hat? Sie rastete nicht ^ —<br />

hat sie das Corpus Inscriptionum Latinarum wirklich in's Leben geru-<br />

fen (s. oben S. gooff.), und ihre Mitglie<strong>der</strong> blieben thätig wie zuvor"— ,<br />

aber die allgemeine Lähmung, gesteigert durch das Leiden des unglücklichen<br />

Königs, machte sich auch in ihrer Mitte fühlbar. Es<br />

musste weit gekommen sein, wenn <strong>der</strong> conservative Ehrenberg in<br />

seiner Festrede am 24. Januar 1856" einen grimmigen Ausfall auf<br />

»anglikanisch -protestantische 'Wissenschaften'« für nöthig hielt und<br />

von einseitigen Fanatikern sprach, welche, bei schwacher Wissen-<br />

schaftlichkeit, entblösst vom Vertrauen auf die fortschreitende Wissen-<br />

schaft, in Ängsten lebend<br />

^ Gern gedenken wir an dieser Stelle des Arcliivars <strong>der</strong> Akademie, Ulrici,<br />

<strong>der</strong> sich im Jahre 1854 genüthigt sah, seiner leidenden Augen wegen seine Pensionirung<br />

zu beantragen. Der Vorsitzende Secretar s])rach ihm den Dank <strong>der</strong> Akademie<br />

aus für seine sorgfältige und treue Amtsführung und hob namentlich das<br />

grosse Verdienst hervor, welches er sich durch Anordnung <strong>der</strong> älteren Acten und<br />

musterhafte Einrichtung aller in den Geschäftsbetrieb einschlagenden neueren Acten<br />

erworben hat. Diese Anerkennung wurde in die Monatsberichte (1854 S.337f.)<br />

aufgenommen, und wir schliessen uns <strong>der</strong>selben dankbar an.<br />

^ In den Januar 1856 fallen die Verhandlungen iiber die Fälschung des<br />

Griechen Shioxides. die angebliche Handschrift des Uranios. Als das Manusci-ipt<br />

(71 Blätter in Grossquart) <strong>der</strong> Akademie von W. Dixdorf zum Kauf angeboten und<br />

vorgelegt wurde, erklärten es Böckh, Lepsius und An<strong>der</strong>e für echt — nur Curtius<br />

äusserte Zweifel — und bestimmten die Akademie zu einer Immediateingabe an den<br />

König, damit er die Handschrift für 5000 Thlr. erwerbe (10. Januar). Allein bald<br />

darauf überzeugte sich Lepsius aus dem Inhalte des Manuscripts, dass es eine Fälschung<br />

sei, und Tischendorf kam aus paläographischen Gründen zu demselben<br />

Residtat. Bereits am 31. Januar zog die Akademie ihre Eingabe zurück.<br />

^ Monatsberichte S.63ff.<br />

* Dieser Ausfall ist vielleicht in das Licht <strong>der</strong> theologisch - kirchlichen Bestre-<br />

bungen gegen die Akademie zu rücken, von denen Varnhagen in seinem Tagebuch<br />

zum Jahi'e 1857 erzählt (s. oben S.943).

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