Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Von der Landarbeit<br />
Manchmal war die Parzelle nach dem<br />
Lohschälen auch noch nicht ganz frei.<br />
Früher standen hier und da auf der<br />
Haubergsfläche noch dicke Fichten,<br />
manchmal zwei oder drei zusammen.<br />
Diese ließ der Bauer als „Eiserne Reserve“<br />
stehen. Im Notfalle wurden sie<br />
gefällt und zu einem guten Preis verkauft.<br />
Regelmäßig fielen einzelne Fichten,<br />
wenn die Tochter heiraten wollte.<br />
Einige Bretter erhielt dann der Schreiner,<br />
der daraus Bett und Schrank für<br />
die Aussteuer baute.<br />
Wohl ein Jahr vor der Hochzeit<br />
spricht sich der Vater mit seinem<br />
Nachbarn ab. Sie gehen sodann mitten<br />
im Winter, wenn die Bäume nicht im<br />
Saft stehen, in den Wald, ausgerüstet<br />
mit Äxten, mit Keilen und einer langen<br />
Zugsäge. Solch starke Fichten sind<br />
nicht so leicht zu fällen wie zwanzigjährige<br />
Birken.<br />
Sie schätzen den Baum ab und beraten,<br />
an welcher Seite er wohl die<br />
stärksten Äste hat, in welche Richtung<br />
er wohl fallen könnte.<br />
Soll der Stamm aber anders liegen,<br />
damit man den Stamm später am besten<br />
wegziehen und auf den Wagen laden<br />
kann, dann muss der Bauer überlegen,<br />
wie sie die Säge ansetzen sollen. Wer<br />
jetzt Acht gibt, kann sich unnötige Mühen<br />
ersparen.<br />
Nun greift der fähigere Arbeiter die<br />
Axt und schlägt recht nahe am Boden<br />
eine Kerbe in den Stamm; nach der Seite<br />
soll der Baum fallen. Ab und an sieht<br />
man auch zwei Männer an der Fichte –<br />
der eine rechts, der andere links –, die<br />
im Takt in die gleiche Kerbe schlagen.<br />
Das erfordert Geschick!<br />
38<br />
Mannechmol wor dei Parzelle ouk<br />
noh me Louhschiëllen noch nit frie.<br />
Freuher stunnent hie un do in den<br />
Haubiarren dicke Dennenböüme – altes<br />
tweï oder drei biëneïn. Dei leitent de<br />
Bueren stohn, dat wor de „Iëserne Reserve“.<br />
Im Noutfalle brachtent dei echt<br />
Geld. Meïstens aber feilent en paar,<br />
wann de Dochter siëck bolle bestahn<br />
wull. Van diam Holte kreïch dann ouk<br />
der Schriener en paar Briar. Hei makete<br />
dorut et Bedde un en Schaap fiür de<br />
Uutstüere.<br />
Eïn Johr viür der Hochtied spriëket<br />
siëck der Buere met sienem Nohber aff.<br />
Sei gohnt dann midden im Winter,<br />
wann siëcker kein Saap meïh in me<br />
Holte is, met Biggelen, met Kielen un<br />
met ner langen Drumsia in den Biarrig.<br />
Sou ne mächtige Denne schlohn, dat<br />
is wall ne andere Saake, as ne twintigjöhrige<br />
Birreke ümmeliën.<br />
Et wert gemootert un geiiket, an wiëllicker<br />
Siete dei Boum de meïsten<br />
Töppe het, wou hei wall hiënfällt, wann<br />
me nit dirigeïert.<br />
Sall dei Denne aber anders liën, domet<br />
me se nohiar lichter wechteihn un<br />
op den Wagen lahn kann, dann mutt<br />
der Buere iübberliën, wou hei de Sia<br />
aansetten sall. Wei jetz oppässet, kann<br />
siëck nohiar schwore Arrebet sparen.<br />
Nu päcket der Mann met dem besten<br />
Hau et Biggelen un schleït siege bie der<br />
Welt ne Kiarrebe uut dem Stamm; noh<br />
diar Siete sall der Boum fallen. Hie un<br />
do süht me ouk es tweï Kerels – eïner<br />
rechts, der andere links vam Boum – ,<br />
dei im Takt in de glieke Kiarrebe hauent.<br />
Do mutt me aber firm sin!