Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />
Angehalten wurden Kinder in den<br />
ersten Schuljahren, zu Beginn des Monats<br />
Mai einen Marienaltar aufzubauen,<br />
regelmäßig frische Feldblumen hinzustellen,<br />
eine Kerze anzuzünden und<br />
Gebetsverse zu Ehren der Maienkönigin<br />
zu sprechen oder zu singen.<br />
Weitere religiöse Übungen wie Wallfahrten,<br />
Prozessionen, Kreuzweggebete<br />
wurden an anderer Stelle erwähnt.<br />
Im täglichen Leben sind die Übergänge<br />
von einer echt christlichen Haltung<br />
mit dem Gebet um Gottes Schutz<br />
zu einer veräußerlichten Rückversicherungsmentalität<br />
recht fließend.<br />
Weihwasser etwa wird zu Ostern in<br />
der Kirche bereitgestellt. Wasser ist ein<br />
Heilszeichen und spielte schon bei den<br />
Israeliten und zur Zeit Jesu im religiösen<br />
Umfeld eine bedeutende Rolle. So<br />
wie es den Körper säubert, so soll es<br />
etwa bei der Taufe ein Zeichen für das<br />
Reinwerden der Seele sein. Christus<br />
bezeichnet sich selbst als lebendiges<br />
Wasser.<br />
So soll der Gebrauch des Weihwassers<br />
an die Taufe erinnern. All diese<br />
Hinweise sind den Gläubigen geläufig,<br />
aber meist nicht von ihnen verinnerlicht.<br />
Viele treibt eher der Gedanke,<br />
sich vor Bösem zu schützen.<br />
Ähnlich verhält es sich mit dem<br />
Weihwasser auf der Brotschnitte, die<br />
im Frühling den Rindern beim Hinausschicken<br />
auf die Weide gereicht wird,<br />
mit den Palmzweigen, die am Roggenacker<br />
niedergelegt werden.<br />
Äußere Äußere Äußere Zeichen<br />
Zeichen<br />
106<br />
Dei Blahn in den eïsten Schauljohren<br />
heil me im Mai aan, nen Marienaltoor<br />
optebuggen, regelmäßig Feldblaumen<br />
te seuken, ne Kerze aantemaken un<br />
tau’r Ehre van der Maienkiünnigin te<br />
bian un te singen.<br />
Van anderen religiöüsen Übungen<br />
ase Wallfahrten, Prozessiounen, Krüzwiagbian<br />
is an anderer Stië vertallt woren.<br />
Et giëtt Lüh, dei siëck dem Herrguadd<br />
ganz aanvertruggent, et giëtt abber<br />
ouk andere, dei blous op siene Hüllepe<br />
riackent. Van eïnem Standpunkt bit tau<br />
dem anderen kennt me viëlle Statiounen.<br />
Dat Water kann me Ousteren in der<br />
Kiarreke guallen. Water spiëllt ase Teïchen<br />
fiür Siagen alt bie den Israeliten<br />
un bie Jesus ne groute Rolle. Et reiniget<br />
den Körper, et sall ouk zeigen, dat van<br />
der Seïle Böüses affgewaschen wert.<br />
Christus selebes siëtt, hei wör „dat lebendige<br />
Water“.<br />
Wann me Gesiant-Water brüket, sall<br />
me siëck an de Doupe erinnern. All dat<br />
wiëtent dei Christen, aber et fehlt dei<br />
Insicht, wie dat tehoupe gohn sall. Viëlle<br />
brukent et dann, weil et sei viür<br />
Böüsem heuen sall.<br />
Sou wor dat, wann me im Freuhjohr<br />
Gesiant-Water op ne Schnië Brout<br />
sprützete un den Diëren te friaten goov,<br />
eïger dat me se op de Weie dreïv. Sou<br />
wor dat ouk, wann me de Pallemen<br />
vam Pallemsunndah am Korenfelle utlachte.