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Texte - Sauerlandmundart

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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />

Im Monat Oktober betete man in vielen<br />

Häusern, sobald abends der Tisch<br />

abgeräumt war, den Rosenkranz. In unserer<br />

Familie gab es die Übereinkunft,<br />

nicht im Oktober das Gebet zu verrichten,<br />

weil dann noch zu viel Arbeit anstand,<br />

besonders bei der Kartoffelernte.<br />

Wir beteten den abendlichen Rosenkranz<br />

im Allerseelenmonat, im November.<br />

Stand das Gebet an, knieten<br />

alle hin, jeder suchte sich einen<br />

etwas abgesonderten<br />

Platz, zog einen Stuhl heran,<br />

um die Arme von Zeit zu Zeit<br />

aufstützen zu können. Manche<br />

legten sich auch noch einen<br />

Schal oder ein anderes gerade<br />

greifbares Kleidungsstück unter<br />

die Knie. Männer knieten<br />

meist nur auf einem Bein. Das dauerte<br />

etwa eine Viertelstunde. Unruhe konnte<br />

es geben, wenn gerade dann der Nachbar<br />

hereinkam und der Hund die Andacht<br />

störte. Der Besuch reihte sich in<br />

die Schar der Beter ein.<br />

Ärger gab es nachher, wenn aus nichtigem<br />

Anlass jemand während des Gebetes<br />

gelacht und ein anderer vielleicht<br />

noch eingestimmt hatte.<br />

Das Abendgebet wurde von jüngeren<br />

Kindern, wenn sie im gleichen Zimmer<br />

schliefen, gemeinsam gesprochen. Das<br />

Ritual wurde eingeleitet mit dem Eintauchen<br />

eines Fingers in das Weihwassertöpfchen;<br />

wenn das Wasser gefroren<br />

war, genügte schon der Hautkontakt.<br />

Gesprochen wurden unter anderem<br />

die <strong>Texte</strong>: „Müde bin ich, geh zur<br />

Ruh’“ und „Die Eltern mein empfehl’<br />

ich Dir“.<br />

105<br />

Im Oktouber woorte in viëllen Hüüsern<br />

obends, soubald as der Diss affgerümet<br />

wor, der Rousenkranz gebiatt.<br />

Bie uns wullent vie dat abber nit, weil<br />

in diam Monat noch viell Arrebet te<br />

daun wor, fiür viull, wann de Tufelen<br />

noch utgemaket weren muchtent. Vie<br />

biattent den Rousenkranz dann im Allerseïlen-Monat,<br />

im November.<br />

Wann et sou wiet wor,<br />

gingent se alle op de Knei,<br />

jeïder sochte siëck en etwas<br />

separaten Platz, toug en<br />

Stauhl herbie , domet me de<br />

Aremen van Tied tau Tied es<br />

opstützen kunn. Mannege<br />

lachtent siëck ouk en Schal<br />

odder en ander Stücke Tüch<br />

unger de Knei. De Mannslüh<br />

houkent siëck meïstens blous<br />

met eïnem Beine. Dat duerte ungefähr<br />

ne Veïerelstunde. Alt-es goov et Unrugge,<br />

wann vlichts gerade dann der<br />

Nohber rinkoom un der Hund beruhiget<br />

weren muchte. Dei Besuch riggelte<br />

siëck un biatte met.<br />

En Diunnerwiar kunn et ouk es nohiar<br />

giaben, wann wiagen nix ens eïner<br />

gelachet un vlichts noch en anderer gehullepen<br />

haa.<br />

Dat Nachtgebiatt sachtent dei jungen<br />

Blahn tehoupe op, wann sei in der selben<br />

Stuabe schleipent. Aanfangs stippetent<br />

sei met eïnen Finger in dat Pöttiën<br />

met Gesiant-Water; wor dat abber<br />

gefruaren, dann schickete’t ouk, wann<br />

me dran gepacket haa.<br />

Gebiatt woortent ouk dei <strong>Texte</strong> van<br />

„Müde bin ich, geh’ zur Ruh’“ un „Die<br />

Eltern mein empfehl ich Dir.“

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