Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />
Geändert hat sich in dieser Zeit auch<br />
der Termin für die Kindtaufe. Früher<br />
war es üblich, das Kind spätestens am<br />
dritten Lebenstage zur Taufe in die<br />
Kirche zu bringen, nun nimmt man sich<br />
etwa vier Wochen Zeit dazu. Das hängt<br />
auch zusammen mit der jetzt besseren<br />
ärztlichen Versorgung, es hat aber auch<br />
zu tun mit der modifizierten Auffassung<br />
von Erbsünde, Taufe und Limbus.<br />
Früher hieß es nämlich, ungetaufte<br />
Kinder kämen nach dem Tod nicht zur<br />
Anschauung Gottes. —<br />
Gottes Liebe stellen wir uns jetzt größer<br />
vor und nicht nur beschränkt auf<br />
den Kreis der Getauften. Dies Problem<br />
ist einzuordnen in die umfassendere<br />
Frage: „Ist Christus für viele oder für<br />
alle gestorben?“<br />
Gottes Liebe, so glauben wir, umfängt<br />
auch die Menschen, die sich in<br />
depressiver Stimmung das Leben nehmen.<br />
Früher hielt man sie für verdammt<br />
und verweigerte ihnen – wie auch den<br />
ungetauft verstorbenen Kindern – einen<br />
Platz auf dem Friedhof.<br />
Geändert hat sich auch die Einstellung<br />
zur Feuerbestattung. Christen sahen<br />
früher darin einen Akt des Unglaubens,<br />
weil eine atheistische Gruppe, die<br />
Freidenker, aus Oppositionsgeist das<br />
Einäschern des Leichnams bevorzugte.<br />
Nach dem grausamen Krieg und dem<br />
himmelschreienden Nazi-Terror konnte<br />
man unmöglich den vielen Eingeäscherten<br />
ein Leben bei Gott absprechen.<br />
Tod Tod und und Begräbnis<br />
Begräbnis<br />
141<br />
Geändert het siëck noh me Konzil<br />
ouk der Termin fiür de Kinddoupe. Bit<br />
dohiën wor et üblich, dat Kind späestens<br />
am dritten Liabensdah in de<br />
Kiarreke op de Doupe te brengen, jetzt<br />
niëmmet me siëck bie veïer Wiaken<br />
Tied dotau. Dat hänget tehoupe met der<br />
biatteren Suarre diürrech de Doktors, et<br />
kiümmet abber ouk van der anderen<br />
Opfassunge iübber Erbsünde, Doupe un<br />
Limbus. Freuher hette et utdrückliëck,<br />
wann Kinger ohne Doupe stiürrevent,<br />
köment sei nit in den Hiëmmel. —<br />
In unsen Dahn stellent vie uns de<br />
Leivde vam Herrguadd grötter vüar, nit<br />
blous beschränket op de Gedofften. Dat<br />
gehört tau dem Hauptproblem: „Is<br />
Christus nu fiür viëlle odder fiür alle<br />
gestuarreben?“<br />
De Leivde vam Herrguadd, sou glöübent<br />
vie, gehört ouk den Lühn, dei<br />
siëck in seelischer Nout sellebes ümmebrengent.<br />
Freuher meinte me, dei<br />
wörent verdammet, un me gunnte ian –<br />
as ouk den ungedofften Kingern – keinen<br />
Platz op me Kiarrekhuave.<br />
Geändert het siëck ouk de Instellunge<br />
taum Urnenbegraben. Wei siëck noh<br />
me Doue verbreun leit, gull nit meïh<br />
ase Christ. Wei dat deh, dian riackete<br />
me tau den Friedenkern, dei ut Oppositioun<br />
giëgen de Kiarreke sou handeltent<br />
Noh diam elendigen Kriege un diam<br />
hiëmmelschreienden Unrecht van den<br />
Nazis kunn me dian viëllen Verbrannten<br />
wall nit meïh en Liaben bie Guadd<br />
affspriaken.