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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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524 <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Ak;ideniie unter Friedrich Wilhelm 111. (1797— LSTi).<br />

aber die Verschärfung des Censurzwangs , die nach einer kurzen<br />

Periode grösserer Freiheit die Presse seit 1798 traf, berührte sie<br />

sehr empfindlich. Ilire Kalen<strong>der</strong> gaben durch die historischen Essays<br />

immer wie<strong>der</strong> Anstoss, und auch im genealogischen Theil konnte<br />

sie es nicht leicht recht machend<br />

Doch hier litt sie nur unter dem allgemeinen Missgeschick —<br />

viel gefährlicher war es für ihre Existenz, dass <strong>der</strong> König die rein<br />

wissenschaftlichen («speculativen«) Bemühungen nicht hoch schätzte<br />

und deshalb die Akademie für recht überflüssig hielt, mindestens<br />

eine Umgestaltung <strong>der</strong> Anstalt in »humanistischem«, d. h. in pädagogischem<br />

und technischem Sinne verlangte. Unterstützt wurde er<br />

dabei durch den neuen Minister von Massow, dem das Oberschuldepartement<br />

unterstellt war und <strong>der</strong> streng utilitarischen Tendenzen<br />

auf dem Gebiete <strong>der</strong> Erziehung huldigte"". Es w^ar vorauszusehen,<br />

bestimmt wurde, die Akademie dürfe zwar wie bisher durch ihren Justitiarius per<br />

decretum entscheiden. al)er dem Denuncirten stände es frei, dagegen auf ein ricli-<br />

terliches Ei-kenntniss anzuti'agen (Geheimes Staatsarchiv).<br />

' Im historisch -genealogischen Kalen<strong>der</strong> für 1799 war <strong>der</strong> Fürstenspiegel<br />

des Prof. Engel günstig angezeigt worden. Der leitende Minister von Haugwitz<br />

nahm das sehr übel; er schrieb u. A. <strong>der</strong> Akademie: »Dieses ehedem so beliebte<br />

und bescheidene Taschenbuch hat schon seit mehreren Jahi-en durch die Wahl seiner<br />

historischen Abhandlungen einiges Aufsehen eri-eget , indem es hinter einan<strong>der</strong> zuerst<br />

die polnische Revolutions- <strong>Geschichte</strong>, dann den Lebenslauf <strong>der</strong> Kaiserin von<br />

Russland, wie nun jetzt die verjährte ärgerliche Begebenheit <strong>der</strong> Bartholomäusnacht<br />

höchst imbedachtsam hervorsuchte; aber noch nie hat sich <strong>der</strong> Verleger solche anstössige<br />

Aussei'ungen und Grundsätze aufzustellen erlaubt, als in <strong>der</strong> hier erwähnten<br />

Anzeige<br />

zum Vorschein kommen u. s. w." Noch schlimmer wirkte ein an<strong>der</strong>er<br />

Aufsatz; »Unser Zeitalter über Friedrich IL« Der König war empört. Verfasser,<br />

Verleger und Censor wurden zur Rechenschaft gezogen , <strong>der</strong> Kalen<strong>der</strong> selbst unterdrückt.<br />

Dem vei-antwortlichen Kalen<strong>der</strong>pächter Unger wurde aufgegeben, binnen<br />

zwölf Stunden das ihm angeblich von unbekannter Hand zugegangene Manusci'ipt<br />

des Aufsatzes und nicht min<strong>der</strong> das Original -Imprimatur <strong>der</strong> Akademie einzureichen,<br />

bei Strafe von 100 Ducaten. Unger zahlte die Strafe und nannte den Namen des<br />

Verfassers nicht. Der König befahl, dass in Zukunft die Kalen<strong>der</strong> stets dem aus-<br />

wärtigen Departement zur Censur vorgelegt werden sollen (18. December 1800).<br />

Ahnliche Versuche (unter Woellner 1796, 1797), <strong>der</strong> Akademie ihr Censurrecht<br />

zu nehmen und es dem Polizei -Directorium zu geben, wai'en bisher von ihr zu-<br />

rückgeschlagen worden (Geheimes Staatsarchiv). — Die politisch -genealogischen<br />

Abschnitte <strong>der</strong> Kalen<strong>der</strong> machten begreiflicherweise zwischen 1797 und 181 1 die<br />

grösste Mühe und erfor<strong>der</strong>ten eine zeitraubende Correspondenz mit dem Kabinetsminister<br />

bez. mit dem Auswärtigen Amt. Dieses hat sich in einigen Fällen auch<br />

nicht an<strong>der</strong>s zu helfen gewusst, als durch den Rath, die geschehenen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

zunächst noch zu ignoriren , bez. den ganzen genealogischen Theil wegzulassen , da<br />

immerfoi-t neue Verän<strong>der</strong>ungen eintraten (s.<br />

z. B. zum Jahre 1802).<br />

^<br />

Vergl.über ihn Br. Gerhardt, Wilhelm von Humboldt als Staatsmann (1896)<br />

Bd. I S.ioiff., Paulsen, <strong>Geschichte</strong> des gelehrten Unterrichts Bd. 2 ^<br />

(1897) S.96ft".,<br />

und Varrentrapp, Joh. Schulze (1889) S.229ff.

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