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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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Schleiermacher's und WiLHF.r.M VON Humroldt's Tod (18.'54. 1835). 76/<br />

BöcKH hielt den Nachruf »mit gewohnter Würde« am Leibniz-<br />

Tage 1835. Ein ausfülirlicherer, <strong>der</strong> folgen sollte, ist aber nicht<br />

gehalten worden; in jenem Nachruf fand Böckii das bezeichnendste<br />

Wort, indem er Wilhelm von Humboldt »einen Staatsmann von<br />

perikleischer Hoheit des Sinnes« nannte. Treffliches Material zur<br />

Charakteristik des grossen Todten hatte Alexan<strong>der</strong> von Humboldt<br />

ihm geboten in eben jenem Briefe an Lichtenstein (den wir oben<br />

citirt haben und)<br />

<strong>der</strong> auch für Böckh bestimmt war:<br />

Ich glaube, davSS nichts inelu' den Verewigten charakterisirte, als<br />

die Tiefe, mit <strong>der</strong> er in Geist, Anmuth <strong>der</strong> Sitten, Heiterkeit des Gemüths.<br />

Stärke und Würde des Charakters, Freiheit des Sinnes, Unabhängigkeit<br />

von den einseitigen Bedrückungen <strong>der</strong> Gegenwart, von dem<br />

Geiste des Alterthums als Staatsmann, als Gelehrter, als Freund und<br />

Verwandter durchdrungen war. Er erschien mir immer als <strong>der</strong> Retlex<br />

von dem, was in <strong>der</strong> höchsten Blüthe <strong>der</strong> Menschheit uns aus vergangenen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten entgegenstrahlt. Soll ich an Einzelnes erinnern, was er<br />

geleistet hat, so stelle ich obenan: Fundation <strong>der</strong> Berliner Universität<br />

und <strong>der</strong> damit zusammenhängenden <strong>Institute</strong>; Erbauung <strong>der</strong> Sternwarte<br />

in Königsberg, die so wichtig geworden ist; Errichtung des Museums,<br />

die ihm <strong>der</strong> König übertrug. Unter den litterarischen Werken die poetischen:<br />

»Agamemnon«, »Pindarische Oden», Chöre und sein Gedicht<br />

»Roma"; unter den prosaischen: »Über Hermann und Dorothea«, eigentlich<br />

über das Epos im Allgemeinen, die Untersuchungen über die iberi-<br />

schen Völkerschaften, die Basken schil<strong>der</strong>nd als einen grossen Theil des<br />

Mittelmeeres umwohnend; viele ästhetische und Kunstaufsätze in den<br />

»Hören«, über Philosophie <strong>der</strong> Grammatik in den Schriften <strong>der</strong> Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften, und die geistreiche »Lettre ä Mr. Abel Remusat«<br />

über den Sprachbau<br />

Umfang tragen alle<br />

des Chinesischen.<br />

den gemeinsamen<br />

Diese Arbeiten von so geringem<br />

Charakter, dass sie von dem<br />

festen Grunde des einzeln Ergründeten zu höhern, allgemeinen philosophischen<br />

Ansichten übergehen. Diese Fähigkeit, <strong>der</strong> Masse des Durchforschten<br />

und Gesammelten nicht zu erliegen, das heterogen Scheinende<br />

zu concentriren und nach grossartigen Ansichten in Einklang zu bringen,<br />

bei steter Klarheit <strong>der</strong> Schreibai"t und Beibehaltung solcher Formen, welche<br />

langes Studium und lange Vorliebe metaphysischen Ideengangs verrathen,<br />

dem Stile nie den belebenden Hauch <strong>der</strong> Einbildungskraft zu entziehen,<br />

charakterisirt recht eigentlich die Arbeiten des Hingeschiedenen. Er hat<br />

neben sich entstehen sehen und mächtig geför<strong>der</strong>t eine neue allgemeine<br />

Sprachwissenschaft, ein Zurückführen des Mannigfaltigen im Sprachbau<br />

auf Typen, die in geistigen Anlagen <strong>der</strong> Menschheit gegründet sind. Den<br />

ganzen Erdkreis in dieser Mannigfaltigkeit umfassend, jede Sprache in<br />

ihrer Structur ei'gründend, als wäre sie <strong>der</strong> einzige Gegenstand seiner<br />

Forschungen gewesen,<br />

mals nur Idiomen gegönnt wurde, auf welche <strong>der</strong> Glanz einer vollendeten<br />

als verdiene sie die Aufmerksamkeit, welche ehe-<br />

Litteratur zurückstrahlt, wnv <strong>der</strong> Verewigte nicht bloss unter seinen Zeit-<br />

genossen <strong>der</strong>jenige, welcher die meisten Sprachen gi-ammatikalisch studirt<br />

hatte, er war auch <strong>der</strong>, welcher den Zusammenhang aller Sprachformen<br />

und ihren Eintluss auf die geistige Bildung <strong>der</strong> INIenschheit am tiefsten<br />

und innigsten ei-gründete. Das Werk, welches wir jetzt drucken la.ssen,

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