Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Vom Essen und Trinken<br />
Mit einem Quirl oder einem Mixer<br />
werden die Fasern zerrissen. Früher<br />
drehte man die Pflanzen wohl auch<br />
durch eine feine Scheibe an der<br />
Wurstmaschine. Mit Muskat und Lorbeerblatt,<br />
mit Salz und Pfeffer, Zwiebeln<br />
oder Schnittlauch, angereichert<br />
mit etwas Mehl und süßer Sahne gibt<br />
das ein köstliches Gericht. Nach den<br />
Mahlzeiten mit getrockneten Buschbohnen<br />
und Erbsen, mit Sauerkraut und<br />
gesalzenen Stangenbohnen in den langen<br />
Wintermonaten, schmeckten die<br />
Brennnesseln besonders lecker.<br />
Dieses Kraut wird einige Wochen<br />
später dann abgelöst durch den Spinat<br />
aus dem Garten. In der Zeit nach dem<br />
Kriege tischte man uns einmal zum<br />
Festessen wie Spinat zubereitete Blätter<br />
der Runkelrüben auf. Zu Hause fraßen<br />
das unsere Schweine. Als mir das später<br />
erzählt wurde, ist mir der Drang<br />
nach Spinat und Brennnesseln vergangen.<br />
Bevor die Früchte an den Brennnesseln<br />
reif wurden, mähte man die Pflanzen<br />
ab oder rupfte sie aus. Nachwachsendes<br />
Grün konnte man erneut in der<br />
Küche brauchen.<br />
Das geschah aber nur, wenn im Garten<br />
sonst nichts zu holen war.<br />
So Liebhaber wie den Pastor in einem<br />
kleinen Dorfe des Sauerlandes gibt<br />
es selten: Diesem muss die Haushälterin<br />
im Frühling 26 Portionen sammeln<br />
und einfrieren, damit er das Jahr hindurch<br />
alle zwei Wochen Brennnesselgemüse<br />
essen kann. (Ob der Herr wohl<br />
die Wirkung der Nessel nicht kennt?<br />
Wäre es nicht besser, Salat zu essen?<br />
Der beruhigt, sagt man.)<br />
75<br />
Met nem Quirl odder nem Mixer<br />
kann me dei Fasern terieten. Freuher<br />
drehte me dat greune Tüch ouk diurrech<br />
de fiene Schiebe an der kleinen<br />
Woustemaschine. Met Muskat un Lorbeerblaart,<br />
Salt un Piapper, Ziepelen<br />
odder Schnittlouf, met Schmand un en<br />
wiënnig Miahl giëtt dat en köstlich Gericht.<br />
Noh dian Mohltieden met gekiëbbelten,<br />
gedruhten Buschbouhnen un<br />
Iarreften, met Suërmaus un gesaltenen<br />
Fickesbouhnen in den langen Wintermonaten,<br />
schmacket dat extra giudd.<br />
Niëttelenzoppe wert Wiaken späer<br />
dann affgelöuset van dem Spinot ut me<br />
Garen. In der schlechten Tied noh me<br />
Kriege hent se uns ouk es bie Verwandten<br />
op nem Fiërdah as Spinot gestallte<br />
Rummelenblare vüargesatt. Te Heïme<br />
frootent dat de Schwiene. As mie dat<br />
nohiar vertallt woorte, is mie de Lust<br />
op Spinot un Niëttelen ziemlich vergangen.<br />
Eïger dat de Niëttelen siëck sömetent,<br />
mähte me dei ollen Planten aff odder<br />
röppete se ut. Dat nohkummende junge<br />
Greun kunn me dann noch es seuken.<br />
Dat deh me abber blous, wann et im<br />
Garen kein ander Gemeuse goov.<br />
Sou Liebhaber as den Pastouer op<br />
eïnem kleinen Duarrepe im Suërlanne<br />
giëtt et sellen: Diamme mutt de Huushällersche<br />
im Freuhjohr seßuntwintig<br />
Portiounen sammelen un infreisen, domet<br />
hei dat Johr hiëndiurrich alle veïertiëhn<br />
Dah Niëttelenmaus iaten kann.<br />
(Of dei wall de Wirrekunge van den<br />
Niëttelen nit kennt? Wör et nit biatter,<br />
Zalot te iaten? Dei beruhiget, siëtt me.)