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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Ar.EXANDKR VON HuMBOLDT. 8H7<br />

die Unmöi^liclikeit ein, es ohne Mithülfe auszufuhren. Gewissenhaft<br />

bis in's Kleinste und überall die <strong>Geschichte</strong> naturwissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse bis zu ihren Ursprüngen zurückführend \ Hess er sich<br />

in philologische und historische Aufgaben verstricken, zu <strong>der</strong>en<br />

Lösung er die Autorität sachkundiger Freunde, Hülfe for<strong>der</strong>nd und<br />

flehend, anrief. Aber auch zur Ausführung <strong>der</strong> streng naturwissen-<br />

schaftlichen Abschnitte reichten die eigenen Kräfte nicht mehr aus.<br />

Der »Kosmos« ist in seiner Conception, so paradox das klingen<br />

mag, mit Recht von Dove ein Werk des 1 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts genannt<br />

worden. Die Idee gehört in Wahrheit einem Zeitalter an, in welchem<br />

Genie und Fleiss noch die ganze Fülle <strong>der</strong> bekannten naturwissenschaftlichen<br />

Thatsachen zu umspannen, zur Einheit zusammen-<br />

zuschliessen, künstlerisch darzustellen und zum Naturgenuss darzubieten<br />

wagen durften. In diesem Sinne hat Alexan<strong>der</strong> von Humboldt<br />

die Idee ergriffen. Aber schon in jenen Jaliren, als die Ausführung<br />

begann, ein Menschenalter nacli dem intellectuellen Ursprung des<br />

Werks, war die Fülle neuer naturwissenschaftlicher Thatsachen, wie<br />

sie die Zeit von 1812 —<br />

1830 gebracht hatte, so überwältigend und<br />

die Dift'erenzirung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Disciplinen so weit vor-<br />

geschritten, dass kein Einzelner sie mehr zu bemeistern vermochte.<br />

Vollends aber den Fortschritten sämmtlich zu folgen, welche die<br />

Wissenschaften in den drei Jahrzehnten von 1830— 1859 machten,<br />

und sie in die Einheit eines Gemäldes aufzunehmen , war eine Un-<br />

möglichkeit. Dazu kam noch ein An<strong>der</strong>es: die ursprüngliche Idee des<br />

»Kosmos« steht unter dem Zeichen <strong>der</strong> Natur- Aesthetik, doch dieser<br />

Begriff in dem hohen Sinn gefasst,<br />

<strong>der</strong> auch für Goethe das letzte Ziel<br />

seiner naturwissenschaftlichen Arbeit gewesen ist. Wohl sollten die<br />

Thatsachen wahr, rein und in ihrer Verknüpfung ermittelt werden,<br />

aber aus ihnen sollte ein Ganzes entstehen, das Liebe, Ehrfurcht,<br />

innere Erhebung und Enthusiasmus weckt. Die Zerglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Phänomene, ihre Berechnung mit <strong>der</strong> Zahl und <strong>der</strong> Wage, ihre<br />

Zurückführung auf mechanische Processe war höchstens als ein Vorläufiges,<br />

wie<strong>der</strong> Aufzuhebendes geduldet; denn die Fülle, Mannigfaltigkeit<br />

und Anschaulichkeit <strong>der</strong> Erscheinungen, wie sie sich den<br />

entzückten Sinnen darstellten, durfte nicht verletzt werden. Aber die<br />

Stimmung<br />

än<strong>der</strong>te sich allmählich bei den Naturforschern, än<strong>der</strong>te<br />

sich bei Alexan<strong>der</strong> von Humboldt selbst, wenn auch nicht so durch-<br />

' Über den Gang und das Maass seiner eigenen plülologischen Studien hat<br />

sich Humboldt in dem Brief an Böckh zur Feier des 5oJälirigen Doctorjubiläuins<br />

desselben ausgesprochen.

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