Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Von der Landarbeit<br />
Roggen und Hafer wurde früher mit<br />
der Hand auf das Feld gestreut. Getreidesäen<br />
wollte geübt sein, das besorgte<br />
der Bauer selbst. Er hängte sich den<br />
Gurt vom Säblech um den Hals und<br />
hielt dies mit der linken Hand fest.<br />
Ältere Bauern banden sich – wie in<br />
früheren Zeiten üblich – ein Tuch um<br />
und schütteten etwa einen Eimer voll<br />
Kerne hinein. Mit der rechten Hand ergriff<br />
der Bauer die Saat. Nun setzte er<br />
den rechten Fuß einen kleinen Schritt<br />
vor und zog den linken heran. Sodann<br />
warf er eine Handvoll Hafer nach<br />
rechts auf einen etwa drei Meter breiten<br />
Streifen, griff weitere Kerne und streute<br />
diese nach links. Sogleich setzte er<br />
den rechte Fuß wieder vor.<br />
Vincent van Gogh,<br />
Der Sämann<br />
22<br />
Koren un Haber woorte freuher met der<br />
Hand op dat Feld gestreuet. Früchtesäen<br />
wull gekunnt sin, dat deh der Buere<br />
sellebes. Hei hung siëck den Gurt van<br />
dem Säbliack ümme den Hals un heil<br />
dat met der linken Hand fest.<br />
Öllere Bueren bungent siëck – ase in<br />
freuheren Tieden – en Laken ümme un<br />
schuttent do en Emmer viull Kerener<br />
rin. Met der rechten Hand pock der Buere<br />
de Soot. Nu makete hei met dem<br />
rechten Beïn nen Schritt un touch den<br />
linken Faut heran. Jetz schmeït hei ne<br />
Handviull Haber noh rechts op nen drei<br />
Meïter breïen Striepen, greïp nigge Kerener<br />
un säte dei noh links. Nu makete<br />
hei wiër nen Schritt.<br />
Hei seet den Haber<br />
Sachte geïht hei sienen Wiag<br />
iübber kulterige Fuaren,<br />
un in’t griese Seelaken<br />
griepet siene gruawe Hand.<br />
Haber räiert iübber’t Land<br />
in de hillige Freuhjohrseere.<br />
Schriëtt un Triëtt, dat is Gebiatt,<br />
Sachte geïht hei sienen Wiag<br />
iübber kulterige Fuaren.<br />
Norbert Voß (*1913)<br />
(hier in Dräuzer Platt, gekürzt)