Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Vom Essen und Trinken<br />
Brotgetreide sollte an der Genossenschaft<br />
abgeliefert werden, die Mühle in<br />
der Scheune wurde verplombt, durfte<br />
also nicht benutzt werden. — Ein Gemenge<br />
von Futtergetreide konnte man<br />
wohl noch in einer Wassermühle mahlen<br />
lassen.<br />
Damit die Bauern aber auch Brot<br />
kaufen konnten, wurden in den Dörfern<br />
frühere Bäckergesellen verpflichtet,<br />
Brot zu backen. Nun konnten die Hausfrauen<br />
auch stundenlang für Backwaren<br />
anstehen. Die Deutschen waren ein<br />
Volk von Bettlern geworden. Ob das<br />
auch zum Umerziehungsprogramm der<br />
Siegermächte gehörte?<br />
Damals waren wir zu Hause sehr<br />
froh, weil man bei einem Bäcker im<br />
Bergischen durch Tausch für Roggen<br />
gutes Brot erstehen konnte. Nur musste<br />
man es eine Stunde weit schleppen.<br />
An einem Wintertage wollten wir<br />
Kinder uns die Arbeit bequemer machen.<br />
Darum spannten wir unseren<br />
Schäferhund vor einen Schlitten; ein<br />
Geschirr für den Hund hatten wir schon<br />
früher besorgt. Er sollte uns sechs Brote<br />
nach Hause ziehen. Das ließ sich zunächst<br />
auch ganz gut an.<br />
Als wir auf dem Heimweg aber in<br />
den großen Buchenwald kamen, rannte<br />
uns von links nach rechts ein Hase vor<br />
den Füßen her, überquerte die Straße,<br />
nahm im Sprung das drei Meter tiefe<br />
Ufer und wurde nicht mehr gesehen!<br />
Verschwunden war auch unser Hund<br />
samt Schlitten und sechs Broten.<br />
Er setzte, vom Jagdfieber gepackt,<br />
hinter dem Hasen her, überwand aber<br />
nur die Böschung.<br />
86<br />
D’r Buere sull dat Koren bie d’r Genossenschaft<br />
affliëberen, de Miülle in<br />
der Schüre kreïch ne Plombe, se duurte<br />
alsou nit gebrucht weren. En Gemenge<br />
fiür de Diëre muchte me in der grouten<br />
Miülle met dem Waterrah mahlen loten.<br />
Domet dei Bueren abber ouk Brout<br />
koupen kunnent, woortent freuhere Bäckergesellen<br />
verpflichtet, Brout te backen.<br />
Jetzt kunn me fiür et Brout ouk<br />
stundenlang aanstohn, de Dütschen worent<br />
en Viullik van Biaddelern geworen.<br />
Vlichts gehoorte dat ouk tau der<br />
„Umerziehung“.<br />
Ne Tied lang worent vie te heïme<br />
ganz glücklich, weil me bie nem Bäcker<br />
in’me Biarrischen Brout giegen<br />
Koren tuschen kunn. Me muchte dat<br />
Brout abber ne Stunde wiet drian.<br />
Eïnes Winterdages wullent vie Blahn<br />
uns dat bequemer maken. Unse groute<br />
Schöperhund woorte viür nen Schliën<br />
gespannt – vie haant en schöin Geschirre<br />
fiür dian Rüen. Hei sull uns seß Brouer<br />
heïme teihn. Dat leit siëck ouk ganz<br />
giudd an.<br />
As vie alt wiër op me Retourwiah bie<br />
dei grouten Bauken kooment, do hüppelte<br />
viür uns en Hase van links noh<br />
rechts iübber de Stroote, sprung dann<br />
dem Auber raff, drei Meïter deipe, un<br />
wech wor hei! Wech wor abber ouk unse<br />
Hund metsamt dem Schliën un den<br />
seß Brouern.<br />
Hei schaffete wall den Auber, abber<br />
ungen stook der Schliën deipe in’me<br />
Schneië.