Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Vom Essen und Trinken<br />
Die schlauen Bürger von Schilda waren<br />
es leid, ständig teures Geld für Salz<br />
ausgeben zu müssen. Sie wollten es<br />
selbst herstellen. Sie meinten, man<br />
brauche das Salz nur auf den Acker zu<br />
streuen, dann werde es wohl wachsen<br />
wie Hafer oder Gerste. So reinigten sie<br />
am Stadtrande einen Platz vom Unkraut,<br />
pflügten und eggten und säten<br />
dort an einem schönen Oktobertage einen<br />
ganzen Sack voll Salz aus. Fast<br />
täglich zog es sie hinaus zum Feld, um<br />
zu beobachten, wie die Saat aufging.<br />
Sie mussten Geduld aufbringen, bis<br />
endlich grüne Spitzen hervorsprossten.<br />
Nun waren alle gespannt, wie die Salzpflanzen<br />
wohl aussehen<br />
würden.<br />
Sie glichen mehr und<br />
mehr einer bekannten<br />
Staude, aber keiner wollte<br />
das Wort aussprechen. —<br />
Und wer kennt sie nicht,<br />
die Brennnessel?<br />
Aber wer schaut sie sich<br />
auch schon so genau an,<br />
dass er sie beschreiben<br />
könnte? Brennnesseln<br />
sind den Menschen das<br />
Ansehen nicht wert, sie<br />
stehen ihnen ja nur im<br />
Wege. Man kann aber<br />
auch nicht immer einen<br />
Bogen um sie herum machen,<br />
denn sie breiten sich<br />
schnell aus bis in den Garten<br />
hinein.<br />
Die Die Die Brennnessel<br />
Brennnessel<br />
70<br />
In Schilda worent et dei schlauen<br />
Bürger leïd, ständig sou viëlle Dukaten<br />
fiür Salt wechtegiaben, sei wullent et<br />
siëck sellebes besuarren. Sei meintent,<br />
me brüchte et blous uttesehn, dann süll<br />
et wall wassen ase Haber odder Gerste.<br />
Sou stalltent se nohge bie der Staadt<br />
nen Platz, wou viürhiar blous Unkrut<br />
woss, fein aan un seetent an nem schöinen<br />
Oktouberdah en ganzen Sack viull<br />
Salt op dat Land. Bolle jeïden Dag maketent<br />
se nen Gang ümme dat Feld<br />
rümme, sei wullent seihn, wou dei Soot<br />
opging. Se muchtent lange lueren, bit<br />
greune Spitztiër ut der Ere hervüarkoment.<br />
Nu worent alle gespannt, wou<br />
dei Saltplanten wall utseihn<br />
wörtent.<br />
Se gleïkent meïh un<br />
meïh ner bekannten<br />
Staude, abber keiner<br />
wull dat Woort in den<br />
Mund niammen. —<br />
Un wei kennt se nit,<br />
de Niëttelen?<br />
Abber wei bekieket se<br />
siëck es sou genau, dat<br />
hei se beschrieben<br />
künn? Niëttelen sind den<br />
Lühn dat Aanseihn nit<br />
wert, se stott eïnem<br />
blous in me Wia. Me<br />
kann se aber ouk nit in<br />
Rugge looten, weil se<br />
siëck met den Wuartelen<br />
widder arrebent in den<br />
Garen rin.