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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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JOHANXKS VON MÜLLER. 5B9<br />

weicher Charakter allein intact zu halten vermochte, genügte ihm<br />

nicht. Zwölf Jahre hatte er in Wien ausgehalten in einer politi-<br />

schen Stellung, die allen seinen höheren Anschauungen wi<strong>der</strong>sprach,<br />

ihn beschränkte, compromittirte , und die zuletzt unerträglich wurde<br />

— endlicli gelang es ihm dem österreichischen Staate zu ,<br />

entkommen<br />

und in Berlin unter glänzenden Bedingungen eine Anstellung zu<br />

finden. Unter einem Vorwande besuchte er Berlin im Frühjahr 1804,<br />

insinuirte sich, und, obgleich er aus Österreich kam, grift' man<br />

freudig zu, um den ersten Geschichtschreiber und ersten politischen<br />

Pamphletisten zu gewinnen. Der Plan, in Berlin ein grosses Lehr-<br />

institut zu gründen und die Stadt »zu einer Freistätte und zu einem<br />

Mittelpunkt deutscher Art und Kunst und aller vernünftigen Freiheit<br />

zu machen«, wurde ihm mitgetheilt. In dem Entwurf für seine<br />

Anstellung^ wurden ihm <strong>der</strong> Rang eines Geheimen Raths, eine Stelle<br />

in <strong>der</strong> Akademie und 3000 Thlr. Gehalt zugesichert. Dafür sollte er<br />

sich verptlichten das Amt eines , beständigen Secretars <strong>der</strong> Akade-<br />

mie und eines brandenburgischen Historiographen zu übernehmen,<br />

wenn sie ihm übertragen würden', dazu das Amt eines Censors <strong>der</strong><br />

historischen und politischen Schriften, weiter die Oberaufsicht über<br />

die Bibliothek, den Unterricht <strong>der</strong> Prinzen in <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, staats-<br />

rechtliche Ausarbeitungen und An<strong>der</strong>es. Im Mai wurde definitiv mit<br />

ihm abgeschlossen; beglückt schrieb eranBEYME^: »Es ist geschehen.<br />

Was zu des grossen Friedrich's Zeit Kabalen <strong>der</strong> Nei<strong>der</strong> gehin<strong>der</strong>t,<br />

hat Ihr edles Benehmen in Kurtzem erwirkt: mit ganzer Treu, mit<br />

inniger Liebe ist Johannes Müller Preusse«. Diese Betheuerung<br />

hat er nicht gehalten. Zunächst freilich empfand er sich freudig<br />

wie ein aus <strong>der</strong> Fremde zurückgekehrter Sohn. Im Herbst 1804<br />

trat er in die Akademie ein, betheiligte sich an ihren Arbeiten<br />

rege*, fasste auf Wunsch des Königs, <strong>der</strong> ihm sein volles Vertrauen<br />

schenkte und ihn im Voraus von je<strong>der</strong> Censur befreite, den Plan<br />

an<strong>der</strong>en vertauschte; aber dass er in sich keine Haltung hätte, daran hatte ich nacii<br />

seinen Schriften ... keinen Zweifel, auch ehe ich ihn sah. Ihm fehlte alle Harmo-<br />

nie, und mit dem Alter versiegte er immer mehr. Seine Talente bestimmten ihn<br />

zum Gelehrten im engsten Sinn des Worts; historische Kritik hatte er gar nicht;<br />

seine Phantasie war auf wenige Punkte beschi-änkt, und die beispiellose Anhäufung<br />

von factischen Notizen, als ein zahlloses Einerlei, war doch im Grunde todt in<br />

seinem Kopf«.<br />

' Geheimes Staatsarchiv, 3. März 1804.<br />

' ]MERIA^, <strong>der</strong> beständige Secretar, war l)ereits hochbetagt.<br />

^ Geheimes Staatsarchiv, 3. Mai 1804.<br />

* Seine erste Vorlesung in <strong>der</strong> Akademie hielt er am 31. Octoher 1805 -I'!)!'!-<br />

den T'id aus den Q)uellen.< (Akademisches Protokoll).

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