04.01.2013 Aufrufe

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

726 <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie unter Friedrich Wilhelm III. (1812—1840).<br />

grosse wissenschaftliche Gegensätze und Streitfragen in Anspruch<br />

genommen. Neben die romantisclie Naturphilosoj^hie , die ausserhalb<br />

<strong>der</strong> Akademie noch herrschte und <strong>der</strong>en sie sich erwehren<br />

musste\ hatte sich Hegel's Panlogismus gestellt und begann mit<br />

jener theils zu cooperiren, theils sie zu verdrängen. Seit <strong>der</strong> grosse<br />

Philosoph seine Wirksamkeit in Berlin aufgenommen hatte, ging<br />

die Jugend, und nicht nur die Jugend, in Schaaren zu ihm über".<br />

Sein Wirken hatte etwas Imperatorisches; an Energie und Conse-<br />

quenz kam ihm Niemand auf dem Lehrstuhle gleich. Aber auch<br />

die Weltanschauung selbst, die er vertrat, war imperatorisch. »An<br />

die Stelle <strong>der</strong> kritischen Philosophie mit ihrer Mahnung zur Selbst-<br />

bescheidung, mit ihrer Anerkennung <strong>der</strong> Selbständigkeit wie <strong>der</strong><br />

Wissenschaft so an<strong>der</strong>erseits des Glaubens, war die logische Auto-<br />

kratie getreten, mit <strong>der</strong> Hegel die Unterwerfung <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

und <strong>der</strong> Religion unter die dialektische Formel for<strong>der</strong>te. Niemals<br />

hatte die Philosophie eine so* selbstherrliche Sprache geführt, niemals<br />

schien ihr königliches Ansehen so vollkommen anerkannt und<br />

gesichert^.« Der Staat, den Hegel auf dem ganzen Gebiete des<br />

in Fällen, wo die Einziehung eines sachverständigen Urtheils über wissenschaftliche<br />

luid technische Gegenstände wünschenswerth erachtet wird, möge benutzen können.<br />

^<br />

Beson<strong>der</strong>s Buch und Erman kämpften wi<strong>der</strong> sie.<br />

^ Unter den zahlreichen Biograj)hien, die das einveisen, ist beson<strong>der</strong>s die<br />

Vatke's (hrsg. von Benecke 1883) lehrreich. Als Vatke im Jahre 1828, zweiund-<br />

zwanzig Jahre alt, als Candidat nach Berlin kam, schrieb er (S.38): »Ich glaubte ausstudirt<br />

zu haben, und jetzt sehe ich: hier in Berlin muss man ganz von vorn an-<br />

fangen. Es will etwas sagen,<br />

bei Schleiermacher fortzukommen und den Hegel zu<br />

verstehen«. Bald sollte für ihn jener hinter diesem zurücktreten. Zu vergleichen<br />

ist die Biographie von D, F, Strauss, Dass Altenstein und Johannes Schulze in<br />

Hegel den Herrscher sahen , ist bekannt. Immer entschiedener wurde seine Philo-<br />

sophie <strong>der</strong> Maassstab , den man im Cultusministerium an alle Wissenschaften legte;<br />

vergeblich haben Rosenkranz und Schulze selbst dies später in Abrede zu stellen<br />

versucht. Sehr bezeichnend ist in dieser Hinsicht eine JMittheilung Vatke's (a.<br />

a. O.<br />

S.39f.). Er erzählt, im Jahre 1828 habe man in Berlin nicht zum Licentiaten <strong>der</strong><br />

Theologie promovirt werden können, weil die Facultät mit dem Ministerium über<br />

die Hegel'scIic Philosophie im Streite gelegen habe. »Nean<strong>der</strong> ist vom Ministerium<br />

ersucht, keine \^orlesungen über Dogmatik und Moral zu halten, weil er sie nicht<br />

wissenschaftlich hielte; er hat sich aber auf die Hinterbeine gesetzt und will entwe<strong>der</strong><br />

frei lesen o<strong>der</strong> entlassen sein. Schleiermacher hat man v^^issen lassen, er<br />

solle nicht inuner philosophische von den theologischen Collegien geson<strong>der</strong>t, son-<br />

<strong>der</strong>n philosophisch -theologische halten, woi-auf er geantwortet hat, solches nicht<br />

zu verstehen. Hegel und Schleiermacher, und Marheineke und Nean<strong>der</strong> sind<br />

schon oft hart an einan<strong>der</strong> gewesen und haben sich Personalia gesagt. Das sieht hier<br />

bunt aus." Selbst das grosse Publicum nahm in Berlin Antheil an dem Streit, und man<br />

k(mnte den Spott hören: »Philosophen denken dunkel, aber schimpfen sehr deutlich«.<br />

3 Paulsen, J. Kant (1898) 8,378.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!