15.08.2013 Aufrufe

Texte - Sauerlandmundart

Texte - Sauerlandmundart

Texte - Sauerlandmundart

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />

Wollte man Zuhörer, musste man<br />

sein Spielzeug treppauf zum Bett der<br />

Eltern tragen und diesen zeigen, was<br />

sie schon lange kannten.<br />

So verging eine Stunde im Fluge, und<br />

es wurde Zeit, sich für die Christmette<br />

anzukleiden. Wer früh um 7 Uhr zum<br />

Gottesdienst ging, hatte einen langen<br />

Morgen zum Spielen vor sich. Wir<br />

brauchten aber eine halbe Stunde, um<br />

zu Fuß durch Schnee und Eis bis zur<br />

Kirche im Nachbarorte zu gelangen.<br />

Die anfangs gedämpfte Stimmung bei<br />

trübem Licht wich nach und nach,<br />

wenn der Küster eine Wachskerze nach<br />

der anderen an den Weihnachtsbäumen<br />

mit seinem langen Lichterstock erstrahlen<br />

ließ. Dann sangen die Gläubigen:<br />

„Heiligste Nacht, Finsternis weichet, es<br />

strahlet hernieder ...“ und fühlten sich<br />

wohl dabei.<br />

An Weihnachten war es Priestern<br />

gestattet, drei Messen zu feiern. Unser<br />

Pfarrvikar ging zwischen Engelamt und<br />

Hirtenamt nicht in die Sakristei. So<br />

blieben auch die meisten Gläubigen mit<br />

ihm in der Kirche, nur Hausfrauen eilten<br />

früher zurück. Auf sie wartete noch<br />

viel Arbeit an diesem Festtage.<br />

Damals hatte unser Kirchenraum keine<br />

Heizung, und zu Beginn der Vierzigerjahre<br />

waren die Winter sehr kalt.<br />

Der Priester am Altare trug Handschuhe<br />

mit freien Fingerspitzen, wie sie<br />

heute von Radfahrern benutzt werden.<br />

An der rechten Seite auf dem Altartisch<br />

stand ein kleiner elektrischer<br />

Heizstrahler, die einzige Wärmequelle<br />

in der großen Kirche.<br />

123<br />

Wann me Gehör fingen wull, muchte<br />

me met den Saaken de Trappe ropp<br />

bie et Bedde van Mama un Papa, dei<br />

verwundertent siëck iübber Geschenke,<br />

dei sei alt lange kanntent.<br />

Sou wor flott ne Stunde vergangen,<br />

un et woorte alt Tied, siëck fiür de<br />

Christmette te reïhn. Wei freuh ümme<br />

siëbben Uhr in de Misse ging, dei haa<br />

en langen Muarren taum Spiëllen viür<br />

siëck. Vie bruchtent te Faute ungefähr<br />

ne hallebe Stunde diürrech Iës un<br />

Schnei bit an de Kiarreke.<br />

Wann do abber der Köster met me<br />

langen Lichterstocke dei viëllen<br />

Wachskerzen an den Christböimen eïne<br />

noh der anderen aanmakete, verging<br />

dei düstere Stimmung. Et fauhltent<br />

siëck alle wall, soubald dann „Heiligste<br />

Nacht, Finsternis weichet, es strahlet<br />

hernieder“ gesungen woorte.<br />

An Christdag duurtent de Geïstliëken<br />

drei Missen fiëren. Unse Vikar ging<br />

tüsser Engelamt un Hirtenamt nit in de<br />

Sakristei, un ouk de meïsten Lüh bleïbent<br />

bie iamme in der Kiarreke, blous<br />

mannege Huusfraue heil et nit sou lange<br />

ut. Op dei warte noch ne Masse Arrebet<br />

an diam Fiërdah.<br />

Domols goov et in unser Kiarreke<br />

noch keine Heizunge, un am Aanfang<br />

van den Vertigerjohren haant vie areg<br />

kalle Winter. Der Pastouer toug Hanßen<br />

aan, do keïkent de Fingerspitzen<br />

vüar rut. In unsen Dahn driant de Lüh<br />

op me Fahrrah dei ouk alt-es.<br />

Rechts am Altoore niaber dem Missebauke<br />

stund en kleiner elektrischer<br />

Uaben, dat wor de eïnzige wareme Stië<br />

in der grouten Kiarreke.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!